… Siehe auch Text von heute Vormittag, hier auf der live-Site Ein 16-Jähriger hat zugegeben, den siebenjährigen Christian S. aus Berlin-Zehlendorf aus „persönlichem Frust“ erschlagen zu haben. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft heute mitteilten, hat der Jugendliche in der Vernehmung zugegeben, den Schüler am Samstag auf einem Spielplatz mehrfach auf den Kopf geschlagen zu haben. Der Vater von Christian hatte die Leiche seines Sohnes in der Nähe der elterlichen Wohnung in einem Waldstück gefunden. Freunde und Nachbarn legten Blumen und Plüschtiere am Leichenfundort nieder. Gestern hatte die Polizei dann den 16-Jährigen unter dringendem Tatverdacht festgenommen. Der Hauptschüler ist nach Angaben der Ermittler mehrfach wegen verschiedener Straftaten, darunter auch Gewaltdelikten, vorbestraft. Gegen ihn habe ein Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung vorgelegen, sagte ein Polizeisprecher. Dieser sei jedoch gegen Auflagen ausgesetzt gewesen. Der Jugendliche sei deutscher Staatsbürger und lebe bei seinen Großeltern. Er habe sein Opfer gekannt und zufällig am Tatort getroffen, hieß es. Jetzt droht ihm eine Jugendhaftstrafe von bis zu zehn Jahren. Als wichtigstes Indiz werteten die Ermittler, dass Spuren des Jugendlichen an der Leiche gefunden wurden. Dies habe ein DNA-Vergleich erbracht. Die Mordkommission hatte unter Jugendlichen ermittelt, die sich häufig in der Nähe des Fundortes der Leiche des Siebenjährigen trafen. Der Leiter der Mordkommission, Klaus Ruckschnat, hatte zunächst ausgeschlossen, dass es Verbindungen zu anderen ungeklärten Kindermorden gibt. HIER DER TEXT VON FEMINISSIMA, HEUTE, kurz nach 9 Uhr, den wir gerade jetzt (14 Uhr 30) hier eingefügt haben: Gestern hatte FEMINISSIMA in einem langen Text darüber nachgedacht, was so merkwürdig, so auffällig merkwürdig an dem „Fall“ – an dem Mord an dem kleinen Jungen erscheint. Unter anderem, dass niemand, außer einer Nachbarin und einer gleichaltrigen Spielkameradin – Christian gesehen haben will. So jedenfalls lauteten die Meldungen von gestern. Man stelle es sich vor: es war am Samstag, diesen vergangenen Samstag, als der Junge gegen halb elf, also 10 Uhr 30 die elterliche Wohnung verlässt, um bis zum Mittagessen draußen zu spielen. Es ist eine Siedlung, in der Christian wohnt – also – : halten wir fest: ein Samstagmorgen, Ende August, schönstes Wetter, eine Siedlung, in Berlin-Zehlendorf. Das Bild, das sich fast automatisch vor deinem geistigen Auge aufbaut, ist das eines „belebten Samstagmorgen“ – die Menschen haben frei, die meisten jedenfalls, eine Siedlung, mit all ihren Fenstern und den unsichtbaren Augen, die nach draußen schauen. Man stellt sich auch vor, dass der nahegelegene Spielplatz an einem Samstagmorgen im August, bei strahlendem Sonnenschein – voller Kinder ist, und Müttern und so. Wie es sich darstellte – so stellte es sich für FEM gestern dar, so schrieb sie darüber, wie in einem Kriminalroman, überlegte, was man dächte, wäre es ein Kriminalroman – so sah es aus, als stapfte der kleine Junge wie als einziger Mensch – noch gesehen von einer Nachbarin und einer gleichaltrigen Spielkameradin ganz allein zu seinem Spielplatz, bzw. das daran angrenzende Waldstück, das ebenfalls von den Kindern als Spielplatz benutzt wird. Die Siedlung in Sichtweite. Dicht dabei. Dem Täter oder den Tätern bleibt maximal eine Stunde oder eineinhalb, um den Jungen zu töten. Und auch Beweisstücke verschwinden zu lassen, wie etwa die Bekleidung des Jungen. Um 12 Uhr 45 findet der Vater seinen toten Sohn. Als der Junge zum Mittagessen nicht heimkam, machte er sich auf die Suche, mit dem Fahhrad. Dazu – lest bitte, so es Euch interessiert, den Text von gestern, den wir spätnachmittags in die Rubrik „fem&Gewalt“ gesetzt haben, unverändert. So. Heute Vormittag liest Du – „mehrere Jugendliche seien identifiziert und verhört worden“. Spekulationen, ein 16jähriger sei der Täter, wurden wieder dementiert. HIER aber die neue und weitergehende Merkwürdigkeit – plötzlich waren also doch noch „Leute unterwegs“ – was ja auch jeder annimmt, der einen Samstagvormittag kennt, und dazu noch in einer reinen Wohn-Siedlung…mit Kindern und Spielplatz….FEM versuchte gestern, sich vorstellend, es handele sich um einen fiktionalen Roman und nicht die grauenhafte Realität, Schlüsse zu ziehen, wer verdächtig sein könne..und… – ja, – lest selbst -. Wenn die Spekulationen über „Jugendliche“, die in der Berliner Presse aufgetaucht sind, sich schlußendlich als Realität herausstellen sollten, dann wäre das ein Beweis …ja, für was? Wie beschreibt man ein gesellschaftliches Phänomen, da Jugendliche hingehen und ein kleineres Kind einfach totschlagen? Es wäre ja nicht das erste Mal…in letzter Zeit…(9 Uhr 17)/Berlin 31. August – „spiegel-online“ fasst heute zusammen, was Berliner gestern schon im Radio und Lokalfernsehen erfahren haben, bzw. eine Berliner Boulevard-Zeitung brachte schon ein Foto (gestern!) des mutmaßlichen Täters, auf dem du trotz der Unkenntlichmachung des Gesichts erkennen konntest, dass es sich um einen farbigen Jungen handelte. Die Betonung auf „deutscher Staatsbürger“ und „bei den Großeltern aufgewachsen“ …ließ schon einiges ahnen…was nicht so rund im Leben des 16jährigen gelaufen sein könnte…“spiegel-online“ – fasst zusammen, KINDERMORD IN BERLIN „Es ist einfach so passiert“ Von Matthias Gebauer und Jens Todt Der Mord an dem siebenjährigen Christian ist aufgeklärt, ein 16-jähriger Nachbar in Haft. Die Polizei steht vor einem Rätsel, denn der Verdächtige handelte spontan, ohne Motiv. Die Justiz gerät unter Druck, da er bereits mehrmals aufgefallen war, aber niemand reagierte.
Mordopfer Christian: Einfach so umgebracht? Stundenlang haben Ruckschnats Kollegen den Jungen aus der direkten Nachbarschaft des Opfers verhört. Zuerst stritt der Verdächtige alles ab. Nach Stunden gab er zu, sein späteres Opfer am vergangenen Samstag zumindest gesehen zu haben. Irgendwann nach langem Hin und Her, Dutzenden von Unterbrechungen und dem stetigen Insistieren der Fahnder brach Keith M. zusammen. Am „Bunker“, einer Art Holzverschlag, habe er Christian getroffen. Gemeinsam gingen sie rüber zur alten Baumschule gegangen, nur wenige hundert Meter von den Häusern der beiden entfernt. Berlin: Mord an siebenjährigem Christian aufgeklärt Warum Keith dort so lange auf Christian einschlug, bis der tot war, wollte M. nicht sagen. Die Fahnder gewinnen mehr und mehr das Gefühl, dass er es selbst nicht weiß. Dass er das Motiv gar nicht nennen kann. Fast hilflos sprechen sie von Autoaggressionen, von plötzlichen Gewaltschüben. Sie suchen nach Erklärungen in der Jugend. Sie stöbern in der Geschichte des Sohns eines amerikanischen Soldaten und einer Deutschen, die ihren Sohn gleich nach Geburt bei den Großeltern ablieferte und verschwand. „Es gibt viele Fingerzeige“, sagt einer der Ermittler zögerlich, „doch wie erklärt das einen solchen Mord?“ Ein Mord in der Nachbarschaft Die brutale Tat bewegt ganz Berlin. Geschockt sind die Anwohner in der sogenannten Alliierten-Siedlung darüber, dass der Vater von Christian seinen toten Sohn nur wenige hundert Meter von seinem Zuhause am Samstag entkleidet unter einer Plane fand. Fast noch erschreckender ist nun, dass der mutmaßliche Täter beinahe direkt Tür an Tür wohnte, sein späteres Opfer seit Jahren kannte. Es ist ein Mord in der Nachbarschaft, der Eltern in Angst versetzt. Die Festnahme erleichtert dabei nur oberflächlich. Auch dass es sich entgegen erster Verdachtsmomente nicht um eine Sexualstraftat handelt, kann nicht beruhigen. DDP Genau hier wohnte auch Keith, der mutmaßliche Mörder. Auf der Suche nach Erklärungen stößt man auf viele kleine Enttäuschungen eines Jugendlichen, der wohl nie eine wirkliche Chance hatte. Immer mehr wurde rohe Gewalt für ihn zum Ventil für Frust, Verzweiflung und Verletzungen. Am Ende gewannen die Ermittler das Gefühl, einem unkontrollierbaren Täter gegenüberzusitzen, der quasi jeden Moment ausrasten kann. „Wenn dies passierte“, so einer der Kriminalisten des LKA, „reagierte er spontan, sehr aggressiv und absolut hemmungslos“. Dass er bei den Taten über die Folgen nachdachte, ist so kaum vorstellbar. „Es ist einfach so passiert“, sagte er den Fahndern. Gewalt als Ventil Keiths Freunde kennen diese Ausbrüche. Er raste halt einfach schnell aus, sagt einer von ihnen. Dann erzählt er, Keith habe sich vor der Tat heftig mit seiner Freundin gestritten. Schnell flogen in solchen Situationen die Fetzen. Ein oder zwei Wochen davor schlug Keith nach einem Streit mit der Freundin „mit voller Wucht gegen einen Zigarettenautomat und brach sich dabei das Handgelenk“, berichtet ein Freund. Der Gips am Arm könnte beim Streit mit dem kleinen Christian ein Grund für die tödlichen Verletzungen gewesen sein. Woran sich die Freunde und Nachbarn erinnern, liefert ein schemenhaftes Bild und doch noch lange keine Erklärung. „Wenn es mal nicht so lief, hat er sehr schnell zugetreten“, erinnert sich der Vater eines Mannschaftskameraden bei Hertha Zehlendorf Fußball, wo Keith früher kickte. Andere Nachbarn berichten von einer brutalen Kindheit bei den Großeltern und über das problematische Verhältnis zu seinem Großvater. „Er wurde früher oft geschlagen“, sagt eine Freundin, „er hatte keine schöne Kindheit.“ Zudem hänselten ihn die Mitschüler wegen seiner dunklen Hautfarbe. Den Hauptschulabschluss schaffte er mit viel Mühe. Die Suche nach einer Lehrstelle aber blieb bisher erfolglos. Es dauerte nicht lange, bis sich die Ermittler am Wochenende auf Keith konzentrierten. Schon gestern redeten die ersten Polizisten mit dem Jugendlichen. Er stritt jegliche Beteiligung ab. Sogar eine freiwillige Speichelprobe gab er ab. Die wurde für ihn schon wenige Stunden später zum Verhängnis. Als sich seine Spuren eindeutig mit DNA-Spuren vom Tatort deckten, kam die Polizei noch einmal in die Siedlung von kleinen Einfamilienhäusern am Windsteinweg. Diesmal nahmen sie Keith mit auf die Wache. Auch wenn er weiter leugnete, stand er unter dringendem Tatverdacht. Lange Liste von Straftaten Mittlerweile wissen die Fahnder auch, dass Keith nicht zum ersten Mal brutal zuschlug. Bereits im Jahr 2004 wollte er in einem Laden Bierdosen klauen und wurde erwischt. Zuerst griff er die Verkäuferinnen an, später auch die Polizisten. Wegen des Überfalls wurde er zu sechs Monaten Jugendhaft verurteilt, die Strafe wurde für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Im Juni dieses Jahres jedoch schlug Keith M. wieder zu. An einer Tankstelle vermöbelte er einen 20-Jährigen so brutal, dass dieser mit lebensgefährlichen Verletzungen in die Klinik kam. Einige Tage darauf erließ ein Richter Haftbefehl wegen gefährlicher Körperverletzung, setzte Keith aber unter Meldeauflagen auf freien Fuß. Die Vorgeschichte stößt mehr und mehr auf Unverständnis. So mancher Ermittler fragt sich, warum der Verdächtige noch auf freiem Fuß sein konnte. Oder warum nicht zumindest die Bewährung für die erste Tat aufgehoben wurde. Oder zumindest eine DNA-Probe von Keith in der Intensivtäter-Datei gespeichert war. Auf einer Pressekonferenz musste sich der ermittelnde Staatsanwalt Ralph Knispel bereits mit den Fragen auseinandersetzen. Ob die Abläufe beim Umgang mit dem Serienstraftäter angemessen gewesen seien, wollten die Reporter wissen. Knispel wurde mehr als einsilbig. „Die Antwort ahnen Sie wohl“, raunte er. Einige Etagen höher im Justizapparat ließ sich die Senatorin Karin Schubert zu diesem Zeitpunkt bereits alle Akten zu dem Fall kommen und las Seite für Seite die Berichte von Ermittlern und die ergangenen Entscheidungen im Fall des 16-Jährigen. Ebenso führte sie sofort Gespräche mit den Staatsanwälten, die für die sogenannten Intensivgewalttäter zuständig sind. Nach der Lektüre gab sich die Senatorin offen für eine Diskussion. „Jeder in der Stadt ist geschockt über diese Tat“, sagte die Politikerin SPIEGEL ONLINE, „und für uns wäre es das Schlimmste, wenn wir irgendeinen Fehler gemacht hätten.“ Justiz prüft den Fall auf mögliche Lücken In den kommenden Tagen will die Senatorin den Fall des getöteten Christian noch einmal Schritt für Schritt nachvollziehen. „Im Angesicht dieser Tat müssen wir uns fragen, ob wir alle möglichen Schritte ausgeschöpft haben, um die Gesellschaft vor einen Tätertyp wie diesem besser zu schützen“, so Schubert am Abend. „Wenn es eine Lücke bei der notwendigen Verfolgung gegeben hat, werde ich sie schließen lassen“, kündigte Schubert an. Konkret sagte sie, dass man über die Hürden für die Aussetzung von Bewährungen bei einer erneuten Straftat vielleicht auf Bundesebene diskutieren müsse. „Auch wenn es die Tat nicht rückgängig machen kann“, sagte Schubert, „werde ich den Fall bis ins letzte Detail prüfen lassen“. 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