auch dies ist noch nicht der Text für die live-Site…aber auch sehr aufschlußreich…KERAMIK…ja…die Glasur…dies ein Bericht vom 17. 7. 1998 „SWR/Tele-Doktor“ – bitte sehr:
Bleivergiftung
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Für eine 24-jährige Verwaltungsangestellte wurde eine Tasse aus Kreta fast zum Verhängnis. Die junge Frau landete als Notfall im Krankenhaus, mit kolikartigen Bauchschmerzen und Atemnot. Ausführliche Blutuntersuchungen lieferten schließlich des Rätsels Lösung: Die Bleikonzentration im Blut war viel zu hoch! Die Patientin litt an einer akuten Bleivergiftung! Aber wie kommt eine gesunde junge Frau zu einer Bleivergiftung?
Zwei mal täglich schlürfte sie aus dieser Tasse ihren Zitronentee. Und das über zweieinhalb Monate! Labortests zeigten, daß sich die Glasur durch das heiße Wasser und die Säure langsam auflöste. Dabei gelangten gefährliche Mengen Blei in den Tee. Und die junge Frau hat das getrunken. Wie Sie sehen ist die Ablösung der Glasur deutlich zu erkennen.
Nun, die Patientin bekam ein Medikament, das die Bleiausscheidung ermöglicht. Die Beschwerden liessen rasch nach, und nach einigen Monaten war das Blei wieder aus dem Blut verschwunden.
Eine Bleivergiftung war in früheren Jahrhunderten nicht unüblich. Es wird sogar behauptet, daß das Römische Reich zugrunde gegangen ist, weil Generationen von Römern ihren Wein aus Bleihumpen schlürften. Und – auch die alten Römer hatten schon Wasserleitungen aus Blei. Und schon damals wurde vor den möglichen Gesundheitsschäden eindringlich gewarnt.
Blei gehört zu den Schwermetallen die, wenn sie vom Körper aufgenommen werden, dort auch zum größten Teil bleiben. Das Blei lagert in den Zellen fast aller Organe. Im Knochenmark hemmt es die Bildung neuer Blutkörperchen, die Nervenzellen werden in ihrer Funktion beeinträchtigt und Blei schädigt die Nieren.
Bleivergiftungen kommen in Deutschland eigentlich nicht mehr vor. Diese Gesetzesparagraphen verbieten die Verwendung von Blei in Farben und Glasuren. Aber es gibt in Deutschland immer noch Wasserleitungen aus Blei. Wenn Sie in einem Haus wohnen, das vor 1960 gebaut wurde, könnte es sein, daß Bleirohre verlegt wurden. Das kann für Kleinkinder gefährlich werden. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen: Die Gesundheitsämter führen Labortests durch oder können Ihnen zumindest sagen, wohin Sie sich wenden können. Und dann gibt es noch einen Trick, wie Sie das Risiko vermindern können: Lassen Sie das Wasser, vor allem morgens, wenn es viele Stunden in den Bleirohren gestanden hat, etwa eine halbe Minuten laufen. Wird das Wasser deutlich kälter, ist Ihre Bleileitung durchgespült.
Und beim nächsten Urlaub, denken Sie an diese Tasse und die Geschichte von der jungen Frau. Aus solchen schönen Keramiksouveniers sollte man nicht trinken, man kann sie auch anders benutzen: zum Beispiel für Bleistifte…
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