PAKISTAN: sperrt die Männer ein!

Als Vasallenstaaten für die USA sind sie gut, ansonsten wird sich wenig um die Staaten und deren Entwicklung gekümmert. PRESSE-SCHAU heute widmet sich einem Kind, einem MÄDCHEN, das im Namen des Dorfältesten vergewaltigt worden war. Wäre das nicht an die Presse und damit weltweit bekannt geworden…nun aber kommen die Peiniger wieder aus dem Gefängnis – dazu spiegel-online:
22. Juni 2005

VERGEWALTIGUNG AUF BEFEHL

Die Tat, von der niemand wissen wollte

Von vier Männern wurde die Pakistanerin Muchtaran Mai vergewaltigt – auf Befehl des Dorfrates. Nun ist das Leben der jungen Frau in Gefahr, denn ein Gericht hat Muchtarans Peiniger wieder aus dem Gefängnis entlassen. Trotzdem hindern Pakistans Behörden das Opfer daran, das Land zu verlassen.

REUTERS

Muchtaran Mai: Vergewaltigung von Dorfrat beschlossen

Islamabad – Für pakistanische Verhältnisse ist es gar nicht so außergewöhnlich, was mit Muchtaran Mai vor drei Jahren geschah. Schließlich ist sie nur eine einfache Bäuerin aus der tiefen Provinz Südost-Pakistans. Doch Muchtarans Schicksal hat weltweit für Empörung gesorgt. Denn damals, vor drei Jahren, vergewaltigen vier Männer die junge Bäuerin – auf Anweisung der Ältesten des Dorfes. Und niemand in Pakistan wollte davon etwas wissen.

Am Anfang stand ein Streit unter Nachbarn. Der Mastoi-Klan hatte Muchtarans zwölfjährigem Bruder vorgeworfen, ein weibliches Familienmitglied vergewaltigt zu haben – und eine Spirale aus Gewalt und Rache begann sich zu drehen. Zur Strafe für die vermeintliche Tat missbrauchten daraufhin zwei Klan-Mitglieder den Jungen.

Doch die einflussreiche Sippe forderte und bekam eine noch weitergehende Vergeltung: Die Versammlung der Ältesten beschloss die Schändung Muchtarans. Unter einem Vorwand wurde die Frau zu der Versammlung gerufen, dann schleppten sie die Männer in eine Hütte. Einer drückte ihr eine Waffe an den Kopf, dann vergewaltigten sie vier Männer einer Stunde lang.

Ehrenmorde und auch Ehrenvergewaltigungen gelten in Pakistan als normal. So wurden allein 2003 mehr als 1000 Frauen umgebracht, meist weil sie angeblich Schande über ihre Familie gebracht hatten; alle zwei Stunden werden Schätzungen zufolge pakistanische Frauen vergewaltigt. Die Täter bleiben meist unbehelligt, der Vorfall wird totgeschwiegen.

Außergewöhnlich an Muchtarans Fall war die Tatsache, dass die junge Frau es wagte, gegen das Schweigen in ihrem Dorf aufzubegehren und die Vergewaltigung der Polizei zu melden. Erst als der Fall zufällig von den Medien aufgegriffen wurde, schritt die Justiz ein: Gegen sechs der Täter wurde die Todesstrafe verhängt. Ein anderes Gericht hob die Urteile jedoch wieder auf und ließ fünf der Täter frei, die Strafe des sechsten wurde in lebenslange Haft umgewandelt. Auch sechs Mitglieder des Dorfrates wurden kurzzeitig festgenommen, aber Anfang dieses Monats ebenfalls wieder laufen gelassen.

Muchtaran Mai lebt nun in ständiger Angst vor Racheakten der Nachbar-Sippen. Menschenrechtsaktivisten hatten die junge Bäuerin gebeten, auch außerhalb ihres Landes von den Lebensbedingungen pakistanischer Frauen zu berichten. Doch bei einem Behördenbesuch zog ein Beamter plötzlich den Reisepass der Frau ein. „Das geschieht im Interesse ihrer eigenen Sicherheit“, lautete die lapidare Begründung.

Inzwischen ist Muchtarans Schicksal ein Fall für die internationale Politik geworden. US-Außenministerin Condoleeza Rice habe bei einem Treffen mit ihrem pakistanischen Amtskollegen über die Angelegenheit gesprochen, teilte das US-Außenministerium mit. „Rice hat klargestellt, dass Mai in den Vereinigten Staaten willkommen ist und dass wir von der Regierung Pakistans erwarten, ihr bei der Ausreise keine Hindernisse in den Weg zu legen.“

Der Nachrichtenagentur Reuters sagte Mai am Telefon, eine Beamtin habe ihr inzwischen versprochen, den Pass sofort zuzuschicken.

Roman Heflik