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Karfreitag, das ist der düsterste Tag in der Geschichte der Christenheit, der evangelischen jedenfalls.
Nichts für sensible Seelen.
Für die ist nicht nachvollziehbar, warum Jesus, der sich doch durch all unsere Kindheit zieht, als Bild für das „Gute“ schlechthin –
das „Jesuskind,
das zu Weihnachten geboren wurde“,
dessen Geburt wir so herbeisehnten…
wir alle so ergriffen am Heiligen Abend…
(nicht nur wegen der Geschenke, die ein Symbol darstellten, die Gaben zu Christi Geburt..)
wenn wir vor dem Christbaum, schimmerndes Kerzenlicht hinter Engelshaar – gesungen haben: Stille Nacht..
dann spürten wir etwas von jener Andacht, von einer Ros, die mitten in einer kalten Winternacht Wärme gebracht hatte…
in der Kirche, zuvor,
mit all den anderen geschmettert hatten – „O du fröhliche…“
Nein – es war nicht zu begreifen, für uns Kinder auf keinen Fall, warum dann das liebe Jesu-Kind am Karfreitag gekreuzigt werden sollte und gekreuzigt wurde.
Bittere Tränen, und die Großmutter tröstete dann, ach, es wird ja alles wieder gut, zwei Tage später „steht das Jesuskind dann wieder auf und fährt zum Himmel…“
Als Kind freust Du Dich auf der Stelle, bist von einer Sekunde auf die andere getröstet,
wenn eine Geschichte ihr gutes Ende findet…
doch ein kluges-waches Kind , und eigentlich sind alle Kinder klug-und-wach-
lässt sich nicht einfach so abspeisen und fragt nach – :
ABER WARUM denn -muß das Jesulein erst sterben, wenn es dann wieder lebendig sein darf und sowieso erst drei Monate vorher, am 24. Dezember…geboren worden ist?????
Auch eine noch so liebe Großmutter mochte da überfragt gewesen sein – und die Frage nach dem WARUM –
dieser doch so raschen Aufeinanderfolge
von – GEBURT-STERBEN-WIEDERAUFERSTEHEN…
und was ist mit Pfingsten…??
– sie blieb.
Auch im Religionsunterricht wurde sie nicht wirklich beantwortet.
Auch der Hinweis auf die TAUFE half nicht wirklich weiter:
Doch Augenblick, soweit sind wir noch nicht.
Ein Blick zunächst auf den Begriff – KARFREITAG.
Hat er was mit „karg“ zu tun, woher kommt das Wort?
Karfreitag ist als Begriff übriggeblieben von „kara“ – aus dem Althochdeutschen –
kara heißt so viel wie WEHKLAGEN…
Schon sehr früh, wahrscheinlich Jahrhunderte vor der uns bekannten Psycho-Analyse…
war diese Verknüpfung vom Karfreitag, als dem Tag der Buße der christlichen Gläubigen bekannt.
Ja, er galt und gilt vielen Christen bis heute als der wichtigste, strengste Feiertag…der Tag der SELBSTANKLAGE…der TRAUER…des Gedenkens des eigenen SÜNDENREGISTERS.
„Jesus ist für uns gestorben!
Er hat all unsere Sünden auf sich genommen!
Dafür hat er das Kreuz getragen, auf sich genommen und sich daran kreuzigen lassen!
So hieß es hier und da.
Und dann kam der Verweis auf die Taufe – nur wer getauft sei, auf den Tod von Jesu Christi, erlange damit auch die Vergebung.
Ach so.
Moment.
Geht das nicht alles sehr schnell?
Bin ich sündig?
Mußte meinetwegen das Jesulein so furchtbar, das Urbild der GEWALTLOSIGKEIT denn lebendigen Leibes an ein Kreuz genagelt werden?
Nein, dann will ich nicht getauft werden!
Ich will nicht, dass wegen mir ein anderer ans Kreuz genagelt wird!
Diese Diskussionen in einem eher philosophisch geprägten Religionsunterricht,
zuweilen hatten auch Schüler das Glück wirklich guter Religionslehrer, die eben keine „RELIGIONS-LEHRER“ im engen Sinn waren –
also, es gibt gar keinen Jesus?
Es ist alles Symbolik?
Auf dem Weg zur Selbsterkenntnis?
Ein Weg zur Prüfung, Überprüfung des eigenen Gewissens?
Dem Erkennen der eigenen Verfehlungen?
Und die Gewißheit…alles wird vergeben…weil ein anderer für Dich stirbt.
Nein, wir konnten das nie nachvollziehen.
Es erschien uns ungerecht und gleichzeitig – zu einfach.
Nein-nein, so einfach wäre es ja doch nicht. Gar nicht!
Der Karfreitag mit all seiner schweren Botschaft des Todes, der martialischen Hinrichtung eines Unschuldigen, für andere, die schuldig geworden waren..?
stelle diese PRÜFUNG dar, die ein echter Christ ernstzunehmen habe:
„Hat sein Tun und Handeln überhaupt die Gnade der Vergebung verdient?“
Und damit beginne die Analyse jeder Handlung …der KARFREITAG…als der Tag der intensivsten Selbstbesinnung und Selbstprüfung…
Du kannst es nur symbolisch und psychoanalytisch begreifen…sonst zerreißt es nach-wie-vor-Dein-Sein.
Dass eine Religion letztlich erst durch einen Mord andere reinwäscht und ihnen verzeiht.
Nein.
Eigentlich macht dies den KARFREITAG und das Christentum insgesamt für sensible Seelen nicht leichter oder gar einfacher…….Rose/17 Uhr 45 /Berlin