Die neuesten Print-Menschen-& Medientrends:
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Das Auftreten der neuesten Zeitschriftengründung paßt zum Geldgeber dahinter: als „Österreichs charmantestes und aktuellestes und bestes People-Magazin“ bezeichnet sich „Seitenblicke“ in seiner ersten Ausgabe. Das Heft wurde konzipiert von Christian Kämmerling (früher „SZ“-Magazin), Christian Seiler, Ex-Chefredakteur der Kulturzeitschrift „Du“ und Alex Wiederin (Creative Director der italienischen „Glamour“). Mitte 2004 hatte der Red-Bull-Erfinder Dietrich Mateschitz 80 Prozent des Seitenblicke Verlag übernommen und nun für das Heft kräftig eingekauft (etwa Helge Timmerberg als Textchef). Herausgekommen ist eine Punk-Version der „Bunte“, die das Medienmagazin „V.i.S.d.P.“ ebenso wie die US-Blätter „Us“ und „Star“ zitiert. Man ahnte kaum, daß „PeopleJournalismus“ so sexy aussehen kann. Obwohl sich auch ein T.C. Boyle-Interview in der ersten Ausgabe findet, geht es dem Blatt vor allem um das eine: „Ein Star nach dem anderen wird hochgekocht“ (Kämmerling).
Das Kurz-Comeback der Woche hatte Josef Andorfer. Der geschaßte RTL-2-Chef spazierte am Donnerstag wieder beim Münchner Sender durch die Tür, den er laut dem Willen der Gesellschafter RTL Group und Tele München nicht mehr leiten soll. Andorfer konnte eine einstweilige Verfügung gegen die Kündigung erwirken und mußte nun sichtbar machen, daß es ihm mit der Klage ernst ist. Es geht bei dem Spiel um die Höhe der Abfindung. Daß Andorfer als Senderchef Vergangenheit ist, wurde mittlerweile auf einer zweiten Gesellschafterversammlung bekräftigt, auch wenn sich Burda-Mann Helmut Markwort weiter gegen die Kündigung ausspricht. Wenn es sein müsse, heißt es im Gesellschafterkreis, beschließe man den Rauswurf auch ein drittes Mal. Im „Big Brother“-Sender werden eben auch Entlassungen gut inszeniert.
20 Millionen Euro will Gruner+Jahr in den kommenden zwei Jahren sparen. Vor allem bei der Cash-Cow „Stern“ sieht Vorstand Bernd Buchholz noch Potential. Überraschend ist das nicht – natürlich müssen alle Verlage genau auf ihre Kosten schauen. Am Hamburger Baumwall ist man wegen der schlechten Presse ein wenig verschnupft – vor der Jahrespressekonferenz am 18. März sind solche „bad news“ nicht erwünscht. Und G+J-Chef Bernd Kundrun wird kaum zum großen Gegenschlag ausholen können.
Neue Projekte wie eine „Upmarket-Frauenzeitschrift“ (Ex-„Glamour“-Chefin Bettina Wündrich arbeitet sich seit Monatsanfang in München ein) und das Wissensmagazin „Galileo“ sind noch nicht spruchreif.
Beim Mitbewerber Condé Nast trommelt man dagegen um so lauter.
Das exklusive („Vogue“, „GQ“), aber schmale Portfolio soll um einen monatlichen Frauentitel erweitert werden.
Chefredakteurin ist Sabine Hofmann („Für Sie“).
Deutlich people-lastiger dürfte Bauers „In Touch“ werden, die Adaption eines US-Erfolgstitels. Nachdem die Entwicklungsredaktion in Köln ihre Zelte abgebrochen hat, wird nun unter Regie von Marc Werthmann in Hamburg weitergebastelt.
Viele Neueinsteiger in der Liste der 100 „besten und wichtigsten“ deutschen Zeitschriften, ermittelt von der LeadAcademy für Mediendesign und Medienmarketing.
„Cicero“ (Ringier) steigt gleich auf Platz 6 ein, „Neon“ (G+J) auf 17, gefolgt von den Independent-Blättern „Monopol“ (26), „Dummy“ (39) und der Springer-Viertelsjahresschrift „Der Freund“ (48).
Gefragt waren über 2000 Entscheider.
Zwei unangenehme Pillen muß der Ex-Trendsetter Milchstraße schlucken:
„Max“ stürzt von Platz 27 auf 50,
„Amica“ gar von 37 auf 95.
Viel Arbeit für „Bunte“-Chefin Patricia Riekel, unter deren Führung die Frauenzeitschrift weiterleben darf.
Was sind die Trends?
„Inhalte zählen in Deutschland immer noch mehr als die Gestaltung“,
sagt LeadAcademy-Vorstand Lo Breier.
Bester Beweis – der „Spiegel“ hält den ersten Platz vor „Mare“ und „brand eins“.
Artikel erschienen am 27. Februar 2005