Dschungelcamp DEUTSCHES THEATER, Berlin…ja, und hier dazu eine köstliche Glosse, wie so oft, das muß der Neid lassen….in der WELT..also die KULTUR-PRESSE-STIMME von heute für Euch von FEMINISSIMA…“INTENDANTEN-JAGEN“…:
Dienstag, 25. Januar 2005 Berlin
Intendanten jagen
Deutsches Theater
von Manuel Brug
Findungskommissionen sind eigentlich – wie der Name schon andeutet – etwas Dröges. Behäbig, beamtenhaft, abwägend. Spaß machen sie offenbar nur in Berlin.
Denn da entwickeln sich Findungskommissionen immer mehr zu Nachrichtenschleudern. Statt hinter verschlossenen Türen zu tagen, über Namen zu diskutieren und zaudernden Politikern bei Postenbesetzungen zu assistieren, scheint sich an der Spree die Praxis durchgesetzt zu haben, immer mal wieder einen neuen Namen durchs Dorf und den anschließenden Blätterwald zu treiben. Wie jetzt wieder bei der langsam wirklich lachhaften Suche nach einem neuen Kopf für das Deutsche Theater.
Da tagt, nachdem der dünnhäutige Geheimkandidat des Senators schnell das Handtuch geworfen hat, erstmals die dreiköpfige Findungskommission. Stunden später beginnt bereits das öffentliche Gespräch über die jüngsten Namen. Darunter ist auch der ehemalige Lebensgefährte einer der Findungskommissarinnen – was aber gar nichts zu bedeuten habe, wie so manches verlängerte journalistische Sprachrohr glaubt versichern zu müssen.
Und der Kultursenator Thomas Flierl (PDS), der inzwischen offenbar überhaupt nicht mehr Herr der Lage ist, schaut brav zu, wie ein möglicher Aspirant nach dem anderen öffentlich diskutiert und anschließend zerfleischt wird. Die Presse als Wurstmaschine. Wer die kulturdarwinistische Schlachtplatte überlebt, ist Kandidat für das Dschungelcamp eines Berliner Intendantenjobs. Und wenn keiner durchkommt, behält man halt den alten. Den Versuch war es wert.
Schließlich ist nichts unterhaltender als eine brodelnde Gerüchteküche. Mehr Spannung als manches postdramatische Theater auf der Bühne hat das permanente Kulissengeflüster allemal. Und warum sollten niedere Chargen noch den Mund halten, wenn längst in den höheren Etagen vornehmlich die hohe Kunst des Dampfgeplauders betrieben wird?
Fehlt noch etwas? Ach ja, die jüngsten Namen: Thomas Oberender, Andreas Spillmann, Tom Stromberg, Winfried Schultz. Hiermit zum Abschuß freigegeben.
Artikel erschienen am Di, 25. Januar 2005