Altersarmut, politikgewollt

Altersarmut – Gesprächskreis?

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„Altersarmut“ zusammengestellt als anregende Gesprächsgrundlage

des Vorruheständlerkreises und die es werden wollen

von Klaus Wanner, Berlin: Stand 01.12.2004

Betroffen sind Langzeitarbeitslose ab Anfang 50, Vorruheständer, Rentner, Behinderte, psychisch Kranke und Sozialhilfeempfänger.

Wie sieht die materielle Situation aus? Gegenwart und nahe Zukunft:

Preise steigen wie Miete, Mietnebenkosten, Lebenshaltungskosten, Fahrpreise (Nah- und Fernverkehr) etc bei gleichlaufenden Kürzungen der Einkünfte (Hartz IV= AlgII Allensbach, Sept.04,; Minijobs) und Renten (Rentenklau seit 1992 schon 40%; die Besteuerung ab 2005 sowie weitere Abzüge wie Krankengeld etc ab 01.07.2005 0,9%). Die Erhöhung des Arbeitsalters bedeutet faktisch die Absenkung der Rentenhöhe. Man hat zwar zeitlich mehr Freiheiten aber ist den monitären Zwängen ausgesetzt und die Rentner sind um die Früchte ihrer jahrelangen Arbeit gebracht worden.

Weitere Sozialversicherungsabgaben werden folgen wie z.B. zur Pflegeversicherung, oder die Einführung der Unterhaltspflicht in der Seitenlinie (Geschwister unter-einander)u.a….

Welche materielle Konsequenzen hat dies möglicherweise?: Bringt auf jeden Falle eine ungewollte Veränderung mit sich wie Wohnungswechsel wird erforderlich (Seniorenhäuser oder Umzug in Außen- oder in Randbezirke Berlins), was Verdrängung aus dem angestammten Wohnbereich bedeutet mit den daraus resultierenden Bruch sozialer Kontakte und Beziehungen. Von liebgewonnenem Inventar (museal) und von sonstigem Gesammeltem (bibliophil) muß getrennt und/oder veräußert werden, weil Verkleinerung angesagt ist, Ansprüche sind zu reduzieren, kann unter Umständen auch als Befreiung erlebt werden. Einschränkung von geregeltem Luxus und Wohlstand; es wird überlegt, wo kann gespart werden. Mindereinkauf von Lebensmitteln. Man kann sich weniger leisten, ohne Schulden zu machen.

Welche Auswirkung geistig/psychisch/seelisch wird dieses verursachen?: Wenn der materielle Absturz und Ausscheiden aus dem Arbeitsleben schnell und sehr radikal stattfindet, kann dies zu einer längeren emotionale, innere Umbruchsphase führen (bei Männern voraussichtlich stärker ausgeprägt sein als bei Frauen).

Nichtfreiwillige Mobilität und Flexibilität im Alter führt häufig zu Entwurzelung, nicht umsonst heißt es, es tut nicht gut, alte Bäume (ständig) zu verpflanzen (Umstellungsschwierigkeiten).

Starke Einschränkung von kulturellen Angeboten, Rückzug ins häusliche Milieu (TV, Internet, Telefonitis). Gefahr auf Grund der Vereinsamung in Depression zu geraten, (Aufmerksamkeits- und Zuwendungshaltung); heimliches Trinken; subjektiv erleben von sozialem Abstieg (kann gesellschaftlich noch verstärkt erfahren werden wie durch soziale Kälte); selbst im Freundeskreis wird man möglicherweise abgeschrieben, weil man nicht mehr mithalten kann wie Konzertbesuche, gut essen gehen und sich schick kleiden etc. (Spaß- und Vergnügungsbesuche) Diese Abwertung erzeugt neben Verlust von Würde auch die von Freiheit.

Wenn einer der Partner schnarcht, gibt es die Möglichkeit, in getrennten Zimmern zu schlafen? wie wohnt man, wenn das Treppensteigen nicht mehr geht oder sonstig durch Kranksein von anderen abhängig wird? Sind Ärzte in der Nähe, Krankenwagen schnell zur Stelle?

Wieweit wird man gebraucht oder fühlt man sich schon überflüssig? Sind Kinder und Kindeskinder, Eltern oder Partner da? Die Erwartung, dass das eigene Kind einem als Gebrechlichen schnell wegen Betreuung zur Stelle zur Verfügung steht, ist auch eine Einstellungsfalle, wenn dies verheiratet, in Arbeit steht und woanders wohnt oder lästig einen abschiebt.

Hält man an alten Gewohnheiten fest oder ist man noch tolerant?

Wie sieht dieses Problem in anderen Kulturen aus, bestehen dort trotz größter Armut bessere soziale Zusammenhalte, also Solidarität???

Möglichkeiten zum Lebensqualitätserhalt: Versuch von Hinzuverdienst durch „Sklavenarbeit“, weil man sich unter Wert verkaufen muß, das die „Schwarzarbeit“ als Schattenwirtschaft fördert; Schnäppchenjagd; Aufsuchen von Essküchen oder Teestuben, um neben der Verköstigung Austausch zu Mitbetroffene zu haben (Problem des Niveauverlustes). Als single möglichst eine/n reiche/n PartnerIn finden, das die Ausnahme sein dürfte. Große Wohnungen durch Untervermietung Kosten verringern.

Eine Lebensform wäre in Wohngemeinschaften aus Kostengründen zu ziehen und um sich nicht allein und einsam zu fühlen. Frage: welche normale WGs nehmen Alte auf? Wieweit ist der/die Betroffene bereit, sich Auseinandersetzungen in WGs zu stellen und sich anzupassen, wenn er/sie Seelenfrieden sucht? Eine andere wäre: getrennt wohnen, gemeinsam leben!

aus: Christine und Harald Lüders: „Lebst du noch oder sparst du schon?“ FTB 16374, 7.90€, 2004: daraus folgende Hinweise:

Soziologin Heike Grünwald, B.-Steglitz: „Gemeinsam wohnen und Altwerden – GWA“

„Forum für gemeinschaftliches wohnen im Alter – www.fgwa.de“; www.generationdialog.de; Hannover: „Laher Höfe“; Köln: „Haus Mobile – www.nwia.de“;

München: “urbanes wohnen“, B.-Neukölln: „Offensives Altern“

Wer sich’s leisten kann, sucht Alterswohnresidenzen oder Ruhesitze oder Projekte wie www.labsaal.de

aus Berliner Zeitung 20./21.Nov.04:

Seniorenwohngemeinschaft in 2Fami.Haus, auf dem Lande in Stadtnähe: 470 308 647

Internet: www.single-generationen.de

Berlin: Verein „Ambulante Dienste- ad“, versucht auf die Bedürfnisse Behinderter einzugehen. Bisheriges Qualitäts- und Beschäftigungsproblem: examinierte Alten- und Pflegekräfte sind nicht erwünscht, weil Behinderte mit den Methoden Examinierter schlechte Erfahrungen gemacht haben und angelernte Motivierte sind billiger.

(ver.di Publik 12-01,dez.04)

Aus ver.di Publik 12-01,dez04:„Angst vor einer ungesicherten Zukunft“ (B.A.T. Freizeit-Forschungsinstitut, Juni 04), Verlust des Arbeitsplatzes (polis Umfrage für den DGB, Juni 04 + R+V-Versicherung, Sept.04).

Untersuchungen über Existenzängste gibt es lt. Psychologie Heute, Nov.04 (Angstforscher Jürgen Markgraf, Basel) kaum im Gegensatz zur „Realangst“ als schützende, Lebens- erhaltende Funktion und die aus innerer Quelle kommend, die „neurotische Angst“ als „Verzerrung der Realität“, die lähmend wirken und zur Bedrohung werden kann (Christian Schneider, Ffm: Sigmund-Freud Institut).

Frage: ab wann werden konkrete Befürchtungen zur neurotischen Angst und wer bewertet daraus die angemessene Sichtweise?

Der Soziologe Ulrich Beck hat die Bindungsverlust und Zukunftsangst in seinem in den 80erJahre erschienen Werk: „Risikogesellschaft“ die Individualisierung der Gesellschaft mit der Auflösung traditioneller Bindungen: das Individium steht in dem Spannungsverhältnis: einerseits den Wunsch nach Autonomie und Unabhängigkeit andererseits den Wunsch nach Sicherheit, Stabilität und Überschaubarkeit. Somit ist nach Beck der Umgang mit Angst und Unsicherheit eine Schlüsselqualifikation.

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