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Etwa: BERLINER INITIATIVE PET!
www.berlin-diagnostik.de
Quelle: Berlin-Sein.de
„Zeit des Erwachens“
Wie ein zukunftsweisendes neues Computerbild-Verfahren für eine Revolution in der Krebserkennung sorgt
„Ich habe“, sagt Georg Tomaschewski, „ein zweites Leben geschenkt bekommen.“ Monatelang hatten Ärzte über Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen vergeblich nach dem Herd der Krebserkrankung des 71jährigen Berliner Professors gesucht. Ein neues Computer- Diagnose-Verfahren fand den bösartigen Tumor in seiner Lunge in einer Stunde – so frühzeitig, dass bei Tomaschewski eine erfolgreiche Therapie möglich war.
Von Ingomar Schwelz
We Tomaschewski setzen inzwischen immer mehr Krebspatienten in Deutschland auf die PositronenEmissionsTomograhie (PET) – eine High-Tech-Maschine, die im Unterschied zu den herkömmlichen Verfahren mit hoher Sicherheit den Unterschied zwischen einem gesundem und einem kranken Gewebe feststellt. „Das ist“, sagt der Nuklear-Mediziner Prof. Wolfgang Mohnike, „eine Revolution in der Tumordiagnostik.“
Während die bislang übliche Stufendiagnostik auf der Suche nach Krebsherden und Streumetastasen im Körper nur allzu oft ohne greifbares Ergebnis bleibt, zeigt PET mit einer einzigen Untersuchung alle pathologischen Zellstrukturen vom Scheitel bis zur Sohle auf einen Blick. „Wir erkennen sofort die Eigenschaften eines Tumors“, sagt Mohnike. Bei seinen Untersuchungen im Diagnostisch Therapeutischen Zentrum am Frankfurter Tor in Berlin sieht er auf Anhieb, ob ein Tumor aktiv ist, ob er wächst oder auch, ob es sich bei auffallenden Stellen auf dem Computerbild lediglich um eine alte Operationsnarbe oder doch um gefährliche Metastasen handelt. Die normale Computertomographie dagegen erkennt bis zu 30 Prozent der Tumore nicht. Mohnike: „Noch dazu sind die konventionellen Untersuchungen vielfach unangenehmer und risikoreicher als das neue Verfahren“.
Die eindeutige Krebsdiagnose macht eine speziell hergestellte, leicht radioaktiv markierte Zuckerlösung möglich. Nur ein Teelöffel voll der Glukose wird dem Patienten vor der Untersuchung injiziert und dann auf ihrem Weg durch den Körper mit einer Spezialkamera gefilmt.
Dabei lokalisieren Detektoren die Signale der an den Zucker gekoppelten radioaktiven Substanz. Ein Rechnersystem verarbeitet diese Signale und erzeugt schließlich bislang kaum für möglich gehaltene Bilder biologischer Vorgänge. Die Untersuchung läuft aufgrund der kurzen Halbwertzeit der radioaktiven Substanz von nur knapp zwei Stunden nach einem präzisen Zeitplan ab.
Im Gegensatz zu den Fotos konventioneller Tomographen zeigen die dreidimensionalen PET-Ganzkörperaufnahmen die Stoffwechsel- Aktivitäten der Körperzellen und nicht nur deren Lage und Größe. „Weil Krebszellen eine sehr hohe Stoffwechselrate besitzen und mehr umsetzen als ihre benachbarten Zellen“, erklärt Mohnike, „sind sie in der PET relativ einfach zu erkennen.“
So wie Mohnike bieten immer mehr Nuklear-Mediziner in Deutschland das neue Spezialverfahren an. Rund 70 PET-Geräte gibt es bis dato im Lande und die Aussichten sind groß, dass sich ihre Zahl bald verdoppelt. Vor allem die großen deutschen Krebsgesellschaften, die Chirurgenverbände und der Wissenschaftsrat als beratendes Gremium von Bund und Ländern halten das Spezialverfahren inzwischen sowohl in der Diagnostik als auch in der Vorsorge für unverzichtbar. So soll die PET bald zum Standard in der heimischen Medizinlandschaft zählen.
PET- Untersuchung eines Patienten.
Bei einer Ultraschall-Untersuchung fiel ein Knoten auf,
der als Metastase gedeutet werden musste (links).
Eine herkömmliche Computertomografie konnte den ursächlichen Primärtumor nicht finden.
Die PET weist ein kleines Karzinom in der rechten Lungenspitze nach (rechts).
Die jetzt im Schnellverfahren möglich gewordene eindeutige Unter- scheidung zwischen einem pathologischen Zustand und einem Normalbefund lässt die oft verzweifelten Krebspatienten neue Hoffnung schöpfen. Quälende Fragen wie: „Wieviele Metastasen habe ich wirklich?“, „Wo sitzt der Ursprungstumor?“, „Ist der vergrößerte Lymphknoten gutartig oder doch bösartig?“ oder „Hat eine Operation bei mir überhaupt einen Sinn?“ können jetzt eindeutig von den Medizinern beantwortet werden. Viele Patienten bleiben über ihren Gesundheitszustand nicht mehr länger im Unklaren und können frühzeitig die aussichtsreichste Therapie beginnen. Erfolg oder Misserfolg einer Chemotherapie können bereits vier Wochen später überprüft werden.
„Vorbei sind die Zeiten“, so der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin (DGN) in Hannover, Prof. Wolfram Knapp, „in denen ein Patient mehrere Monate in einer Klinik verbringen muss, nur weil Ärzte einen Krebs-Primärherd nicht finden können.“ Für die gestressten Patienten schlägt jetzt sofort die Stunde der Wahrheit, denn nach der Spezialdiagnostik gehen sie definitiv mit einem eindeutigen Befund über das volle Ausmaß ihrer Erkrankung aus der Arztpraxis. „Es ist die Zeit des Erwachens“, sagt Knapp. Aufgrund der klaren Aussagen können unnötige chirurgische Eingriffe unterbleiben – inzwischen wird bereits jede fünfte Operation nach einer PET abgesagt.
„Unnötiges Leid wird verhindert und medizinische Kosten werden signifikant gesenkt“, sagt der Berliner Nuklear-Mediziner Dr. Uwe Stabell. Er verweist auf den Fall eines Mannes, dem wegen einer Arthritis in den Hüftknochen ein künstliches Gelenk für 20.000 Euro implantiert werden sollte. Die PET brachte die ganze Wahrheit anhand einer Darstellung unzähliger schwarzer Flecken auf den Computermonitor und stoppte damit den sinnlosen Eingriff: der Patient hatte ein inoperables Bronchialkarzinom, dessen Metastasen nicht nur den Beckenknochen, sondern bereits den ganzen Körper erfasst hatten.
Nicht nur beim Nachweis des Lungenkrebses wartet die moderne Tomographie mit einer beinahe hundertprozentigen Trefferquote auf. Auch Dickdarmkarzinome, maligne Lymphome, Pankreas-Krebs und das maligne Melanom können auf den Schnitt- und 3D-Bildern glasklar diagnostiziert werden. Aber auch bei anderen Krankheiten, die sich durch erhöhte Stoffwechselaktivität ihrer Herde auszeichnen, kommt die PET zum Einsatz. „Bei Herzerkrankungen“, so Dr. Stabell, „ist schnell geklärt, ob eine Transplantation oder z.B. eine Bypassoperation die zielführendste Behandlungsmethode ist.“ Desweiteren könne die PET als einziges Diagnostikverfahren eine Alzheimer-Erkrankung lange vor ihrem Ausbruch erkennen, ebenso wie bei Gehirnleiden wie Parkinson oder Epilepsie die nicht funktionierenden Hirnareale frühzeitig identifiziert werden können.
Noch freilich bremsen politisches Kalkül und handfeste wirtschaftliche Interessen hierzulande den Mercedes unter den bildgebenden Diagnostik-Verfahren. So entschied der Bundesausschuss Ärzte und Krankenkassen, dass die PET nicht in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen wird. Ein herber Schlag für Krebspatienten, denn sie müssen nun die Untersuchungskosten von rund 900 Euro aus der eigenen Tasche berappen. Der Ausschuss sah den Nutzen von PET nicht klar belegt und das, obwohl sogar die sonst in ihren Leistungen so rigide US-Krankenkasse das Verfahren als Erstdiagnose voll bezahlt. Für Dr. Stabell ist die Nichtaufnahme in den Kassenkatalog ebenso ein „Skandal“ wie für seinen Kollegen Prof. Hans-Jürgen Biersack, Klinikchef an der Universität Bonn. „Hier sind Laien am Werk“, kritisiert Biersack, „die Angst vor einer Kostenexplosion haben und dabei den normalen Menschenverstand ausschalten.“ Ihm komme da wieder das böse Wort von der Zwei-Klassen-Medizin in den Sinn und der Streit zwischen Ärztegremien und Regierung sei vorprogrammiert.
In einer von der Deutschen Krebshilfe geförderten Studie belegt Biersack den Wert des PET- Verfahrens. „Wir können jetzt Knochenmetastasen bei Lungen-, Brust- oder Prostatakarzinomen feststellen, die mit herkömmlicher Diagnostik nicht zu erkennen waren.“ Der renommierte Wissenschafter ist sicher, dass die Krankenkassen die PositronenEmissionsTomographie über kurz oder lang doch noch in ihr Leistungsspektrum aufnehmen werden. „Die Patienten“, sagt er, „werden sich die bahnbrechende Methode nicht lange vorenthalten lassen.“
Information:
Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin
Berliner Initiative PET
Tel: 030- 86399635, Fax: 030-5589524
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Alle Fotos: © vision photos / Rainer Klostermeier, Berlin, www.vivion-photos.de