50 Jahre „Rock“ beim ZDF

Zugegeben, Eure FEM spürt leider immer innerhalb der ersten 2 Sekunden, ob eine Sendung schlecht oder sehr schlecht wird.
Daher zappte sie sofort weg, als sie Tommys roten Lederanzug sah und das Motorrad dazu.
Oh je!

Der Dauerlächler, der inzwischen mit seinem eingeschweißten Blond-Lächeln die bald-nicht-mehr-lächelnde Dauerlächlerin Schmidt, SPD-Gesundheitsministerin, lach-smile, übertrumpft-übertrifft, ist irgendwie einfach seit langem ….“unauthentisch“.
Wobei sich die Frage erlaubt…war er je authentisch -und- wer ist er überhaupt?

Verstohlenes Reinzappen hin und wieder bestätigte den leidvollen Erst-Eindruck.
Da war die voll-Flaute einer Dame bei Jauch ein wahrhaft himmlich-teuflisches Vergnügen.
Denn die Frau wußte einfach gar nichts.

Und litt so unter der Sendung – dass man sich unwillkürlich gefragt hat – warum -bloß hat sie sich beworben, sich diesen Tort der Entblößung angetan?

Jedenfalls, wie so oft – reißt uns der kulinarische Genuß von spiegel-online AutorInnen zu frenetischen Begeisterungsstürmen hin (ja, das gibt es bei FEMINISSIMA auch, und wie, wenn Ihr wüßtet!) – und besser – als der Verriss-Zerriss der „50 Jahre Rock“ beim ZDF –

kann es schier keiner außer FEM,die sich aber derzeit überhaupt keine Mühe gibt – sondern stattdessen – voller vergnügtem Ingrimm diese spiegel-online für uns, Euch und die Ewigkeit des Internets reserviert – um nicht zu sagen, kopiert.
Et voilà – dafür auch in unserer „Besten-Rubrik“ namens „Supissima“. (Naja, fiel damals kein anderer Name ein..)
„50 JAHRE ROCK“ IM ZDF

Alles alte Knacker

Von Stefan Krulle

Altherrenparty im ZDF: Wie Thomas Gottschalk in seiner Show „50 Jahre Rock“ in drei langen Stunden den Rock’n’Roll verriet und dem Sender ein popkulturelles Waterloo bescherte.

Rock-Experte Gottschalk:

Wer einen braunroten Lederanzug besitzt, sollte doch wohl mitreden können

Das ZDF ist ein Sender mit ungeheuer großer Erfahrung. Auf dem Mainzer Lerchenberg weiß man seit Jahrzehnten, wie sich die Gebühren-Millionen unbehelligt verwalten und Quoten zu Programmen machen lassen, obwohl für den öffentlich- rechtlichen Sender Quoten natürlich gar keine Rolle spielen dürfen. Was man beim ZDF absolut gar nicht weiß ist, wer von den verdienten und leidlich verdienenden Unterhaltungs- Zugpferden bei der Jugend punkten könnte.

Anders ist nicht zu erklären, dass für diese senderfremde Klientel wieder und wieder ein Mann namens Thomas Gottschalk ins von vornherein verlorene Rennen geschickt wird, der einst in den siebziger Jahren als Münchner Radio- Discjockey anfing und seine größten Kompetenzen ansonsten an der Seite von Mike Krüger in unerklärlich erfolgreichen Kinofilmen bewies.

Weil dieser Mann aber als Urgestein des TV-Entertainments und beim ZDF zudem als musikalische Instanz gilt, und solche Titel ja längst nicht mehr hinterfragt oder gar in Frage gestellt werden, durfte „Thommy“ Gottschalk am Samstagabend die bislang schlechteste Show der deutschen Fernsehgeschichte zum Thema Rockmusik moderieren. Der 53-Jährige galt den aufs gerontische Publikum spezialisierten ZDF-Oberen als Idealbesetzung fürs Thema. Wer einen braunroten Lederanzug besitzt und sich seit drei Dekaden dem Zugriff gnädiger Friseure verweigert, sollte doch wohl mitreden können.

Gottschalk mit Ex-

Stone Bill Wyman: „In welcher Band würdest du denn heute am liebsten mitspielen?“

Die drei Stunden, welche im ZDF den Titel „50 Jahre Rock“ tragen durften, wurden zum Waterloo des Senders. Und das ist nicht nur einem Gottschalk anzukreiden, der seinen Teleprompter selten lesen konnte und seine Gäste kaum richtig einzuordnen wusste. Das Unheil begann schon beim falschen Sendetermin. Vor so ungefähr fünf Dekaden hat ein amerikanisches Weißbrot namens Bill Haley die Single „Rock Around The Clock“ veröffentlicht, und irgend ein Trickbetrüger vom Format eines Konrad Kujaus hat dem ZDF wohl das dumme Märchen verkaufen können, hier sei die Geburtsstunde des Rock’n’Roll zu datieren. Niemand kannte Fats Dominos „The Fat Man“ von 1949 oder andere Konkurrenz.

Der Fauxpas wäre ja noch Randnotiz geblieben, hätte nicht Rockin‘ Gottschalk diese drei furchtbaren Stunden lang insistiert, die Wahrheit und nichts als die ewige Wahrheit zu verkünden. Leider halfen dagegen auch die von der Redaktion gestalteten Untertitel mit Zusatzinformationen nicht, die bei den Live-Auftritten der vermeintlich repräsentativen Rock- Größen (u.a. Steppenwolf, Scorpions, Bonnie Tyler) eingeblendet wurden: Nur nichts sagende Superlative (die beste Blues-Stimme, der meist gespielte Schwarze) oder schlichte Fehler (25 Jahre Status Quo für die 1965 gegründete Band, Peter Kraus anstelle von Ted Herold als ‚deutscher Elvis‘) hatten eine Chance, über den Sender zu gehen. Das hätte auch Neun Live nicht mehr schlechter machen können.

Derweil überhob sich Gottschalk an seinen Themen. Willy Brandt, dem ungeachtet aller politischen Präferenzen ein Gottschalk bestenfalls die Schuhe hätte zubinden dürfen, wurde von eben diesem Show-Dandy zum „Rock’n’Roller“ erklärt, ein paar Minuten später verjuxte Thommy das denkbar unglamouröseste Auto, einen VW Golf, „mit Leder, wie sich das für den Rock gehört“, an jenen schlauen Zuschauer, der womöglich wusste, dass Eric Burdon einstmals einen Song namens „House of the Rising Sun“ gesungen hatte. „Vielleicht kifft Eric ja heute Abend noch in den Wagen“, gab Gottschalk eine Kostprobe seines spießbürgerlichen Wissens um jene gefährlichen Drogen, denen die verruchten Helden ja so oft erlagen.

A propos Drogen. Natürlich durften auch die Rolling Stones als Vertreter der Rockmusik nicht unerwähnt bleiben. Doch ebenso selbstverständlich hatte keiner der noch aktiven Stones- Mitglieder Lust, sich in einer Saurier-Parade wie dieser ausstellen zu lassen. Einzig Ex-Bassist Bill Wyman hatte sich nach Hannover locken lassen, weil er mit seinen Rhythm Kings ohnehin gerade auf Deutschland-Tournee ist und Werbung gebrauchen kann. Wyman nahm die Tortur gelassen und machte eine ziemlich gute Figur. Zum Dank musste er sich dann allerdings die dümmliche Gottschalk-Frage „In welcher Band würdest Du denn heute gerne mitspielen?“ gefallen lassen.

Einzig Michail Gorbatschow schaffte es, der schnöden Show ein wenig Glanz zu verleihen, auch, wenn er ganz offensichtlich nur eingeladen wurde, um geschickt zum „Wind of Change“ der Scorpions überzuleiten. Gottschalks Versuche, dem Friedensnobelpreisträger eine Rock’n’Roll-Attitüde aufzuoktroyieren, schlugen jedenfalls sämtlich fehl. Dennoch feierte das Publikum in der Hannoveraner Preussag Arena den Ex-Politiker mit Standing Ovations, als wäre er der wahre Rockstar des Abends.

Kein Wunder, bei der Konkurrenz: Die Allstar-Band war mit den Veteranen jener Rockgruppen besetzt, die uns im Oldie-Radio wahrscheinlich noch bis in alle Ewigkeit vorgespielt werden. Stichwort: „Smoke on the Water“. Dennoch: Jon Lord und Gary Brooker, Ian Anderson und Bobby Kimball haben deshalb längst noch nicht verdient, von Leslie „Dschingis Khan“ Mandoki dirigiert zu werden. Und vom Klüngel des Ungarn behelligt zu werden, denn als weibliche Stimme war den Dinos die weitgehend untalentierte Tochter Frank Elstners, Masha, zugeteilt worden.

Ach ja, zwar wurde die Punk-Revolution mit einer ungefähr sieben Sekunden langen Erwähnung der Sex Pistols in einem der Einspielfilmchen abgehandelt, der Rock-Sound der Neuzeit wurde aber immerhin gebührend gewürdigt: mit Live- Darbietungen der deutschen Schmusepopper Reamonn und der finnischen Tanzrocker The Rasmus. Harmloser, angepasster, einschläfernder Rock’n’Roll, wie ihn sich öffentlich-rechtliche Redakteure lieben.

Das Großereignis generiert nun erstmal eine verzichtbare Doppel-CD und wird künftig wohl monatlich wiederholt. Vermutlich hält man Thommys Ausflug in die Mansarde der Rockgeschichte beim ZDF auch noch für lehrreich, man denke an den Bildungsauftrag. Und vielleicht lässt sich die Sendung ja synchronisieren und ans Ausland verscherbeln. Dort hat man sicherlich Interesse an einem Blick auf die Ursachen der deutschen Kultur-Misere.

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