Ein hauseigener FEMINISSIMA-Artikel, zu lang für unsere live-front-page.
Ärger mit der Bahnauskunft 11 8 61
17. März 04
Offenbar hatten sich schon längst auskunftsdürstende Bahnkunden beschwert.
Worüber?
Nun – du wählst die Nummer an.
Eine freundliche Stimme meldet sich mit „Bahnauskunft“.
Du beginnst Deine Frage – da wirst du unterbrochen:
„Moment, ich verbinde zur Fahrplanauskunft!“
Das ärgerte Dich schon lange.
Denn Du denkst, wenn Du die Nummer anrufst, die als Fahrplanauskunft in den Telefonbüchern steht – bist du direkt damit verbunden.
Doch nein.
Jetzt wirst Du erst einmal weiterverbunden.
Und schon oft hast Du gedacht, was Dich das wohl kostet.
Denn die Bahnauskunft ist nicht billig, das weißt Du auch.
Daher versuchst Du auch längst inzwischen „online“ Deine Reisezeiten abzuklären.
Nun hat sich – vermutlich aufgrund von Beschwerden – etwas verbessert, und du freust Dich spontan.
(Wenngleich zu früh).
Während Du nach dem Anruf zur „Fahrplanauskunft“ verbunden wirst,
teilt Dir eine Automatenstimme nämlich mit:
„Dieser Anruf ist bis zur Fahrplanauskunft kostenfrei.
Dann kostet der Anruf 50 Cent pro Minute.“
Und Du wirst verbunden.
Als ehemals treue Bahnkundin und früher noch ohne Internet oder entsprechende Kenntnisse,
fällt Dir sofort auf – die Stimme des Mannes, der Dich jetzt beraten soll –
sie hört sich so langsam an, als sei der Gute gerade erst aufgewacht.
Ein Singsang irgendwie.
Eigentlich wolltest Du nur einen Zug ab circa halb 12 von Hannover nach Osnabrück erfragen, am Samstag.
Und einen zurück, von Osnabrück nach Hannover, am Sonntag, so daß Du rechtzeitig gegen 16 Uhr in Hannover zurück bist.
Gleichzeitig möchtest du wissen, wie es mit dem Sparpreis aussieht.
Und auch am Wochenende.
Das war sicher zu viel gefragt.
Oder?
Nun wirst Du gefragt:
„Haben Sie eine Bahncard?“
Nein.
Meinen Sie das „Schöne Wochenende?“
Nein. Ich meine den Sparpreis.
Wie lange gilt der?
Und – muß ein Wochenende dazwischen liegen, um einen Sparpreis buchen zu können.
Schweigen.
Gut.
„Vielleicht könnten Sie mir ja schon mal die Abfahrten sagen, oder?“
Noch bist Du friedfertig. Wenngleich leicht gereizt.
Denn Du weißt, Deine Telefonkosten rennen dahin.
„Jaaa – „
die Antwort kommt gedehnt.
„Na, möchten Sie mir eigentlich die Zugabfahrten verraten, oder doch lieber nicht?“
Du klingst nun leicht irritiert.
„Ja – da können Sie – mit Umsteigen in Bremen – dann sind Sie – um – „
Moment, unterbrichst Du –
Geht es nicht auch ohne Umsteigen?
Natürlich geht es ohne Umsteigen.
Nun endlich erfährst Du – dass am Samstag um 12 Uhr 40 ein nonstop-IC- von Hannover nach Osnabrück fährt.
Du bist dann um 13 Uhr 57 in Osnabrück.
Und erfährst wie nebenbei, dass das auch noch schneller ist, als wenn „mit Umsteigen“ in Bremen.
Warum nicht gleich?
Fragst du gereizt.
Wer möchte denn umsteigen und damit auch noch später ankommen?
Der Typ brummt irgendetwas.
Endlich erfährst Du auch, dass Du um 14 Uhr 12 am Sonntag dann Osnabrück wieder verlassen kannst, um rechtzeitig vor 16 Uhr wieder in Hannover zu sein:
Ankunft in Hannover dann 15:18 Uhr.
Auf eine weitere Frage hin verrät der Berater Dir auch den Preis: 46 Euro.
Das erscheint Dir viel.
Aber Du bist von dem zähen Gespräch so ermüdet, dass Du dich bedankst, und das Gespräch beendest.
Von einem sonderbaren Gefühl beschlichen, rufst Du erneut die Bahnauskunft an.
Dasselbe Procedere.
Wieder nach der freundlichen Empfangsstimme wirst Du weiterverbunden und weißt, dass bis zur „Auskunft“ das Warten kostenfrei sei.
Und wieder so eine männliche LANGSAM-Stimme, die ihren Namen nennt.
Du fragst – oh, hatten wir nicht eben bereits das Vergnügen?
Hannover-Osnabrück und zurück?
Nein.
Sagt der Mann.
Nun möchtest Du wissen, wie Du von Berlin nach Posemuckel kommst, und zurück, am nächsten Wochenende .
Und wie das mit dem Sparpreis aussieht.
Jetzt folgt das Abfrageschema, das Du gerade schon einmal hinter Dir hattest.
„Haben Sie eine Bahncard?“
Nein.
Meinen Sie das „Schöne Wochenende?“
Nein.
Und dann fragst Du, und irgendwie hört sich deine Stimme im eigenen Ohr schon leicht-schrill an:
„Wären Sie denn wohl so freundlich, mir einfach und schlicht die Bedingungen für den Sparpreis mitzuteilen?“ (Da sparst Du immerhin 50 Prozent des Reisepreises mit einem Regulär-Zug, IC und ICE).
Nun fragt der Mann: „Erste oder Zweite Klasse?“
Und jetzt reißt Dir endgültig der Geduldsfaden:
„Was hat das denn damit zu tun, WIE die Bedingungen lauten, um in den Genuß des Sparpreises zu gelangen????“
Jetzt sagt Dir das der Mann – „Vorher rechtzeitig reservieren!“
Oh nein – auf diesen Gedanken wärst Du ja NIEMALS von allein gekommen!
Seine Tonlage hat sich auch verschärft.
Sehr sogar.
So dass Du Dich dazu hinreißen lässt (dabei ist es Dein Geld! ) –
„Sie brauchen das nicht im Kasernenhofton zu sagen!
Ich rufe Sie an, um von Ihnen eine einfache Auskunft zu erhalten, und Sie ziehen das so in die Länge, dass ich auf Absicht schließen muß!“
Jetzt sagt der Mann – „Ich beende dieses Telefonat!“
„Gut so !“ fauchst Du.
„Ich gebe Sie an einen Kollegen weiter!“
Sagt der Mann.
Und Du wirst verbunden!
Du hörst Dir eine Melodie an, während Du in der Leitung wartest.
Du wartest jetzt, denn jetzt „willst Du es wissen“.
Und Du siehst Deine 50 Cent aus dem Fenster fallen, das Geld, das Du gerade zum Fenster rausschmeißt.
Ja, dann endlich meldet sich – wieder eine Männerstimme.
Der Mann scheint noch am Kauen zu sein.
Dann die Stimme – und Dein Blut erstarrt.
Dieser nette Berlin-Potsdam oder noch östlicher Tonfall.
Nach dem Motto – „Na , gute Frau, wo brennts denn?“
Du sagst, Du wartest schon ziemlich lange, für dein Geld.
„Ja, der Kollege mußte mich erst holen!“
Angesichts dieser Dreistigkeit wirst Du ja beinah sprachlos.
Aber die 50 Cent fallen weiter.
Das „Gespräch“ endet damit, dass Du zuletzt, um Deinen Kreislauf zu schonen,
wutentbrannt….den Hörer aufknallst.
Und es will Dir ins Hirn – dass das nun Absicht war.
Dass nun eine ganz-besonders-umständliche, mit dauernd-„Verstehen-Sie-was-ich-meine?“
Nervtöterei losgegangen war.
Wahrscheinlich diebisches Gelächter dort im Call Center …: „Der haben wir es gegeben!“
Nun bist Du so schlau wie vorher:
Du weißt noch immer nicht, was Du anstellen mußt, um in den Genuß des Sparpreises zu …
Und weißt auch noch immer nicht, wie Du am Wochenende von Berlin – nach und auch wieder zurück – kommst, per Bahn.
Nun rufst Du – (aller Dinge sind drei…) erneut die Bahnauskunft an.
Allerdings fragst Du nun nach der BESCHWERDE-Stelle.
Zu allererst fragst Du – Pech, wieder ein Mann (haben sie die netten, flinken, zuvorkommenden FRAUEN AUSGEMUSTERT, bei der Bahnauskunft und so???)
Fragst Du ihn – „kostet das jetzt auch 50 Cent wie bei der Fahrplanauskunft?“
Nein, erfährst Du, nur 12 Cent die Minute.
Du lässt Deinen Frust ab – und fragst – ja, WER KASSIERT bei diesen Telefonaten mit der Bahnauskunft eigentlich alles?
Das kann doch kein Zufall sein, früher war immer alles ratz-fatz und ungefragt hat man Dir auch noch die besten Konditionen und Verbindungen verraten. Einfach „wunderbar, war das!“
Ja, und da bleibt Dir der Mund offen stehen:
Der Mann sagt Dir, TELEKOM und BAHN-AG verdienen an diesen teuren Informationsgesprächen!!
Aha!
Nun verrät Dir der Mann von der Beschwerdestelle – dass Du bis Mittwoch (also heute) 24 Uhr einen Sparpreis für das Wochenende kriegst und dass ein Spartickett hin-&zurück, insgesamt 4 Wochen gilt.
Aber dass Du natürlich auch am Wochenende selbst zurückfahren kannst.
Ob er auch die Abfahrszeiten gerade hat?
Nein, das nicht.
Der Mann klingt pikiert.
„Dazu müssen Sie die Bahnkauskunft anrufen!“
P.S. Offenbar war die Auskunft dennoch falsch – bei der Beschwerdestelle:
Die letzte Information, die FEM erhielt – lautete –
„Nein, da können Sie erst am Montag zurückfahren.
Ein komplettes Wochenende muß schon dazwischen sein, damit der Sparpreis wirken kann.
Und – natürlich muß die Fahrt noch „frei“ sein. Ist ja alles kontingent…..
Danke.
Wir fahren mit dem Bus.
Berlin – Hannover – hin und zurück, wann immer du willst – 36 Euro.