Heilig-Abend 03

Auf vielfachen WUNSCH unserer LeserInnen haben wir – ausnahmsweise- unseren EIGENEN Text in unsere „best-of“ – Rubrik gesetzt, in „SUPISSIMA“…dieser Text vom Heiligen Abend 2003, als ein Stück Zeitgeschichte….? Impression?/Feminissima/am 4. März 2005
….hier noch ein Zweiglein, dort noch ein Kerzlein,
das feine Tischtuch?
Oder doch erst einmal die dekorative Samtpapier-Decke mit den Weihnachtsmotiven im warmherzigen Kuschelrot?
Golddurchwirkt, selbstverständlich.
Oh, der Teppich muß noch gesaugt werden!
Ist die Glasablage im Bad auch sauber?
In 30 Minuten trifft der Besuch ein. Am Bahnhof Zoo.
Macht noch einmal circa 30 Minuten bis in FEMINISSIMAS Keminate.
Eine kleine Zigarette zwischendurch.
Ach, die Süßigkeiten vergessen!
Ja, der Supermarkt hatte schon zu.
Die Armbanduhr beim Surfen vergessen, durch die kleinen Lädchen, die noch…ja, fünf Kirschen aus Chile…wunderbar…100 Gramm 2 Euro 50…
Wie?
Wer isst Kirschen aus Chile an Weihnachten?
Und wieviele Kirschen sind 100 Gramm von diesen bildschönen, wie-gemalt-weihnachtlich-dunkelroten-Kullerkirschen?
9 Kirschen sind 100 Gramm, das ergibt 8 Kirschen.
Aha.
Wir verzichten dankend.
Wenngleich wir eine der Kirschen probieren…doch,ja, sehr schmackhaft.

Die Zigarette ist ausgequetscht.
Noch staubsaugen!
Der Baum, der kleine, feine, den wir mit einer Nachbarin teilen, ja klar, er stand allerliebst vor ihrem Geschäft – wäre doch zu schade gewesen, gerade am Heiligen Abend ausgemustert zu werden…nicht wahr.
Jetzt steht er bei uns…rotgeschmückt..und strahlt und duftet…wir teilten den Preis…so wurde der Baum erschwinglich und originell fanden das alle….
Oh, die Haare müssen auch noch..und die Hände…verklebt…vom Baumharz….
noch 25 Minuten, dann Ankunft des Kindes, das irgenwann erwachsen geworden ist, einfach so!

Da klingelt das Telefon.
Das Kind ist am Handy.
Das Kind, das längst erwachsen geworden ist.
„Ich wollte nur sagen, es wird etwas später…“
sagt das Kind mit belegter Stimme.
„Was ist denn los?“

Nach einer kaum merkbaren, aber doch spürbaren Pause, sagt das Kind:

„Es gab einen…Personenschaden.
So sagten sie es in der Durchsage…!“

Chérie, unsere überaus sensible Redaktionskatze war gerade am Apparat.
Ohne Vorwarnung brach sie in Tränen aus.
Sie hat zu viel Gefühl!
Und vor allem viel-zu-viel-Vorstellungsvermögen!
Sofort sah sie den Menschen vor sich, sie dachte, es war wohl ein Mann, der sich vor den Zug geworfen hat.
Am Heiligen Abend , nachmittags gegen 16 Uhr…irgendwo in der Nähe von Minden.

War der Mensch so einsam?
So verzweifelt?
Wie verzweifelt!
Oder auch schreiend wütend?
So wütend, dass er seine Wut nur noch an sich selbst auslassen konnte…?

Vielleicht ein Langzeitarbeitsloser…mit der Perspektive Null und auf Zwangsarbeit…
Mehr Menschlichkeit forderte gebetmühlenartig, und es passt ja mal zum Datum, der Bundespräsident, dessen Redetext zu Weihnachten vorab durch die Ticker ging….

Chérie weint und weint.
Die anderen Tiere blicken auch ….

Ja, sagt Senta, die Gelbe Dogge, in der U-Bahn zeigen sie in den Monitoren immer wieder die Telefonnummer des BERLINER KRISENDIENSTES…er ist rund um die Uhr für die in einer Krise sich Befindlichen da..erst recht zu Weihnachten….
Sehr merkwürdig, sinniert FEM, die Feminissima –

und dreht sich um, dass niemand ihr feines 150 Jahre altes Gesicht sieht,
..“der Personenschaden“….lässt uns noch etwas Spielraum der Zeit…denn natürlich sind wir noch nicht fertig, es müssen noch Geschenke eingepackt werden….wie immer auf die letzte Minute..wie sich das so gehört…“
Immer mimt Femmi auf sardonisch, wenn sie, sie meint es nicht so…sie sitzt in der Ecke und streicht über einen kleinen echten Zweig aus Nord-Tanne, das Stück 2 Euro 50.

Fröhliche Weihnachten allerseits!

Eure FEMINISSIMA….

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