Buchrezension: „JEDE NEUNTE“ –

Ja. Das ehrlichste und damit erschütterndste Buch seit…? (Fiktion ist Lüge – die Wahrheit ist am schlimmsten). Ein optisch gut gemachtes Buch.

Übrigens gibt es dort auch Fotos. Die weh-tun.

Und vom Metzger-Sein deutscher „Chirurgen“ zeugen…BEWEISE…!
BRUSTKREBS: MANGELHAFT FÜR MEDIZINER.

Rezension: JEDE NEUNTE – 28 Frauen berichten von ihren Erfahrungen mit Brustkrebs. Orlanda Frauenverlag, Berlin, Herbst 2003

Herausgeberinnen: Gudrun Kemper & Ulla Ohlms

Als „Götter in Weiß“ wurden sie viel zu lange hochstilisiert.

Inzwischen sind sie angegraut.

Kunstfehler, intrigante Eitelkeit, Selbstverherrlichung und Vertuschung kennzeichnen zunehmend den Stand. Der sich noch immer zu den Eliten im Lande zählt. Vor nicht allzulanger Zeit noch den Schmiß im Gesicht, als Wertung echter Mänlichkeit, deutscher.

Zementiert in ihrem Überwertigkeitskomplex noch durch eine (Männer-) Justiz, die sogar eine Wundinfektion als etwas durchaus Normales einstuft, wie im letzten Jahr ein OlG-Hamburg-Urteil bewies, das durch die Presse raunte.

Ohne, dass es zu einem empörten Aufschrei geführt hätte.

Kein Wunder, das Opfer dieser ärztlichen Schlamperei war ja auch nur eine Frau. Mag man gallig hinzufügen. Und – im neudeutschen Niedermach-Sprachgebrauch: „Eine No-Name“.

Also keine „Promifrau“ und auch keine „Promi-Gattin“.

Insofern….wiegt der Ruf des Mediziners natürlich mehr, als die Schmerzensgeld- und Schadensersatzforderung des Opfers.

Willkommen! Wir sind in Deutschland!

Dem Land der täglichen Umfragen.

Dem Land der Statistiken.

Dem Land, in dem sich alles nach Umfragewerten richtet und ausrichtet.

Wirklich?

Oder doch nur dort, wo es relevant ist…?

Wo es sich lohnt?

Für die herrschende Clique?

Und damit auch die Lobby-isten.

Wer eine Lobby hat, steht im Rampenlicht.

Wer eine starke Lobby hat, dem droht kein Verzicht.

Doch die im Dunklen…sieht man nicht.

Nämlich all jene, die keine Lobby haben.

„Du hast keine Chance, aber mach das Beste draus!“

Jawoll!

Stand dieses Motto Pate?

Oder eine wahnsinnige Wut?

Das schlichte Verlangen nach Über-Leben?

Oder die schiere Erkenntnis:

„Helfe ich mir nicht selbst, hilft mir niemand?!

„JEDE NEUNTE“ – entstand in drei Jahren…zwischen 2000 und 2003..

Den Jahren, in denen die Autorinnen mit Diagnose und Behandlung…konfrontiert worden sind.

Es ist damit das aktuellste Dokument eines Alptraums.

Verschärft durch jene „Götter in Weiss“…die offenbar längst zu scharlatan-mephisto-ähnlichen-Wesen-mutiert-sind-denen-Du-offenbar

„für keine 50 Pfennig über den Weg trauen kannst“

wie eine Autorin schrieb.

28 Frauen zwischen Mitte Zwanzig und Anfang 50, die in ihrer Verzweiflung, ihrer Unkenntnis, ihrem Ausgeliefertseins, ihren „treuesten Begleiter“ gefunden haben – den Computer. Und mit ihm das Internet. Und dort die Brustkrebs-Initiativen. Die Informationen aus aller Welt.

Die Brustkrebs-Chat-Foren.

Dort haben sie sich kennengelernt.

Sich ausgetauscht. Und aufgebaut.

Die bekannten Zahlen – jährlich erkranken noch immer 50.000 Frauen in deutschen Landen an Brustkrebs und unverändert sterben 19.000 daran. Ebenfalls jährlich. Vielleicht sind es mehr. Denn die Zahlen werden hoch-geschätzt. Da es kein bundesweites Krebs-Register gibt.

Neu ist : Die Opfer werden immer jünger.

Bereits Zwanzigjährige werden mit der Diagnose :„Das sieht leider nicht gut aus!“ konfrontiert.

Woran liegt das? Da passen die bisherigen Parameter doch gar nicht!

Etwa – zu spät Kinder geboren, oder gar keine bekommen.

Zu lange eine Hormontablette eingeworfen, namens Anti-Baby-Pille.

Oder zu lange Hormon-Ersatz-Pillen sich verschreiben lassen, gegen die angeblichen Ungefälligkeiten der Wechseljahre und der neu-erfundenen Knochen-Zerbrechlichkeit in „diesen Jahren“.

Das alles trifft ja auf Frauen zwischen 20 und 30 Jahren nicht zu.

Und die inzwischen statistisch „neue-hochbetroffene-Gruppe“ – ist zwischen 30 und 40 Jahren alt. Womit sich alle Theorien zur Erklärung für die Entstehung von Brustkrebs als solche erweisen.

Umweltvergiftung? Vergiftete Ernährung? Über-Ernährung durch zu fetthaltige Milchprodukte und Tierfett? Überdurchschnittlicher Stress im Beruf, im Leben überhaupt, generell? Sind das die wahren Verursacher? Enttäuschung? Kummer? Leid? Depressive Grundstruktur?

Nein, das alles trifft nicht zu – auf die 28 Frauen, die sich zur Rettung von Frauenleben als Autorinnen für JEDE NEUNTE engagiert haben und von ihren Erfahrungen als jähe „Krebspatientin“ berichten.

Sie sind im Schnitt 39 Jahre alt, bei der Diagnose Brustkrebs.

Die Jüngste ist Mitte Zwanzig. Die Mehrheit zwischen 30 und 40 Jahren.

Die Älteste Anfang fünfzig.

Was ist das Besondere an diesem Buch?

Ist es besonders reißerisch? Bedient es sich einer herausragenden Sprache oder Dramaturgie?

Wird der Markt nicht bereits von „solchen Büchern“ überschwemmt?

Nein. Von solchen nicht.

Die Einlull- und Beruhigungspillen in Buchform, vor allem gern vom katholischen HERDER-Verlag in Freiburg Frauen verabreicht, damit sie ruhig bleiben und keine unheilige Angst oder gar Aggression geschürt wird –

Stimmt, an dieser Entmündigungs-Literatur, an der der Verlag gut verdient,

besteht kein Mangel.

Eine deutsche Frau, die einen Brustkrebs bekommt, hat natürlich eine Krebs-Persönlichkeit.

Klar, was sonst.

Frauen in Deutschland?

Eine hoch-unterprivilegierte Klasse!

JEDE NEUNTE – nein, nicht reißerisch. Nein, nicht sprachlich in Selbstverliebtheit narzistisch abtauchend. Auch nicht larmoyant. Und sogar ohne direkte Anklage.

JEDE NEUNTE präsentiert unprätenziös einen Einblick hinter die Kulissen:

In ein Schlachthaus. In den täglichen All-Tag deutscher Medizinbetriebe.

In den alltäglichen Terror von Inkompetenz, Indifferenz , Arroganz, Anmaßung.

Da versuchen sie sich zu behaupten.

Die BK-Patientinnen.

Ein kleines Stück wenigstens von ihrer Würde, ihrer Selbstbestimmung, ihres Menschseins suchen sie sich zu bewahren, die Frauen, in ihrer Todesangst.

Die wie ein Stück Fleisch auf eine Schlachtbank geworfen…ausgeschlachtet, ausgetrickst, austherapiert, wieder ausgespien werden…oftmals zum Sterben.

Wortlosigkeit und Brummigkeit, barscher Ton.. Kommandostil und Frechheiten wie: „Nun stellen Sie sich aber mal nicht so an !“ als eines der giftigsten Gifte (Taxol und EC…Produkte..) daneben fließt und ein Loch in der Hand hinterlässt…während die stochernde Ärztin Astronauten-Handschuhe trägt…und sagt: „Ich bin ja noch im gebärfähigem Alter“

Oder das medizinische Hilfspersonal so tut, gewöhnlicher Alltag in jeder Klinik, nicht nur bei BK-Patientinnen, leider! als sei die Patientin gar nicht anwesend…:

Munteres Geplapper über den Kopf der Patientin („Nicht bewegen!“) hinweg über den bevorstehenden Urlaub, während die Patientin für den „STRAHLENTAG“ eingestellt wird…

Das sind die psychischen Zellgifte…!

Jede Einzelne glaubte, so etwas passiere nur ihr allein, ihre Einbildung gar? Paranoid?

Vielleicht gar ihre eigene Schuld?

Wenngleich, wieso?

Sie ist doch:

„..nur krank. Keine Idiotin. Kein kleines Kind. Keine Kriminelle, dass man sich mir gegenüber solche schlechten Umgangsformen erlauben darf“ ,

notiert eine der Autorinnen in ihrem Bericht.

In den Foren…kommt es heraus – :

„Entwürdigung und Demütigung der Patientin?

Mangelndes Feingefühl?

Sensibilität Fremdwort?

Normal, in Deutschland!

Freundlichkeit, Zugewandtheit, echte Beratung gar, von Trost gar nicht erst zu sprechen.. – Fehlanzeige.

Wäre die Ausnahme. Der große Glücksfall.

Das Internet wird zum Handlungs-Ort für Handlungsbedarf.

Daraus ist JEDE NEUNTE entstanden.

Es beginnt spätestens bei der Mammographie.

Wenn eine junge Frau sich bis dorthin durchgesetzt hat: weil für sie ja die kassenärztlich bezahlte „Krebs-Vorsorge“ noch nicht gilt, weil sie halt noch „zu jung für diese Krankheit ist!“ Wenn sie also kommt, wegen merkwürdiger Schmerzen in der Brust oder einer eingeschrumpelten Haut-Partie (Peau d’Orange) oder Flüssigkeit, die aus einer Brustwarze quillt, sie es endlich geschafft hat, dass ihr Frauenarzt ihr endlich einen „dringende Überweisung für den Radiologen“ ausgestellt hat:

Rose-Marie notiert in ihrem Erfahrungsbericht –

„Kurz vor Feierabend ist offensichtlich eine ungünstige Zeit für eine Mammographie. Wer um diese Zeit noch kommt, ist selber Schuld..

„Wenn Sie es nicht mehr aushalten können, sagen Sie Bescheid“,

brummte die Assistentin.

Es tat weh und als Rose-Marie es nicht mehr aushalten konnte, sagte sie auch sofort Bescheid.

Trotzdem drehte die Assistentin ihr Folterinstrument noch etwas weiter, bis die Brust fast so platt wie ein Pfannkuchen war, und erklärte dazu, nur so seien die Röntgenbilder verwertbar.

Zurück im Wartezimmer überlegte Rose-Marie sich, was sie eigentlich verbrochen hatte, dass sie auf so eine Art und Weise behandelt wurde.

Ungefähr 20 Minuten später erschien der Arzt.

Kurz angebunden bat er Rose-Marie, mitzukommen und im Behandlungszimmer Platz zu nehmen, die Bilder würden gleich gebracht.

Tatsächlich, die Bilder kamen sofort.

Und als der Arzt sie gegen das Licht hielt, war ganz deutlich in der rechten Brust unten rechts ein kleiner runder Fleck zu erkennen, er hatte einen Durchmesser von 8 bis 9 Millimetern.

Schlagartig änderte sich der Ton des Arztes.

Sehr freundlich teilte er Rose-Marie mit, dass er selbstverständlich auch noch den Ultraschall machen würde (obwohl es vorher geheißen hatte, es ginge an dem Tag nicht mehr).

Dabei zeigte er auf den Knoten auf dem Bildschirm, der auf jeden Fall entfernt werden müsste, um zu klären, ob er bösartig wäre.

Danach schickte er Rose-Marie nach Hause. Er würde ihrem Frauenarzt den Befund zurschicken. ( )..

Der Frauenarzt konnte offenbar allein durch Anschauen des Röntgenbildes die Diagnose stellen …(vielleicht wollte er sich auch nur selbst schützen, weil er zuvor zu oberflächlich getastet hatte…und nichts gemerkt hatte…auch dies kein Einzelfall, Anmerkung der Verfasserin dieser Zeilen):

Es handele sich um einen schnellwachsenden, wahrscheinlich bösartigen Tumor in der rechten Brust und schlägt eine sofortige Operation vor, greift bereits zum Telefon..“

Rose-Marie und ihr Mann wissen zu diesem Zeitpunkt, wie sie später begreifen, nichts, aber auch gar nichts über Brustkrebs. Sie sind, wie Rose-Marie schreibt –

„unbedarft“ und glauben zunächst einmal alles, was ihnen gesagt wird.

Oder – Roswitha:

…“Der Radiologe, der es zu Beginn an Einfühlungsvermögen fehlen ließ, ist nicht der einzige Arzt, der mir und meiner Psyche nicht gut tut.

Dass Ärzte niemals Zeit haben – bei ihrer Wichtigkeit und Auslastung unseres medizinischen Systems – dies bekomme ich im Verlauf der Behandlung noch des Öfteren zu spüren.

In der Situation der Hilflosigkeit hätte ich zu allem ja gesagt, auch wenn man mir angeraten hätte, die andere Brust prophylaktisch entfernen zu lassen.

Wahrscheinlich hätte ich gesagt: „Nehmt, was Ihr braucht, aber macht, dass ich wieder gesund werde. „

Mein Selbstbestimmungsrecht hatte ich an der Pforte zum Krankenhaus abgegeben.

Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass sich der herrschende Medizinbetrieb auf das psychische Erleben einer Krebserkrankung fast grausam auswirken kann.

Ausdrücklich möchte ich betonen, dass ich auch sehr gute Erfahrungen mit Ärzten gemacht habe.

Mit Eigeninitiative und sicher auch etwas Glück fand ich über das Internet einen sehr interessierten und warmherzigen Onkologen, der neuen Behandlungswegen aufgeschlossen gegenübersteht.

Schon der erste Termin, bei dem wir ein fast einstündiges Gespräch führten, war ein Lichtblick für mich.

Leider ist es noch immer Glückssache, einen Arzt zu finden, der sich die notwendige Zeit nimmt und alle ihm zur Verfügung stehenden Therapiemöglichkeiten ausschöpft.

Informierte Patient/Innen sind in vielen Arztpraxen noch immer nicht gern gesehen, sie kosten Zeit und oft auch mehr Geld.“

Aurica ist 36 , verheiratet, drei Söhne im Alter von 9, 15 und 17 Jahren, als sie mit der Diagnose im November 1999 konfrontiert wird.

“Als ich meinen Gynäkologen darauf hinweise, dass unter der Tamoxifen-Einnahme regelmäßig ein Scheiden-Ultraschall wegen des stark erhöhten Risikos auf Gebärmutterkrebs durchgeführt werden muss, sagte er, angebracht sei das sicher, aber er könne es nicht machen, da die Krankenkasse das nicht zahlen würde.

Da reicht es mir und ich suche mir eine Frauenärztin.

Manche Ärzte haben ihren Beruf doch total verfehlt, sie hätten Bankier werden sollen.

Natürlich hat Sorgfalt ihren Preis im Vergleich zur Nullachtfünfzehn-Untersuchung, aber welcher tatsächliche Lebensgewinn könnte andererseits erbracht werden? Massenscreenings erscheinen mir nicht als der richtige Weg. Frauen, die eine Mammographie ablehnen, haben auch ihre Gründe.

Ich denke, es ist viel zu wenig bekannt, dass immer mehr junge Frauen erkranken, und dass ihre Chancen auf Heilung weitaus geringer sind als bei Frauen jenseits der Menopause. Junge Frauen verlieren viel mehr von ihrem Leben. Sie haben oft kleine Kinder, deren Kindheit vom Krebs überschattet wird und ich empfinde es als eine besondere Tragödie, wenn sie ohne ihre Mutter aufwachsen müssen.

So betrifft die Krankheit bei jungen Frauen oft in stärkerem Maße die ganze Familie. Schlimmstenfalls verlieren sie an der statistischen Lebenserwartung gemessen, auch nicht nur einige Jahre, sondern werden um ein halbes Leben betrogen.

In einem Fachbuch las ich:

„Die Früherkennung von Metastasen und deren frühzeitige Behandlung bringt nach den heute vorliegenden Behandlungen für die betroffene Patientin keinen statistisch erkennbaren Überlebensvorteil.

Auch die Lebensqualität kann durch eine frühzeitige Rezidiv-Erkennung nicht verbessert werden.

Im Gegenteil, für die meisten Patientinnen verkürzt sich durch eine intensive Metastasendiagnostik lediglich die subjektiv als positiv empfundene krankheits- und therapiefreie Zeit.

Milliarden werden in die Kebsforschung gesteckt, aber meist nur in die Untersuchung neuer Chemosubstanzen und Hormonpräparate.

Obwohl doch längst bekannt ist, dass das der falsche Weg ist.

Seit mindestens 30 Jahren wird auf „Stahl, Strahl und Chemo“ bei der Behandlung gesetzt und dabei ist die Zahl der Frauen, die an Brustkrebs sterben, unverändert.

Deutschland steht im europäischen Vergleich bezüglich der Brustkrebssterblichkeit nur an 8. Stelle, ist also ein Entwicklungsland.

Es gibt zaghafte Versuche in Richtung Verbesserung, aber sie werden nicht umgesetzt.

Es stellt sich die Frage, warum die meisten Mediziner nicht gewillt sind, für ihre Patientinnen alles, was der Therapieoptimierung dienen könnte, zu veranlassen.

Viele neue Prognoseparameter, die auch etwas über die Therapien aussagen könnten, werden immer noch nicht erhoben.

So zum Beispiel die Bestimmung des EGF-Rezeptors, die p-53 Expression oder uPA und PAI-I, die, so sie vorhanden, eine Resistenz gegen Tamoxifen, Chemo oder Resistenz auf endokrine Therapien anzeigen.

Diese Chemosensitivitätsuntersuchung müsste überall durchgeführt werden, damit zumindest unwirksame Chemos unterlassen bleiben und am Tumorgewebe festgestellt werden kann, welches Zellgift für die entsprechende Frau am Erfolg versprechendsten wäre…

Wer maßt sich an, über Erfolg oder Mißerfolg im Einzelfall entscheiden zu können?

Menschen sind eben individuell völlig verschieden, und so sollte jede Patientin auch ihren eigenen Weg finden können.

( ) ..In der heutigen Situation ist das jedoch eine Utopie, da Ärzte in der Regel nur einen Weg kennen und akzeptieren und das ist immer der eigene“.

JEDE NEUNTE besteht aus vier Teilen:

Erstens – DER TAG, AN DEM ALLES ANDERS WURDE…Die Diagnose.

Zweitens – KAMPFANSAGE? Chemotherapie, Bestrahlung, Hormone –

Dieses Kapitel ist Frauen ganz besonders „ans Herz zu legen“, die vor einer Entscheidung stehen – „was mache ich?“

Frauen wird unermeßliches Leid mit diesen Giftcocktails zugefügt..erstmals nehmen wir in JEDE NEUNTE direkt dran teil. Etwa durch den e-mail-Austausch zwischen zwei Freundinnen.

Am schlimmsten traf es Frauen, die an einer STUDIE mit dem super-toxischen Eibe-Extrakt ..TAXOL und Verwandte…teilgenommen haben…und kaum war die Tortur überstanden, das Immunsystem im Keller , weil die Zellgifte ja auch vor gesunden Zellen nicht haltmachen…die kollabieren vor ihnen…die rabiaten Krebszellen offenbar nicht…sie sammeln sich wie zu erneutem Kampf und werden resistenter als vorher.. ja, da..tauchte wie postwendend die nächste Metastase auf…oder die nächsten Knötchen, die „wir leider herausnehmen müssen!“

Oder das nächste Rezidiv – „Tut mir Leid Frau…Ihnen das mitteilen zu müssen, aber wir müssen noch einmal ran!“

Eine Ärztin aus der Supergift-Taxol-und-Co- Studie, machte regelrecht Werbung für die Studie, betonte, wie sehr der Wirkstoff Heilung begünstige..

Später erfuhr die Patientin, dass der Ärztin von der Pharma-Firma sogar ein Flug zu einem internationalen Kongress bezahlt worden war…

Da geriet sie schwer ins Grübeln, die BK-Patientin, ob sie wirklich an dieser Studie teilnehmen sollte…

Andererseits wußte sie von Studien aus Österreich, dass Frauen, die an Studien teilgenommen hatten, um Jahre länger lebten, als Frauen, die in keiner Studie waren. Ob das stimmt, wer weiß das schon?

Erst kürzlich flog in Göttingen auf, dass Studien geschönt waren, um an weitere Forschungsgelder zu kommen…

Jede Geschichte besitzt ihren ganz eigenen Erfahrungswert.

Daher ist die Lektüre von „JEDE NEUNTE“ so etwas wie eine 28-fache Meinung einholen.

Und die Erkenntnis dazu – es gibt „den“ Brustkrebs nicht.

Jedes „Porträt“, den Texten vorangestellt, die Tumorklassifizierung, schaut anders aus.

Kein Lymphknotenbefall zeigt, dass der Tumor noch nicht gestreut hat.

Es sich um eine harmlosere Art handelt.

Jetzt gleich einen Test auf das Vorhandensein von HER2neu, das Krebsgen zu ,

machen, das für das Schnellwachstum des Tumors zuständig ist, wäre sinnvoll – und es wird bereits „studienhalber“ in München (Rot-Kreuz-Krankenhaus) gemacht…ist der Tumor frei von Her2neu (auch Cerb2 oder Erb-2 genannt), wird der Tumor vermutlich nicht streuen, also keine Metastasen setzen, und damit auch nicht tödlich verlaufen. Damit entfällt das Abschneiden der Brust, und die weiteren Therapien werden überflüssig. Kein Wunder, dass diese schonende Methode wenig bekannt ist….gleichzeitig könnte man testen, ob der Tumor schmilzt, wenn er noch in der Brust das Medikament HERCEPTIN erhält.

HERCEPTIN ist das erste molekulare und wirksame Medikament gegen metastasierenden Brustkrebs. Und ist weit entfernt von der Toxizität der klassischen Chemos. Bei HERCEPTIN fällt auch kein Haar aus.

Aber Herceptin ist teuer. Jedoch die Chemo auch!

Das nüchterne Resultat der Erfahrungsberichte – Der Krebs kommt wieder.

Ohne Herceptin. Und das deckt sich mit der Herceptin-Forschung –

Wer das Krebs-Gen HER2neu besitzt, ist weitgehend resistent gegen die herkömmlche Chemo. Und damit wird erklärbar, warum Frauen dauerhaft weiter sterben, trotz Chemo, wenn sie den gefährlichen metastasierenden Brustkrebs besitzen – weil sie insgesamt resistent gegen die Chemo sind.

Das Gift ihnen gleichzeitig die letzten Immunabwehr-Reserven kaputtmacht.

Es mutet an wie Folter. Pur. Dass mit all diesem medizinischen und pharmazeutischen und Forschungswissen, Her2Neu-befallenen Frauen noch immer Chemos gnadenlos verpasst werden.

Der dritte Teil des Buchs trägt die Überschrift:

„Viel haben Sie ja nicht verloren…“

Brustamputation, Brustaufbau, Brustrekonstruktion.

Wie aus Frankensteins Hinterstübchen.

Für sensible Seelen empfielt sich das Lesen dieser Berichte ratenweise. Es tut so weh. Hier authentisch und per Fotos belegt, mitzuerleben, was Frauen angetan wird. Es IST Körperverletzung. Oft der schlimmsten und unvorstellbaren Art.

Der letzte Teil heißt: ABSCHIEDE.

Die Berichte von Frauen, die in einem, zwei oder längstens drittem Jahr nach der Diagnostik und den Therapien..gestorben sind. Die Berichte gehen bis zum Ende…eine Frau, 30 Jahre, hat gerade in Greatna Green noch geheiratet…Die Therapien waren völlig nutzlos. Die Ausbreitung des Krebses unaufhaltsam.

Die Namen und Städte und Kliniken sind anonymisiert.

Von den 28 Autorinnen, 25 sind derzeit noch am Leben, ist nur eine „rundum zufrieden“:

Sie ist die Sekretärin in einer Klinik, seit über 20 Jahren.

Sie gehörte dazu.

Und daher widerfuhr ihr, wovon andere nur träumen können:

Die Beste aller nur erdenklichen Behandlung und auch Zustimmung, als sie NEIN zur Chemo sagte.

Es geht ihr gut, der Frau.

Vielleicht am besten von allen.

Denn sie hat sich der Tortur der Chemo widersetzt.

Insgeheim dabei unterstützt von ihren Ärzten, die quasi ihre Kollegen sind.

„Ach, ließe sich doch ‚Seele’ transplantieren!“

stoßseufzt eine Autorin…ja.

Nach der Lektüre dieses Erfahrungsberichts von Frauen mit einer bislang tödlichen Erkrankung möchte man Gebete zu einem Himmel schicken…

Oder ganz prosaisch auswandern.

Ein Protest gegen das Sterben. Eine Aufklärung. Ein Offenmachen von so dauerhaften Miss-Ständen, dass die darin Involvierten es selbst schon gar nicht mehr spüren. Die Forderung nach Neuem, Guten..Lebensrettendem…:

JEDE NEUNTE sollte, müsste Pflichtlektüre werden, für das medizinische Personal…für die Ärzte, unter denen die Radiologen und die Chirurgen wohl besonders als Handwerker und weniger als „Ärzte“ im einstmals postivi-besetzten Sinn erlebt werden.

JEDE NEUNTE macht aber auch Mut. Sich zu outen.

Das Tabu zu brechen. Warum ist Brustkrebs ein gesellschaftliches Tabu?

AIDS, ansteckend, gilt nachgerade beinah als schick, im Westen, im Vergleich.

Aids ist mehr eine Männerkrankheit. Die PR ist besser. Die Forschung auch. Die Resultate damit auch.

Eine Liz Taylor kämpft gegen Aids.

Welcher Mann bei uns kämpft gegen Brustkrebs?

JEDE NEUNTE – Frauen berichten von ihren Erfahrungen mit Brustkrebs-

Orlanda Frauenverlag GmbH, Berlin

Herausgeberinnen: Gudrun Kemper & Ulla Ohlms

BERLIN – Herbst 2003/300 Seiten/ 17.50 Euro/ISBN 3 936937- 07 – 9