Kanzlers Kurswechsel

Quelle: Agenturen und BILD-online

Wie der Kanzler im letzten Jahr seine Meinung änderte…

Schröder 2002

„Wir haben uns auf den Weg gemacht, dieses Land zu erneuern und dabei soziale Gerechtigkeit eben nicht unter die Räder kommen zu lassen. “

„Dieses Land ist stark geworden und wird stark bleiben, wenn es im Innern gerecht zugeht. “

(Bundeskanzler Gerhard Schröder am 6. August 2002 )

Schröder 2003

„Was wir heute beweisen müssen, ist der Mut, Neues zu wagen. Dabei werden wir uns von manchem, was uns lieb – und leider auch teuer – geworden ist, verabschieden müssen. “

„Geben wir es ruhig zu, auch wir haben oft genug den Eindruck erweckt, als sei der Sozialstaat eine Fürsorgegarantie, die sich nach Art eines Perpetuum mobile ohne eigene Anstrengungen ständig selbst finanziert. “

(Bundeskanzler Gerhard Schröder beim SPD-Sonderparteitag am 1. Juni 2003 )

Info

Politik Inside: Wie herzlich ist dieser Händedruck?

Welch eine Wende! Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat beim Sonderparteitag in Berlin einen Kurswechsel vollzogen: Vom „Alles-ist-gut“-Kanzler zum „Wie-kriegen-wir-das-nur-wieder-hin?“-Regierungschef.

Der plötzliche Wandel vom Kraft- zum Kampf-Kanzler:

„Estrel“-Hotel Berlin am 2. Juni 2002: 524 Delegierte des SPD-Wahlparteitages jubeln dem Kanzler zu – zehn Minuten und zwölf Sekunden lang.

Fast auf den Tag genau ein Jahr später am selben Ort: Müde leisten die Delegierten des Agenda-2010-Parteitages ihrem Vorsitzenden drei Minuten Pflichtapplaus. Denn der Kurswechsel Schröders kommt selbst für viele treue Genossen..als Schock.

Vor einem Jahr hatte er noch der Union vorgeworfen, ihre Politik ziele darauf ab, den „Sozialstaat zu schleifen“. Jetzt erklärt er den verdutzten Genossen: „Wer glaubt, es könne alles so bleiben, wie es ist, der macht sich und anderen etwas vor. Denn es muss sich schon sehr viel ändern, damit Wohlstand und soziale Sicherheit auch nur so bleiben, wie sie sind.“

180-Grad-Wende auch beim Thema Arbeitslosigkeit. „Das Füreinanderdasein muss mehr zählen als das Stoßen von Ellenbogen“, hatte er seiner Partei unter Jubel ins Stammbuch geschrieben. Jetzt sagt er nur noch: „Es kann deshalb nicht der Sinn sozialdemokratischer Politik sein, Arbeitslose möglichst gut und aufwändig zu verwalten.“

Sogar mit dem Schönmalen der Lage räumt der Kanzler auf. „Wer versucht, die Realität zu verdrängen, den drängt die Realität beiseite.“ Vor einem Jahr hatte er die Opposition kraftvoll aufgefordert: „Hört endlich auf, dieses, unser Deutschland schlechtzureden.“

Die SPD erlebt 2003 einen ganz neuen Vorsitzenden: „Es wäre grundverkehrt zu glauben – oder die Menschen glauben zu machen –, aus dem, was wir heute beschließen, würden schon in wenigen Wochen oder Monaten neues Wachstum und neue Arbeitsplätze entstehen.“ So redet ein Kanzler, der nicht zu viel versprechen will. Aber der nächste Wahlkampf kommt bestimmt…