Septembergefühle..z.B. 1939..

Dieser Text und die Zitate..sind vom September 2002. Stamm-LeserInnen bekannt…Ja, hallo!Aber handeln vom September1939
Septembergefühle.

September. 2002. September. 2001. September. 1939

Der BDM zur Zeit der nationalsozialistischen „Lebensraum-Erweiterung“.

Berlin, den 1. September 1939:

„Der Reichsjugendführer

Die BDM-Reichsreferentin

Rundschreiben Nr. 20/39 G GEHEIM

Einsatzbefehle für HJ und BDM liegen bei den Gebietsführern vor, die im Mob-Fall geöffnet werden sollen. Ich bitte, daß Ihr Euch dann sofort mit den Gebietsführern in Verbindung setzt.

Da die Schulen bis auf Widerruf geschlossen sind, ist die Führung der HJ für die deutsche Jugend verantwortlich. Es ist selbstverständlich, daß alles Mädel und Jungmädel für den praktischen Dienst eingesetzt werden. Für die Jugendlichen, die im Augenblick nicht beschäftigt sein sollten, muß sofort auch vormittags Dienst jeder Art angesetzt werden.

Die Reichsanstalt hat bereits an die Arbeitsämter durchgegeben, daß die notwendigen BDM-Führerinnen für den Dienstbetrieb abgestellt werden. Ihr müßt Euch dann sofort mit den Arbeitsämtern in Verbindung setzen.

Der Heimabend dient hauptsächlich der Aufklärung und Propaganda in dieser Zeit.

Ich bitte beiliegenden Aufruf von mir, soweit es nicht über Presse möglich ist, intern dem BDM durchzugeben.

Ihr tragt in diesen Tagen große Verantwortung, aber ich weiß, daß ich mich restlos auf Euch und Euren Einsatz verlassen kann, auch wenn nicht immer die Möglichkeiten zu einer Rücksprache gegeben sind. Jedem Nationalsozialisten zeigt das Herz auch ohne Befehl den Weg, den er zu gehen hat.

Heil Hitler “

Dieses Rundschreiben richtete sich bei Kriegsbeginn im September 1939 an die 36 Führerinnen und Führer der Obergaue. Die Führung des BDM war auf den Krieg vorbereitet und rechnete mit ihm. Auf Grund der bis 1939 entstandenen Organisationsstrukturen, der durchgeführten „Ertüchtigungen“ der Mädchen und auf Grund der gesetzlichen Regelungen ging der BDM gut gerüstet in die kriegspolitischen Gegebenheiten.

Die ersten Kriegsmonate dienten der Mobilisierung der Mädchen und der offenen Umstrukturierung der gesamten Arbeit auf die Kriegssituation.

Göring hatte am 10. September 1939 erklärt, daß es „nicht mehr nur einen Mobilmachungsbefehl für den Soldaten“ gäbe, sondern für jeden Deutschen, „sobald er 16 Jahre alt geworden ist, Mädchen wie Junge“.

Auch an die Mädchen würde „im Ernst der Stunde“ appelliert und sie hätten überall dorthin zu eilen, wo sie einen „wehrfähigen Mann“ ersetzen könnten, oder aber dorthin, „wo von alten Zeiten her die Frau schon immer die beste Arbeit getan hat“, in der Pflege der Verwundeten und Kranken.

Überall dort, wo Männer fehlten, mußten Frauen die Ersatz-„Männer“ stellen.

Für den BDM bedeutete dies eine straffere und strukturiertere Arbeitsweise:

„Selbstloser Einsatz, selbstlose Arbeitshaltung…“ – mit anderen Worten Idealismus: Ausbeutung.

Auszüge aus den im BDM vorherrschenden allgemeinen Erziehungsansprüche und das MÄDCHENBILD.

1935 erschien im Januarheft von „Wille und Macht“, dem „Führerorgan der NS-Jugend“, ein Artikel der damaligen Reichsreferentin Trude Mohr über die Zielsetzungen des BDM:

„Unser Ziel ist der ganze Mensch, das Mädel, das gesund und klar seine Fähigkeiten einsetzen kann für Volk und Staat.

Deshalb liegt uns nichts an der Anhäufung irgendwelcher Wissenschaften, trockenen Zahlen und Begriffe, deren Sinn wir nicht verstehen, sondern an der Heranbildung der Gemeinschaft und der M ä d e l h a l t u n g .

Der BDM ist ein Erziehungsbund.

Erziehen aber kann man gerade Mädchen nicht durch Kommando und Gewalt, sondern indem man ihnen eine gewisse Zeit zum Wachsen und Reifen gibt, und indem man ein Bild vor die Mädel stellt, nach dem sich Führerin und Gefolgschaft ausrichten können.

Im BDM wird eine klare und sichere Aufbauarbeit mit dem Endziel geleistet, unserem Land eine Mädelgeneration zu geben, die zu wirklichen Trägerinnen nationalsozialistischer Weltanschauung geformt worden ist, die fähig ist, den nationalsozialistischen Gedanken dann auch in spätere Geschlechter weiterzutragen.“

Die angesprochenen Erziehungsgrundsätze bleiben global und unkonkret; als Ziele lassen sich herausfiltern: das „ganze und gesunde Mädel“ , der Einsatz für „Volk und Staat“, die Herausbildung der Gemeinschaft und der “ M ä d e l h a l t u n g „( statt intellektueller Wissensanhäufung“)..Schließlich will der BDM „Trägerinnen nationalsozialistischer Weltanschauung “ formen, die diese Weltanschauung an ihre Kinder und Enkelkinder weitervermitteln.

…daß dem Land eine „Mädelgeneration“ zu geben war.

Mädchen wurden als Objekte begriffen und ihnen konnte bis auf das biologisch verstandene Wachsen und Reifen keine Subjektäußerung zukommen.

Die Manipulationsabsicht ist eindeutig ablesbar. Mädchen sollten zu „Trägerinnen der NS-Weltanschauung geformt werden.

Diese Aufforderung, die vom Reichsjugendführer Baldur von Schirach für die Arbeit des BDM aufgestellt worden war, galt zusammen mit der Zielsetzung des „Führers“ :

„Und Ihr im BDM erzieht mir die Mädchen zu starken und tapferen Frauen!“ als erste Erziehungsparole…

Das „Weitertragen „der nationalsozialistischen Gedanken auch in spätere Geschlechter“ weist auf die Rolle der Mädchen als zukünftige Mütter und Erzieherinnen hin.

Belege für die Vorbereitung der Mädchen auf diese tradierte Frauenrolle lassen sich in fast allen Publizierungen von BDM-Führerinnen finden.

Die ausdrückliche und ausschließliche Betonung, wie sie von führenden NS-Männern für die Mädchenerziehung immer wieder gefordert wurde und wie sie sich explizit in dem häufig benutzten Zitat Hitlers aus „Mein Kampf“ zeigte, “ Das Ziel der weiblichen Erziehung hat unverrückbar die kommende Mutter zu sein“ trifft in ihrer Unbedingtheit indes für das Selbstverständnis des BDM nur in den Anfangsjahren zu; in den Jahren bis 1933 war das Mutterideal ausschließliches Leitbild. Ein kurzfristiger tendenzieller Wandel trat ab 1934 ein, als die damalige Reichsleiterin der NSF und der Deutschen Frauenfront, Lydia Gottschewski sich gegen die vier „K’s“ als Kern der Erziehung: Küche, Kleider, Kinder, Kirche, wandte..die richtige mädchengemäße Erziehung zum „völkischen Einsatz “ werde der jungen Frau automatisch die Richtung zur Mutterschaft zeigen, ohne ständig “ von der Bestimmung des Weibes“ reden zu müssen..

Die Forderung nach „Einsatz und Pflichterfüllung“ blieb in der Regel bis 1939 unspezifiziert; der Zweck des Einsatzes wurde mit „für das Vaterland“ , für den „Führer“ etc. ausgewiesen.

Der Einsatz hatte „aufopferungsvoll“, „verantwortungsbewußt“, „unbedingt“ zu sein.

(Im Krieg erhielten diese Einsatzappelle ihre greifbare Sinngebung…)

Bestandteil der richtigen „MÄDELHALTUNG“ war die „kulturelle Haltung“.

Nach NS-Auffassung war die Frau viel stärker „Kulturträger“ als der Mann;

Die BDM-Hauptreferentin im Kulturamt der RJF, Erna Bohlmann, bezeichnete die

„Frau als Künstlerin auf dem Gebiet der Lebensgestaltung“ sie hätte ihre größeren Fähigkeiten auf dem Gebiet der „Volkskultur“ und weniger auf dem Gebiet der „großen Kunst“.

Der Kulturbegriff wurde damit für den BDM vage auf alle Gebiete der „Lebensgestaltung“ eingegrenzt.

„Lebensgestaltung“ war andererseits beliebig auszudehnen…so können die Mädchen eine viel engere Beziehung zu den Traditionen, die im Liegut, in Sagen, Märchen oder Tänzen fortlebten, als die Jungen; sie ständen der „Heimat“, dem „Deutschtum“ naturgemäß näher..

Insbesondere zählen auch die Wohnraumgestaltung, die Werkarbeit sowie die Kleiderwahl zu dieser „Lebensgestaltung“. Es wird damit als auch die Forderung der „hauswirtschaftlichen Ertüchtigung “ deutlich, daß damit genau jene Arbeitsgebiete gemeint waren, die Mädchen und Frauen schon seit Jahrhunderten zugewiesen wurden.

Aufforderung zum „eigenen Schaffen“ wurde nicht als Künstlertum, sondern als „Selbermach-Lebensweisen“ verstanden. Mit durchgängiger Bedeutung; beim Basteln und Werken , bei der Kleidung, bei Säuglings- und Krankenpflege, bei Musikveranstaltungen..

Als Zielorientierung galt die Schaffung des „ECHTEN, ARTEIGNEN, SCHÖNEN, GEDIEGENEN und NATÜRLICHEN, Werte, die auf bäuerliches Brauchtum zurückgingen.

In den Lebensverhältnissen der Bauernfamilien war idealtypisch die angestrebte Verbindung von überschaubaren Arbeitsbedingungen, Selbstversorgung und Naturverbundenheit erreicht.

Die „Selbermach-Haltung“ wurde erst durch die Fähigkeiten, entsagen und entbehren zu können…im Interesse der „Volkswirtschaft“ komplett.

Die Abgrenzung gegen „Kommando und Gewalt“ stand nicht alternativ zu GEHORSAM, ZUCHT und DISZIPLIN, diese Tugenden wurden ausdrücklich von den Mädchen gefordert.

Gemeint war zum einen das Befehls-Gehorsams-Prinzips, die sich gegen den „rauhen Umgangsstil“ abgrenzen sollte.

Das „deutsche Mädel“ war unhinterfragt einsatz- und opferbereit für die „Volksgemeinschaft“..das „deutsche Mädel“ war sportlich, pflegte seinen Körper und war äußerlich sauber und ordentlich gekleidet; es war tüchtig und selbständig in beruflicher, insbesondere hauswirtschaftlicher Hinsicht. Schließlich war es sich seiner späteren Aufgaben als „Frau, Mutter des Volkes“ und Mutter eigener Kindheit bewußt.

Dieser Typ des Mädchens hatte kulturell und musisch bewandert zu sein, war unterhaltsam, verstand sich als zukünftige Gefährtin des Mannes und als verantwortungsvolle „Hüterin“ des familialen Friedens.

DIE FASCHISTISCHE ORDNUNG DES WEIBLICHEN KÖRPERS.

In der Charakterisierung des Mädchenbildes wurden die Komponenten „Sportlichkeit, Körperpflege, Gesundheit und Kleidung „aufgeführt.

Sie stellten Anforderungen an die Mädchen im Umgang mit ihrem eigenen Körper.

Auch die Beziehung zum eigenen Körper sollte im NS nicht der Privatspähre verhaftet bleiben, sondern war den „völkischen“ Interessen unterzuordnen..

„Unser Sport ist für uns nicht Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Erziehung des ganzen Menschen. Straffe, aufrechte Körperhaltung und innere Disziplin gehören zusammen.

Jedes Mädel muß spüren, daß es mitträgt an der Verantwortung für die Gesunderhaltung unseres Volkes….“

Sport war sehr eng mit dem Gesundheits- und Rassegedanken verbunden.

In der Praxis hatte die Leibeserziehung (den Begriff gibt es noch heute in deutschen Schulen….Anm. FEM) eine bis dahin in Deutschland unvergleichliche Breitenwirkung.

Dabei sollte statt dem jungenspezifischen Kraftsport „frauliche Gewandtheit und Geschicklichkeit“ zu berücksichtigen sein.

Durch rhythmische und spielerische Elemente sollten die „fließenden, weiblichen Formen“ betont werden.

Entsprend war die Erziehung des „deutschen Mädel“ ausgerichtet:

Die Schulungskurse des BDM hatten dafür zu sorgen, daß „einem Drittel geistiger Schulung zwei Drittel körperlicher Betätigung“ hinzugefügt werden…

(Nun weiß FEM endlich, warum sie nie „Leibeserziehung“ mochte, und auch nicht „Handarbeiten“….)

fem/ SEPTEMBERGEFÜHLE :

Auszüge aus der Dokumentation von Martin Klaus:

MÄDCHEN IM 3. REICH. : Der Bund Deutscher Mädel

PapyRossa Verlag, 1998, Köln