Sprache als zeit-gesellschaftliche Enthüllerin –
Der FLANEUR trat (bei BAUDELAIRE etwa..) zu einer Zeit auf… als nur „unsittliche Frauen“ allein auf die Straße gingen, nicht mit der Absicht, zu flanieren, sondern einem berühmt-berüchtigten, aber offenbar zeitlosen..Gewerbe nachzugehen…
Die gern angebotene Übersetzung ins sprachlich Weibliche – „Die Spaziergängerin“ – trifft aber keineswegs die inhaltliche Bedeutung des FLANEURS … des Snobs, der in den Monopolen der Welt herumspaziert, beobachtet, es sich gut gehen lässt… Die Frauen seiner Epoche in der Literatur (und im realen Leben) besitzen diese Freiheiten nicht. Daher gibt es auch kein Wort – wir würden heute FLANEURIN sagenn… aber zugegeben, es wirkt nicht so elegant… oder? Nicht so elegant-lässig – wie „Flaneur“… Da siehst du mal..!
Auch der DANDY lebte literarisch und real im eher 19. Jahrhundert und in den frühen beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. (In der Nachkriegszeit taucht er nicht wieder auf. Er mutiert zum PLAYBOY, aber das ist doch auch wieder eine ganz andere Einfärbung, weniger feingliedrig, geistig gedacht, als der DANDY … Wir wissen nicht, war er auch ein Casanova..? Oder vor allem – (Chrissy, lauf mal schnell rüber zu WIKIPEDIA …wie dort der DANDY definiert wird und zeitlich und literarisch „verortet“- wie es so gern vornehm ausgedrückt wird..
Okay, ihm könnten wir die zeitlose FEMME FATALE gegenüberstellen. Aber damit kommt ein anderer Zungenschlag ins Spiel. Denn die FEMME FATALE – war Göttin und Sünderin zugleich… Aber niemand gab ihr die sprachlich und gesellschaftlich gleichwertige Rolle einer DANDY …Die neuen „Feministinnen“ der Gegenwart sehen ja einen revolutionären Akt darin, dass weibliche Formen eines Wortes durch ein Sternchen gekennzeichnet, im 21. Jahrhundert, diese Albernheit gibt es auch nur in GER, in Alemania… aber das Enthüllende der gesellschaftlichen und politischen Zustände ist SPRACHE. Es gibt auch kein weibliches Pendant zum LORD … Dürfen die LADIES denn heutzutage in die Clubs in GB, die in alten Serien nur für „ihre Lordschaft“ zugänglich waren..?
Übrigens – die STREIFZÜGLERIN wiederum – auch hier spiegelt sich der Zeit-Zusammenhang eines Wortes wieder – taucht (Gottfried Keller?) und untrennbar der gesellschaftliche – galt als eher kess… und gesellschaftlich tauchte sie eigentlich gar nicht auf… in Wirklichkeit… Als Bedeutung… vielleicht für einige als „Herumtreiberin?“ Aber nein, aber nein.
Viele Romane beginnen ja mit einer alten Frau in der Ecke eines Zugabteils und so .. ( da hat Virginia Woolf so peinlich genau Recht). Die „alte Frau“ im Zug und schon assoziierst du die Zeit der Holzbänke in der 2. Klasse. Die „alte Frau“ als literarische Figur – selten mondän, meistens verhärmt. Auch das spiegelt einen gesellschaftlichen Zeitgeist wider, bis heute wird „alte Frau“ mit arm, unscheinbar und in einer Ecke, allein“ …tja…Heute erst recht, wieder… es heißt dann lapidar und kalt – „Altersarmut“. Einklassifiziert. Die Sprache hat für vieles einen Namen, weiblich, aber nicht für Flaneur oder Dandy…