Herdentrieb und..2/2010

vom 12. 2. Aus „Grundformen der Angst“/Fritz Riemann
12.2.update 18 Uhr 20
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heute: 1.310 – willkommen!

Riemann, Fritz: „GRUNDFORMEN DER ANGST“,

„DER HERDENTRIEB WILL DIE ANGST VOR DER SELBSTWERDUNG AUFLÖSEN,
WIE AUCH DAS EINTAUCHEN IN EINE MASSE
DIE ANGST
VOR DER INDIVIDUATION AUFHEBT“
Seite 70/71 ff

..das ist ja interessant!

Schon immer hast du dich gefragt,
wie es für Menschen möglich ist,
die eigene Meinung zugunsten einer
„Massenmeinung“ – aufzugeben,
etwa in den politischen Parteien
so üblich geworden,
auch wenn es im GG heißt –
‚der Abgeordnete ist allein seinem Gewissen verpflichtet….‘

Als größten und in seinen Auswirkungen
desaströsesten „Herdentrieb“
fällt dir auch spontan der Nationalsozialismus ein…

Das KAPITEL:

„Die depressiven Persönlichkeiten“
überschreibt Riemann mit:

„DIE ANGST VOR DER SELBSTWERDUNG“.

„Hingabe im weitesten Sinn,
das DU auf ein Podest stellen“,
sich abhängig machen,
als Ausdruck des „Gebrauchtwerdens“ –
„wer mich braucht, kann mich nicht verlassen!“

Oder wenn ich meine übergroße Hilflosigkeit vermittele,
Abhängigkeit schaffe,
mich abhängig mache,
kann/darf ich auch nicht verlassen werden.

Die eigentliche Anlage,
Liebe geben zu wollen,
aber dafür auch Liebe zu brauchen,
um sie geben zu können..!

…:

„Die erste Folge wird sein,
dass dadurch das DU,
der jeweilige Partner, (Partei…??)
einen Überwert bekommt“ –
schreibt RIEMANN.

Und wie sieht es aus,
wenn ein Mensch,
die ICH-Werdung vermeidend,
überwiegend die ICH-Aufgabe
und Hingabe zu leben versucht…

Eine kurze Zusammenfassung …besteht darin,
sich ständig überfordern zu lassen,
sich nicht gegen Unterdrückung zu wehren,
aus Angst verlassen zu werden,
und den anderen zugleich in einer Abhängigkeit zu halten.

Die beiden Seiten …
Liebesbereitschaft und das Bedürfnis, geliebt zu werden,
als zentrales Problem
der depressiven Persönlichkeiten,
zwei Seiten,

die sich bei Erich Fromm in
„Die Kunst des Liebens“ –

folgendermaßen wiederfinden:

„Ich brauche Dich,
weil ich Dich liebe“ –

und –

Ich liebe Dich, weil ich Dich brauche..!“

Das WARUM…folgt erst ein paar Seiten später…..

in Riemanns „GRUNDFORMEN DER ANGST“…

Und die Vermeidung des SELBST-WERDENS….

Im Gegensatz zur „schizoiden Persönlichkeits-Struktur“ –
die „Distanz“
so unbedingt braucht,
zum Selbstschutz,
quält die depressive Persönlichkeit
die trennende Kluft
zwischen ICH und DU…
je weniger er als „Eigendrehung“ entwickelt hat,
umso mehr will der Depressive dem DU so nahe wie möglich sein –
und bleiben.
Jede Ferne
jede Distanz,
jede Entfernung und Trennung von einem Partner
erlebt er als Angst,
als Alleingelassenwerden, Verlassenwerden,
und das kann ihn in tiefe Depression
bis zur Verzweiflung führen….
schreibt RIEMANN und fragt :

Was aber kann man tun,
um nicht der quälenden Trennungs- und Verlustangst
ausgesetzt zu sein…???

Die einzige Hilfe wäre,
so viel an Eigenständigkeit und Unabhängigkeit zu entwickeln,
dass man nicht so restlos
auf einen Partner angewiesen ist.

Aber gerade das fällt dem Depressiven schwer,
denn dafür müßte er ja die enge Bindung
an den andern lockern,
und das würde sofort wieder
die Verlustangst auslösen.

„So sucht er nach anderen Sicherheiten,
die sein Problem lösen sollen, “
schreibt RIEMANN –

„aber..wie wir sehen werden,
es nur verschlimmern.“

ABHÄNGIGKEIT scheint ihm solche Sicherheit zu bieten.
Entweder indem er sich von einem anderen
oder diesen von sich
abhängig macht.

Ein Teufelskreis.

VERLUST-ANGST – die Kehrseite der ICH-SCHWÄCHE….

Wer sein ICH nicht stark entwickelt,
„braucht“ ein stärkeres ICH draußen…
als Halt.
Von dem er immer abhängiger wird,
je schwächer er selbst bleibt.

Wer aber so abhängig wird,
muß eine immerwährende Angst haben,
diesen Halt zu verlieren,

hat er doch alles auf den anderen gesetzt,

an ihn so viel DELEGIERT,
dass er ohne ihn nicht lebensfähig zu sein glaubt:

Weil seine Existenz ganz im anderen ruht.

Während die schizoiden Persönlichkeiten von Mißtrauen getrieben werden,

neigt die depressive Persönlichkeit zum Gegenteil:

Er IDEALISIERT die Menschen eher.
Vor allem die ihm nahestehenden,
verharmlost sie,
entschuldigt ihre Schwächen
oder übersieht ihre dunklen Seiten.

Er will nichts Erschreckendes oder Beunruhigendes an ihnen wahrnehmen,
weil das seine vertrauensvolle
Beziehung gefährden würde.

Dadurch entwickelt er zu wenig Fantasie,
Vorstellungskraft für das BÖSE im Menschen:

im andern und in sich selbst.

Mehr: Um des „lieben Friedens willen“
und weil jede Spannung und Auseinandersetzung
ihn vom Partner zu entfremden droht,
wird weiterhin idealisiert.

Und sieht die Menschen überhaupt als zu gut.
Was neben naheliegenden Gefahren des Ausgenutztwerdens
eine bei ihm häufig zu findende,
lang anhaltende Naivität und Kindlichkeit mit sich bringt.

So betreibt er „Vogel-Strauß-Politik“…
und versteckt seinen Kopf vor den Abgründen des Lebens im Sand,
indem er an dem Glauben festhält,
dass der Mensch gut sei.

Für die
erstrebte Harmonie und Nähe,
führt RIEMANN weiter aus,

„muß der Depressive nun seinerseits „gut“ sein,
und befleißigt sich
daher aller altruistischen Tugenden:

Bescheidenheit, Verzichtsbereitschaft,
Friedfertigkeit, Selbstlosigkeit,
Mitgefühl und Mitleid,
um nur die wichtigsten zu nennen.
Sie können bei ihm
alle Grade annehmen:

Überwertige Bescheidenheit,
die für sich selbst nichts fordert;
Überanpassung und Unterordnung
bis zur Selbstaufgabe,
im Extrem bis
masochistisch-hörigen Verhaltensweisen.

All das lässt sich auf den gemeinsamen Nenner bringen:

Durch das Aufgeben eigener Wünsche,
durch den Verzicht auf das EIGEN-SEIN,
die Verlustangst,
die Angst vor der Einsamkeit
zu bannen
und sich der deshalb gefürchteten Individuation
zu entziehen“. (S. 72 ebenda).

„Hierbei kann es zu
einer gefährlichen Selbst-Täuschung kommen:

Indem er aus diesen Verhaltensweisen
eine Ideologie macht,
verbirgt er nicht nur deren Motivierung aus der Verlustangst
vor sich selbst,
sondern er kann sich auch noch moralisch überlegen vorkommen,
gegenüber jenen,
die weniger bescheiden,
friedfertiger usf. sind.

So macht er erst recht (eigentlich)
aus der Not eine Tugend
und meint,
etwas hinzugeben und zu opfern,
was er noch gar nicht besitzt:

sein ICH“.

Dieses Ausweichen
vor der Individuation
wird aber teuer bezahlt:

Damit, dass er alles,
was an

Wünschen,
Impulsen,
Affekten
und Trieben
in ihm ist,

nicht zu leben wagt.

Er erlaubt sie sich aus Angst
oder aus seiner Ideologie heraus nicht :

..er kann doch nicht auf einmal selbst das tun,
was er an anderen verurteilt hat.

Dadurch ist er aber immer mehr darauf angewiesen,
dass ihm seine Wünsche und Erwartungen,
die er natürlich weiter hat,
von anderen erfüllt werden.
Wer nicht nehmen kann ,
hofft, zu bekommen,
– vielleicht sogar als Belohnung
für seine Bescheidenheit;
und wenn nicht hinieden,
dann wenigstens im Himmel,
wie es die christliche Ideologie
verspricht.“ (S.73)

„Depressive Menschen kommen im Leben gleichsam immer wieder
in die Lage des Tantalus:

Sie sehen die Früchte und das Wasser vor sich,
die sich aber ihnen entziehen,
weil sie nicht zugreifen gelernt haben
oder es sich nicht erlauben.

Sie können nicht fordern,
sich etwas nehmen;
sie können nicht gesund aggressiv sein,
und all das wirkt sich zusätzlich so aus,
dass sie ein geringes Selbstwertgefühl entwickeln,
das nun seinerseits wieder
ihren Mut zum Fordern und Zupacken schwächt.“

Im Kapitel „Der depressive Mensch und die Aggression“ –

findet man Antworten auf die Frage…
wie denn der depressive Mensch mit seinen Trieben und Aggressionen umgeht,
die ja,
wie bei jedem Menschen,
vorhanden sind.

Welche Aggressionen
verbergen sich hinter der überbesorgten Liebe des Depressiven

Und woher rührt der …Zwang zur Selbstzerstörung…
als extreme Form,
der Selbsthass bis zur (unbewußten)Selbst-Zerstörung?

Ein Zitat nur noch,
sonst ist die Verkürzung zu gefährlich:

(Seite 83 ) –

„Die größten Tragödien
spielen sich in der Kindheit ab“,
schreibt Riemann und führt aus:

„Wahrhaft tragisch ist solche Selbstzerstörung
aus ehemals berechtigten
Hass- und Neidgefühlen der Kindheit,
die man nie äußern durfte,
weil man seine Situation
dadurch nur verschlimmert
und sich als „böse“ erlebt hätte.
Weil man keine Möglichkeit, kein Ventil fand,
seine Affekte loszuwerden,
und weil man sie mit Schuldgefühlen erlebte,
mußte man sie gegen sich selbst richten,
auch als Selbstbestrafung.
Kindheit:

„Dass das Kind sein Abgelehntwordensein als Selbsthass nach innen nehmen
und aus Verlustangst und Ungeborgenheit seine Aggression als zu große Belastung
seiner gefährdeten Situation
erleben mußte.
So lernt der später Depressive von früh an nicht,
mit seinen Aggressionen umzugehen.

Das hat weiterhin
regelmäßig zur Folge,
dass er zu spät,
oder gar nicht realisiert,
wann und wo er hätte aggressiv sein können oder sollen;

dass er falsche Vorstellungen davon hat,
welches Ausmaß an Aggression er einsetzen müßte,
um etwas zu erreichen,
sich zu behaupten,
oder sich durchzusetzen-
er resigniert vor der Vorstellung,
welches Ausmaß an Aggression er einsetzen müßte,
was als „doppelter Bumerang“ auf ihn zurückfallen würde,
wo vielleicht ein fester Blick,
ein bestimmter Tonfall genügt hätte,
sich durchzusetzen und sich Respekt zu verschaffen.“

………..Seite 85 – :

“ Das geringe Selbstwertgefühl Depressiver
hat eine wichtige Wurzel in ihrer
nicht gewagten,
nicht gekonnten Aggressivität.“

Zur Wendung der Aggression gegen sich selbst
gehört auch die Somatisierung:
Manche schweren oder unheilbaren Krankheiten
können sich psychodynamisch
auf solchem Boden entwickeln,
gleichsam als letzte unbewußte Selbstbestrafung
und zugleich Rache…
in der Selbstzerstörung.

GOETHES Wort aus den WAHLVERWANDSCHAFTEN:

„Gegen große Vorzüge eines anderen gibt es keine Rettung
als die Liebe..“

ist nach RIEMANN
eine SUBLIMIERUNG DES NEIDES,

aber – sublimieren kann ein Kind noch nicht.“

ABER WIE hat es zur
depressiven Persönlichkeitsentwicklung kommen können?

„So liegt in einer geglückten Mutter-Erfahrung ein Kapital,
das man gar nicht hoch genug
einschätzen kann“ –
schreibt RIEMANN auf Seite 87ebenda ..:

Der depressive Mensch –
Der lebensgeschichtliche Hintergrund..“

(Dazu fällt dir gerade ein,
wie die derzeitige politische Richtung,
‚Schon Babies in die Krippe!’…
als lebensgeschichtlicher Hintergrund später zu sehen
und zu bewerten ist…!)

„Eine in der Frühzeit liebevolle Mutter-Kind-Bindung“ –
schreibt RIEMANN,
„ist von größter Wichtigkeit,
dass die Mutter dem Kind die Möglichkeit bieten,
„einen Menschen in sein Herz zu schließen.“

In dieser ersten frühen Lebensphase des Babies
können Mütter einiges falsch machen:

Wodurch der „Impuls zur Eigendrehung“
des Kindes
statt mit Freude
mit Angst- und Schuldgefühlen erlebt wird.

Riemann stellt zwei charakteristische „Fehlhaltungen“ der Mütter fest:

„Verwöhnung“ und „Versagung“.

Verwöhnung – die sogenannten „Gluckenmütter“,
die ihre Kinder am liebsten immer als Babies
und Kleinkinder hätten,
damit sie abhängig bleiben..(!)
(Riemann vermutet eine depressive Struktur bei diesen Müttern)…
die ihren Kindern „alles abnehmen“…
und sie „keinen Belastungen“ aussetzen wollen.
Und …gerade bei Alleinerziehenden oft sichtbar –
Bei denen das Kind oder die Kinder..
zum alleinigen Lebensinhalt werden –
kein Beruf,
kein Partner,
zuweilen auch nur geringe Bildung,
keine Erfolgs-Perspektiven…
Kinder sind ihr „Selbstwert-Gefühl“,
ihre „Daseins-Berechtigung“.

(Man muß derzeit aufpassen,
Kinderkriegen nicht als Stigmatisierung bestimmter Gruppen zu sehen…
vielmehr ist wahrscheinlich,
dass sich diese oft sehr jungen Mütter,
etwas suchen…
das sie „liebhaben“ können und von dem sie
„liebgehabt“ werden…
Säuglingen, Kleinkindern,
ohne daran zu denken,
dass dieser lebendige Puppen-Ersatz …
versorgt werden muß
und gehegt und geplegt werden muss..).

„Stillen“ so Riemann,
vor allem,
wenn ein Kind zu lange gestillt wird,
kann auch als eine Form des Verwöhnens
betrachtet werden,
die jeden „IMPULS des KINDES ERSTICKT“ –

eine Unlustreaktion des Kleinkindes wird mit
„zudeckender Zärtlichkeit“ beantwortet..
so dass das Kleinkind kaum eine Chance hat,
Affekte zu äußern oder
eigene Lösungen für sein
Unbehagen zu finden.

Diese Mütter,
Riemann findet ein Bild aus der Boxersprache dafür –
„leben mit ihren Kindern in einem dauernden Clinch“ –
in einer gegenseitig verstrickten Nähe,
in der keiner sich mehr
frei bewegen kann..“

Und diese Mütter reagieren gekränkt und mit Tränen,
wenn ihr Kleinkind altersgemäße Verhaltensweisen an den Tag legt,
so dass das Kind schon früh
Schuldgefühle bekommt,
wegen ganz normaler,
altersadäquater Verhaltensweisen.

Das alles bindet das Kind nicht nur immer mehr an die Mutter,
sondern führ auch dazu,
dass es zu wenig Chancen
für seine Eigenimpulse hat.
Und von früh an es gar nicht kennt,
etwas ohne die Mutter
oder ohne die Genehmigung der Mutter zu tun.

Das kann so weit gehen,
dass es schließlich nicht mal mehr
eigene Wünsche hat.

(DADAISTEN sagen :
„Man hat so viel
Energie und Mühe drauf verwandt,
uns früh unsere Wünsche, Fantasien
und unser Wollen auszutreiben…!“)

„Es (das Kind)hat dann resigniert und gleitet in eine passive Indolenz,
gleichzeitig aber mit der Erwartung,
dass man nun seine Wünsche erraten und erfüllen müsse,
weil es selbst das Wünschen verlernt,
aufgegeben hat.“ (Riemann ebenda S. 89)

„So entstehen Bequemlichkeitshaltungen,
passive Erwartungshaltungen,
das Leben als einem Schlaraffenland,
die die darunterliegende Depression verdecken.“

(In seinem Roman OBLOMOW hat Gontscharow
eine solche Entwicklung glänzend dargestellt).

Dies jetzt nur ein winziger Ausschnitt aus dem Kapitel „depressive Persönlichkeits-Struktur – Lebensgeschichtlicher Hintergrund“ –

Noch zwei Sätze zur VERSAGUNG der Mutter:

Dazu ein Zitat,
das Riemann aus dem Tagebuch der Mutter eines Erstgeborenen heranzieht…und
das alles sagt :

„Der Knabe schreit seit mehreren Stunden,
aber seine Zeit zum Füttern ist noch nicht gekommen!“

Vielleicht haben wir,
und noch mehr UNSERE Mütter,
diese zwanghafte Form selbst erlebt und weitergegeben:

„Dem Kind nicht nachgeben!“

Diese schwarze Pädagogik,
täglich zu besichtigen –
„Dem Kind den Willen brechen.“

Es zu früh mit allem zu überfordern;

Die Kinder werden mit 2 Jahren allein in den Kindergarten geschickt.
Werden ständig angeschnauzt,
weil sie altersgemäß Dinge noch nicht begreifen,
die ihre unreifen Mütter und Väter von ihnen verlangen..
Diese Mütter gelten als oft zu kurz gekommene Frauen,
hart geworden,
auch wenn sie selbst noch unglaublich jung sind….

karge, wenig liebesfähigen Persönlicheiten,
die ihren „Clinch“ mit dem Kind
denn eher auf der catch-as-catch-can-Ebene ausführen,
Kontrastprogramm
zur zärtlichkeits-überflutenden „erstickenden“ Mutter….

War bei den „verwöhnenden Müttern“ zu viel des „Guten“,
ist hier die Unregelmäßigkeit des Versorgtwerdens..
eine abgehetzte Mutter, die wenig Zeit hat,
beim Stillen etwa,
die das Kind sofort anschließend in sein Bettchen legt,
statt sich noch mit ihm zu beschäftigen…
hierin sieht RIEMANN mögliche Überforderungen des Kleinkindes,
in der das Kind resigniert,
da es sich nicht wehren kann,
seine Bedürfnisse nicht ausdrücken kann ,
stellt sich das Kind darauf ein,
dass von der Welt offenbar nicht mehr zu erwarten ist..

Das ergibt das Lebensgefühl vieler Depressiver –
eine weitgehende Hoffnungslosigkeit.
Sie können nicht an die Zukunft glauben,
auch nicht an sich selbst
und ihre Möglichkeiten,
sie haben nur gelernt,
sich anzupassen.

Hier erwachsen auch die „Pessimisten“,
die immer nur das Schlimmste erwarten…
und zerstören sich selbst manche Glücksmöglichkeit
durch ihre Enttäuschungsprophylaxe.

Die andere Folge früher Versagungs-Erlebnissen ist,
dass sie dem Kind das Gefühl geben,
nicht liebenswert zu sein.
Die Basis tiefgreifender Minderwertigkeitsgefühle…
„dass man eigentlich gar kein Lebensrecht hat“,

und eine „Existenzberechtigung nur hat,
wenn man für andere lebt“.

Im Endeffekt, so Riemann,
sind die Auswirkungen von Verwöhnung und Versagung eine ähnliche:

Beide führen zur Entwicklung einer depressiven Persönlichkeitsstruktur.

Das verwöhnte Kind kommt später in Angst und Krisen,
wenn nämlich das Leben nicht mehr so verwöhnend ist
wie es die Mutter war,
und wenn keine „Ersatzmütter“ zur Stelle sind – wie:

„Versorgungsehe“…
„staatliche Institutionen“…
Sozialversicherungen….

usw.

Man merkt,
man ist den Härten der Realität nicht gewachsen,
eine Depression bricht aus –
oft wird auch ein Ausweg
in irgendeiner Sucht gesucht“.

Ausschnitte aus „GRUNDFORMEN DER ANGST“ –
die depressive Persönlichkeits-Struktur…

Das erlebte Liebesdefizit
wird oft in helfenden Tätigkeiten,
in karitativen Berufen
sublimiert:

Anderen das geben zu wollen,
was sie selbst nie bekamen.

Aber auch sie wollen dafür geliebt oder belohnt werden,
sonst würden sie sich überfordern.

Und fühlten sich bald
über-lastet und burnt-out.

FEMINISSIMA:

Bis heute gibt es keine Studien darüber,
was aus all den ent-lassenen Müttern später wird.
Mütter scheinen nur interessant
wenn kritisch unter die Lupe genommen,
nicht aber in ihrem eigenen Werdegang später begleitet …
betrachtet, analysiert.

Sie finden sich vereinsamt
in Altenwohnheimen….
und verfallen alsbald der Demenz…??

Kann die überfürsorgliche Mutter
nicht auch als Kontrastprogramm zu einer selbst eher alt kalt
erlebten Mutter
ihrem Kind, ihren Kindern
„alle Steine aus dem Weg räumen“…?

Die Gefahr solch noch so interessanter und aufschlußreicher Studien und Bücher ist doch immer – letztlich –

„AUF DIE DOSIS KOMMT ES AN!“

Ab wann wird ein Verhalten
„erdrückend“ – vor lauter „Zärtlichkeit“ –
oder was immer sich dahinter verbirgt,

ab wann wird Erziehung zur Selbständigkeit
zur Überforderung des Kindes
und gefährdet sein Leben ganz konkret,
indem man es zu früh allein zum Kindergarten,
zum Einkaufen schickt,etc…?

Lesen ist gut…
studieren auch…,

aber jede NORMIERUNG….

ist abzulehnen….
in allerletzter Konsequenz –

Meint..Eure FEMINISSIMA…
wie immer ..
auf der Suche….
nach sich selbst.