VERSTELLTER BLICK/2/09

.“stilvoll“ hat ja nicht immer nur mit adrett gedecktem Tisch zu tun, sondern auch mit manners, Manieren…und so…“comme il faut“ und „Faux pas“…bitte sehr, von der live-Site..:
2.2. ……………….VERSTELLTER BLICK. ……………..19 Uhr 30 (update)
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heute: 2.000 – willkommen!

UNTER DEN LINDEN
ist ein feiner Boulevard.
Und eine der feinsten Adressen der Stadt.

Wer sich für Kultur
und Geschichte interessiert,
und sich auch an Hausfassaden begeistern kann,
die heute keiner mehr bauen kann oder will,

ja,
da erhöht es dein Lebensgefühl,
wenn du aus der Staatsoper trittst,
wie unlängst nach PHAEDRA
(Text weiter unten,
falls noch vorhanden..)
dazu gehört der weite Blick über den Bebel-Platz,
im Hintergrund die St. Hedwig-Kathedrale,
im Zentrum des Platzes
das Mahnmal…
das unterirdische Denkmal
zur Erinnerung an die Bücherverbrennung
durch die Nazis
und ihre verblendete Bürgerschaft.

An jenem Abend,
es war neblig, feucht, januarkühl,
die Aufführung von PHAEDRA,
die letzte,
war aufrührerisch und beschäftigte dich,
zugleich die Musik und das fantastische Bühnenbild
des weltberühmten Künstlers Olafur Eliasson,

da zuckte etwas in dir zusammen,
spontan, fast unbewußt,
verärgert auch…
als die Metallgestänge-Hütten den Platz verdeckten.
Was wird denn da gebaut..?
In Berlin kann ja alles passieren!
Der Regierende Bürgermeister scheint nicht anwesend
und wenn, dann oft ebenfalls als Fettnäpfchentreter, Ethik-Etikette-Verletzer…

Beim näheren Hinschauen das Schild:
„Wir bauen für die FASHION-WEEK auf.“
Und das Schld bat um Nachsicht für eventuelle Störungen,
damit war der Lärm beim Aufbauen gemeint..

Das Hämmern der Hammer usw.uws.

Der zweite Gedanke war,
ja, schon, sehr zentral,
aber eigentlich eine Schande.
Wie kann man den schönen Platz
durch diese Metallhütten verschandeln lassen!
Es gibt doch in BERLIN wahrhaft genügend
Hallen, Plätze, Häuser
der ausgefallensten Art:
WARUM muß dieser öffentliche Platz…
durch das Denkmal
ein auch heiliger,
ein geweihter Platz,
derart verhunzt werden..?
Es geht auch gar nicht um Mode.
Es geht um Show, Rummel.

Warum diesen Platz?!
Und wer lässt so etwas zu?

Leicht kopfschüttelnd, innerlich,

schlängeltest du dich durch das Gestänge
und wolltest nach dem Mahnmal ..schauen,
es ist, wie gesagt,
unterirdisch,
der Blick durch Glas,
im Boden eingelassen.

Das Mahnmal war nicht zu finden.

Typisch weiblich,
hast du die Schuld sofort
bei dir selbst gesucht.

Wahrscheinlich innerlich noch zu abgelenkt,
die Brille irgendwo tief in den Tiefen der Handtasche.
Ja auch ziemlich dunkel der Platz,
klar,
dachtest du,
du bist zu dumm,
den Glas-Ausschnitt im Boden zu finden….

Der Gedanke,
das Mahnmal könnte von den Metall-Hütten der „Mercedes-Fashion-Week“
überdeckt sein,
ist dir keine Sekunde gekommen!

Das schien so undenkbar, unfassbar!
ja, wirklich,
niemals wäre dir dieser Gedanke eingefallen.

Und doch war es so.
Wer am 30. Januar, jetzt,
am Tag der
der „Machtübernahme“

(die Gänsefüßlein,
weil Hitler ernannt, und später auch gewählt wurde..)
der Nazis,
seinerzeit,
30. Januar 1933,
das Denkmal aufsuchen wollte,
stutzte,
hatte das Nachsehen.
Das Denkmal befand sich inmitten…
der Vorbereitungen..
für die Fashion-Week,
war tatsächlich vom Geschehen überdeckt…

Dem TAGESSPIEGEL vom gestrigen Sonntag sei Dank,
dass dies nicht unkommentiert geblieben ist:

Der TAGESSPIEGEL fragt:

DARF DAS MAHNMAL AM BEBELSPLATZ ÜBERDECKT WERDEN?

Der TAGESSPIEGEL hat dazu eine PRO und CONTRA verfasst,
und die Leser gestern um Abstimmung gebeten.

Ein Zitat aus dem CONTRA,
von Werner van Bebber:

„Es hat einen fiesen Zug,
den Blick auf die leeren Regale zu verstellen,
weil sich verbrannte Bücher
und tote Autoren weder aufregen
noch wehren
über diese zeitgemäße Vergesslichkeit.
Die leeren Regale wollen im Kopf gefüllt werden…(..).“

Ein Zitat aus der PRO-Argumentation,
von CAY Dobberke:

…Er erinnert zunächst an andere Veranstaltungen auf dem Platz,
aber diese Vergleiche hinken (total..)..
und meint dann,
da er in der FASHION WEEK offenbar
eine würdige Veranstaltung sieht,
in bezug auf die Würde des Mahnmals…:

„..(..)Das Mahnmal zieht auf diese Weise
doch noch mehr Aufmerksamkeit auf sich.
Es ist während der Fashion-Week ja auch ncht unzugänglich,
– die Veranstalter haben eine Info-Tafel aufgestellt,
und ihr Zelt mit einem Extra-Eingang zum Mahnmal versehen.“
(..)
..“Ein Gedenkort muss auch nicht
notwendig von Stille umgeben sein,
wie das Mahnmal für die
ermordeten Juden Europas
nahe dem Brandenburger Tor beweist.“

Doch, wir meinen,
ein MAHNMAL müsse von Stille umgeben sein.

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