Erinnerung: Rolf-Ernst Breuer, mußte als Aufsichtstratsvorsitzender der Deutschen Bank gehen/12/08

dazu ein paar aufschlußreiche Blicke in die ZEIT von 1997 und 2006 …
Der Schattenmann

Von Marc Brost und Robert von Heusinger | © DIE ZEIT 06.04.2006 Nr.15

Schlagworte: Konkurse Medienwirtschaft Frankfurt Vorstandssprecher

Rolf-Ernst Breuer muss den Aufsichtsratsvorsitz der Deutschen Bank räumen – die Gelegenheit für Vorstandschef Josef Ackermann, einen Vertrauten zu installieren.

Fünfzig Jahre bei einem Unternehmen, da kann man schon etwas erwarten. Einen Blumenstrauß von den Kollegen. Eine Flasche Champagner vom Chef. Und wenn man selbst lange Chef war, dann wenigstens ein bisschen Ruhm und Ehre. Rolf-Ernst Breuer war 50 Jahre bei der Deutschen Bank, er war Vorstandssprecher und zuletzt Vorsitzender des Aufsichtsrats – aber zu erwarten hatte er nichts mehr. Zumindest nichts Ehrenvolles.

Nur scheinbar überraschend hat Breuer am vergangenen Sonntag seinen Rückzug als Aufsichtsratschef verkündet. Denn Fakt ist: Die Hauptversammlung der Bank am 1. Juni wäre für den 68-Jährigen bestimmt kein Fest geworden – sondern ein PR-Desaster. Zu groß war der Druck auf Breuer, der in einem komplizierten Rechtsstreit mit den Anwälten des Pleite gegangenen Medienunternehmers Leo Kirch steht. Zu deutlich hatte sich abgezeichnet, dass Kirchs Anwälte die Hauptversammlung für einen offenen Schaukampf nutzen wollten.

Ein Aufsichtsratschef, der mit Anfechtungsklagen rechnen muss, sollte er die Hauptversammlung leiten? Quasi ein Showdown mit Ansage? Kein Unternehmen will sich so etwas leisten.

Sechs Wochen vor einer Hauptversammlung werden in der Regel die Einladungen gedruckt und verschickt – inklusive aller Anträge, so peinlich sie sein mögen. Wollte die Bank sich diese Peinlichkeit ersparen, musste Breuer vorher gehen. »Wenn es nur um ihn gegangen wäre, hätte er wohl versucht, das durchzustehen«, sagt ein Vertrauter Breuers. Für die Bank war das Risiko zu hoch.

So ist Breuers Rückzug viel mehr als nur das Ende einer fünfzigjährigen Dienstzeit. Es ist auch ein Befreiungsschlag für die Deutsche Bank. Nun gibt es »nur« noch einen Manager, der juristische Probleme hat: Vorstandschef Josef Ackermann, dem erneut ein Prozess um die Mannesmann-Millionenprämien droht. Doch hat Ackermann nicht bereits angedeutet, dass seine Anwälte auf einen außergerichtlichen Vergleich hinarbeiten?

Tatsächlich stärkt Breuers Abgang gerade Ackermann enorm. Nie zuvor stand ein Vorstandschef der Deutschen Bank intern so unangefochten da. Der bisherige Aufsichtsratschef – und Gegner – ist entsorgt; sein Nachfolger – der bisherige Finanzvorstand Clemens Börsig – gilt als loyal. Bedenkt man zudem, dass gleich mehrere Vorstandsmitglieder in kurzer Frist zum Austausch bereit stehen, wird klar, dass Ackermann die Deutsche Bank nun in ungekanntem Ausmaß umbauen kann. Schon in den kommenden Monaten könnte er damit beginnen.

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