Leberzyrrhose..oder die tödliche, legale Sucht an sich../11/08

Die Zahl der jährlichen Toten durch Alkohol und Tabak in Deutschland bewegt sich im fünfstelligen bis sechsstelligen..Bereich…
Wenn Pharmakologen sprechen, lassen sie das Umfeld, das psychosoziale erst einmal außen vor. Sie benennen ungeschminkt die Fakten: Die Sucht. Das Ersatzleben. Die Abhängigkeit. Mental oder körperlich. Oder beides:
Schon geringe tägliche Alkoholmengen können zu Leberzyrrhose führen

Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Illes, Direktor des Rudolf-Boehm-Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Leipzig, warnt vor den Gefahren von Sucht- und Rauschmitteln

Ein Gläschen in Ehren, die Zigarette danach, der gemeinsame Trip – hinter diesen netten Worten stehen nicht selten harte Wahrheiten. „Sucht und Abhängigkeit sind keineswegs selten“, so Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Illes, Direktor des Rudolf-Boehm-Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Leipzig. „Ein vehementes Sehnen und Streben nach dem Ersatz für Zufriedenheit sagt aus, dass der Betroffene ohne eine bestimmte Substanz nicht leben kann. Das ist Sucht, das ist Abhängigkeit. Wobei es noch Unterschiede zwischen seelischer und körperlicher Abhängigkeit gibt – oder beide zusammenkommen.

Tabak, Alkohol, Kaffee

Als sozial akzeptierte Suchtmittel gelten Tabak, Alkohol und Kaffee. Allerdings schwindet diese Akzeptanz bei Tabak und Alkohol mehr und mehr, wie staatliche Eingriffe in die Preise von Zigaretten oder Alkopops oder der zunehmende Schutz von Nichtrauchern zeigen.

„Bei Tabak und Alkohol dürfte den meisten klar sein, dass es Suchtmittel sind“, so Prof. Illes. „Beispielsweise ist Nikotin eines der stärksten Gifte und macht in hohem Maße psychisch abhängig. Zudem sind Tabak und Alkohol schädlich für den Körper, weil der Wirkstoff Spuren hinterlässt. Ich sage nur Raucherbein und Krebs oder Leberzyrrhose und Nervenschäden. Die meisten meinen, dass Alkohol nur bei starken Trinkern Folgen hervorruft. Aber richtig ist: Selbst bei relativ geringen Mengen von Alkohol, die täglich getrunken werden, besteht die Gefahr einer Leberzyrrhose.“

Wie Prof. Illes erläutert, zählt auch der Kaffee zu den Suchtmitteln. „Wenngleich er – in Maßen genossen – nicht gefährlich für den Körper ist. Aber von der Wirkung her, gehört er in diese Gruppe. Denn Koffein vertreibt Müdigkeitserscheinungen und leichte Kopfschmerzen, muntert auf und steigert das Wohlbefinden. Deshalb gibt es auch eine negative Seite, wie bei allen Rauschmitteln: Bei hoher Koffein-Dosis kann es zu Herzrasen und erhöhter Nervosität kommen. Und es kann gewisse Entzugserscheinungen nach Einstellen des regelmäßigen Kaffeegenusses, wie Kopfschmerzen, Nervosität, Konzentrationsstörungen und Reizbarkeit geben.“

Cannabis, Marihuana, Haschisch

Als Rauschmittel weist Prof. Illes auf die Mittel hin, die aus der Hanfpflanze (Cannabis indica oder Cannabis sativa) gewonnen werden. Die getrockneten Blütenblätter, Stängel und Blätter der Pflanze bezeichnet man als Marihuana. Das getrocknete Harz aus den Drüsenhaaren der Pflanze wird als Haschisch bezeichnet und ist in der Regel fünf Mal wirksamer als Marihuana. „Diese Mittel werden oft als so genannte Einstiegsdrogen bezeichnet, so der Leipziger Mediziner. „Dennoch ist es keineswegs nachgewiesen, dass der Haschisch-Konsument später auf harte Drogen umsteigt.“

Cannabis regt den Appetit an und verstärkt die vorherrschende Gefühlslage. Neben großer Gelassenheit kann die Stimmung auch in grundlose Heiterkeit umschlagen. Mehrere Gefühle, wie zum Beispiel Angst, Scham und Freude können gleichzeitig bestehen. Die bildliche Vorstellungskraft wird verstärkt, ebenfalls die Empfindung von Schall. Das Zeitgefühl wird meist verlangsamt und das logische Denken gestört. Seltener sind Halluzinationen.

Kokain, Amphetamine

Die „Gesellschaftsdroge“ Kokain, die Kontaktfreudigkeit, Gedankenschnelle und Sexualität erhöht, rechnet Prof. Illes zu den Rauschmitteln. „Kokain führt zu einem unbegründeten Wohlbefinden, das bis zu Sinnestäuschungen und Krämpfen führen kann.“ Dazu kommt: Nach der Wirkung ist der Konsument niedergeschlagen und depressiv. Bei entsprechend vorbelasteten Personen sei sogar eine Verstärkung von Selbstmordgedanken zu beobachten.

Amphetamine – künstlich hergestellte Mittel, beispielsweise als Speed, Ice oder Ecstasy bezeichnet – wirken antriebssteigernd, appetitzügelnd und müdigkeitsunterdrückend. Das Selbstwertgefühl wird erhöht, ebenso wie der Rededrang und die Spontaneität. Es entsteht außerdem eine mangelnde Kritikfähigkeit und höhere Risikobereitschaft.

„Gefährlich werden vor allem die Belastungen des Körpers, die sich in Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen äußern“, so Prof. Illes. „Bei Überdosierung kommt es zu Zittern, Brechreiz, hoher Temperatur, starken Kopfschmerzen, Blutdruckkrisen, Bewusstlosigkeit, Herzstillstand.“

Tod durch Erschöpfung, als Ergebnis eines extremen Aufpeitschen des Körpers, sind es aber nicht allein, die den Leipziger Mediziner zur strikten Abkehr von diesen Disko-Drogen mahnen lassen. „Auch mancher furchtbare Unfall auf den Nachhauseweg ist auf diese Mittel zurückzuführen, weil sie nicht nur die Risikobereitschaft erhöhen, sondern auch Sinneswahrnehmungen verändern können.“

LSD, Heroin

Die „harten Drogen“ sind im schlimmsten Sinne des Wortes Rauschgifte. So greift das Halluzinogen LSD massiv in das Empfinden ein. Das Zeitgefühl wird verlangsamt, die Grenzen zwischen der eigenen Person und anderen verschwindet. Das Selbstwertgefühl steigt ins Unermessliche. So glaubte mancher, ein fahrendes Auto anhalten oder wie ein Vogel fliegen zu können..

Das den Opiaten nahe stehende Heroin wiederum ist eine Todesspritze. Erst erleichtert es den Betroffenen um Unlustgefühle, Hunger und Müdigkeit. Höher dosiert schaltet es alle unangenehmen Außenreize ab. Das kann zu Abmagerung, Menstruationsaussetzung, Verminderung der Hirnleistungsfähigkeit und des Gedächtnisses, Zittern der Hände, Koordinationsschwierigkeiten und Anfälligkeit für Infektionen, führen – um nur die herausragendsten Auswirkungen aufzuzählen.

„Gerade beim Heroin wird die eigentliche Gefahr der Suchtmittel deutlich“, so Prof. Illes. „Denn der Körper gewöhnt sich an das Gift und der Konsument braucht eine immer höhere Dosis, um den gewollten Effekt zu erreichen. Und hier zeigt sich auch besonders deutlich die Abhängigkeit: Zuerst wird nur Wohlbefinden angestrebt. Später kann der Betroffene nicht mehr aufhören, weil er sich sonst seelisch und körperlich schlecht fühlt. Deshalb begehen Heroinsüchtige kriminelle Handlungen, um an das Suchtmittel heranzukommen.“

Legal und Illegal

Während hart gegen illegale Drogen – vom Haschisch bis zum Heroin – vorgegangen wird, macht beispielsweise der Alkohol deutlich, wo die Probleme in Deutschland liegen. Laut dem Drogenbericht der Bundesregierung sterben 1500 Menschen pro Jahr an Rauschgift, 40 000 aber am Konsum des legalen Alkohols. Und noch mehr Menschen bringt der Tabak um: Über 110 000 jährlich überleben nicht die Folgen dieser Sucht.

(nn)

Weiterführende Links zum Artikel

– Rudolf-Boehm-Institut für Pharmakologie und Toxikologie

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Letzte Änderung: 18.04.2008 | Autor: Heiko Leske