Nachtfalter-Gedanken

Unsere liebe,
so kunst-liebens-süchtige, aber auch liebens-würdige
(und tiefnachts gerne den Herd anwerfende und brutzelnde),
allem -um-die-Ecke-Denken
so aufgeschlossene Gwendolyn,
kauft ja auch gerne
spontan und ungeplant,
hier und da,
so ganz kleine Büchlein,
(natürlich auch große, muß man alles erwöähnen? wie zum Beispiel:

„Die Weisheit des Orients“,
„Die Weisheit des Buddhismus“,
“ Die Weisheit der Bibel“ –

um ihr Gemüt immer taufrisch zu halten,
und hatte da neulich so eine Seite wiedergefunden,
die sie ..spontan, was sonst!
herausgerissen hatte,
um sie im Portemonnaie oder auch zwischen Poesie-Alben-Seiten
jederzeit leicht …
wiederzufinden.
Wie sich nun beim Wiederfinden herausstellt,
ist es,
erstaunlich genug!
eine Seite aus „Weisheiten der Bibel“,
kommentiert:
( aber auch die dick unterstrichene „Weisheit des Orients“ soll nicht länger verborgen bleiben).

Bibel:

„Ein jegliches hat seine Zeit,
und alles Vorhaben unter dem Himmel
hat seine Stunde.“
Prediger 3,1

Der Kommentar:

„Es ist nicht nötig,
erst einen Herzinfarkt zu bekommen,
um zu lernen,
daß ein ruhe- und rastloses Streben
nach immer mehr Dingen
nicht besonders klug ist.
Das Leben ist kein Wettrennen,
auch wenn uns die Werbung
jeden Tag das Gegenteil weismachen will.
…In der Bibel können wir lernen,
was wirkliche Klugheit ist:
das richtige Maß zu halten
in allen Dingen,
sich jedes Tages,
den wir leben dürfen,
zu erfreuen und um jeden Narren,
der uns ohnehin nur unsere Lebenszeit stiehlt,
einen möglichst großen Bogen zu machen.“

„Lehre uns zu bedenken,
daß wir sterben müssen,
auf daß wir klug werden.“
Psalm 90,12

„Wo man nicht mit Vernunft handelt,
da ist auch der Eifer zu nichts nütze.“
Sprüche 19,2

Und jetzt die gefundene WEISHEIT des Orients:
Nicht unähnlich,
eigentlich,
doch von einer anderen Seite aus gesehen, SUFISMUS:

„Sei trunken vor Liebe,
denn nur die Liebe existiert;
es gibt keine Begegnung mit dem Geliebten,
ohne die Liebe als Boten.
Sie fragen:
‚Was ist die Liebe?‘
Antwort:
„Dem Willen entsagen.“
Wer den Willen nicht beiseite gestoßen hat,
kennt Gott nicht.
Der Liebende ist ein Monarch:
Zwei Welten liegen ihm zu Füßen;
Der König achtet nicht auf das,
was unter seinen liegt.

Die Liebe und der Liebende leben ewig;
Richte nur hierauf dein Herz:
Der Rest ist Leihgabe.“
Dschelaluddin Rumi ( 1207- 1273).

Kommentar:

Und worin bestehen die Etappen
auf dem Weg zur Vereinigung mit Gott?
Der Sufi bemüht sich um Reinheit.
Diese erreicht er im Gedenken Gottes.
Wenn es ihm gelingt,
seine Gedanken ständig auf Gott zu konzentrieren
und Gottes Namen auszusprechen („Allah“),
reinigt er dadurch seinen Geist.
Diese Art der Medidation heißt ‚zikr‘
und zielt darauf ab,
den Geist in einen Zustand zu versetzen,
in dem er sich nicht mehr durch Nichtigkeiten
von Wichtigem ablenken lässt.

Während die Gedanken eines normalen Menschen
wie Schmetterlinge umherflattern
und sich von allen möglichen Blüten
am Wegesrand anlocken lassen,
hat sich der Sufi einer ungeheuren
geistigen Disziplin unterworfen.
Unermüdlich versucht er sich von allen Gewohnheiten zu lösen
und sein Denken einzig auf Gott zu richten.“

…Am Tag die Fortsetzung des Kommentars…

oder noch eine SUFI-WEISHEIT anstatt:

„DIE SCHÖNHEIT WEBT EINE MELODIE,
DIE SICH MIT MEINER SEELE VERMISCHT…
HARMONIE FLIESST VON GOTTES GNADE
und trifft in mir auf die Kontrapunkte
der Disharmonie…“

Kommt noch gut durch den Rest der Nacht.
Mit guter Interpretation.
Nicht einer negativen.
Gar fanatischen.
Das wäre die falsche Interpretation.

Die englische Schriftstellerin,
letzte Literaturnobelpreisträgerin,
Doris Lessing,
schrieb in einem ihrer ungezählten Bücher,
der Sufismus habe sie auf „ihren Weg“ geführt.
Ihre Blockaden zu überwinden geholfen.
Diesem Schlußsatz
mangelt es an (jedweder!)Eleganz.
Aber die Nacht ist schon weit fortgeschritten.
Anders, als geplant…
Es ist so schwer,
sich von den Night-Ridern..

zu lösen…