IMM ist als Vorstandssprecherin der Kreditanstalt für Wiederaufbau (wurde 1948 gegründet)zurückgetreten. Ihre Rücktrittserklärung hat es in sich:
Erklärung von Ingrid Matthäus-Maier
Die Stellungnahme von Ingrid Matthäus-Maier zu ihrem Rücktritt als KfW-Vorstandssprecherin vom 7. April 2008 im Wortlaut.
Sehr geehrte Damen und Herren,
in den vergangenen Wochen ist meine Gesundheit erheblich beeinträchtigt worden. Das lag und liegt nicht nur an der monatlangen sehr hohen Belastung durch die Rettungsaktionen bei der IKB, bei gleichzeitiger Fortführung der Förderaktivitäten der KfW auf Rekordniveau. Vor allem lag es daran, unter welch erschwerten Umständen dies zu geschehen hatte:
1. Das dauernde parteipolitische Trommelfeuer (Ablösung, Rücktritt, Pflichtverletzung), obwohl die KfW und gerade ich selbst für die existenzielle Krise der IKB nicht verantwortlich waren und sind.
2. Das bewusste Verwischen von „Retter“ und „Täter“. Nicht die KfW ist das Problem, sondern die IKB. Die KfW ist Teil der Lösung.
3. Die eiligen Rufe, die KfW müsse nun dem KWG unterstellt werden. Und dies obwohl doch gerade die private, dem KWG und der Aufsicht der BaFin unterstehende IKB die Krise herbeigeführt hat; und nicht die öffentliche Bank KfW, die die IKB nur deswegen retten kann, weil sie eine konservative Risikopolitik betrieben hat.
4. Das Schlechtreden über den Vorstand der KfW durch manche Institution der Kreditwirtschaft, die damit von ihrer Mitverantwortung ablenken will.
5. Das „Hin und Her“ zwischen zwei Ministerien.
6. Die gezielten „Durchstechereien“ aus vertraulichen Sitzungen und Papieren der KfW.
7. Aber auch das offensichtliche Misstrauen von Teilen der Politik gegenüber einer starken Förderbank.
» Ich habe daher nicht länger die Absicht den Kopf für Fehler hinzuhalten, die Andere gemacht haben. «
Ingrid Matthäus-Maier
Mag sein, dass man im Nachhinein an der einen oder anderen Stelle im Detail auch anders hätte vorgehen können. Aber ich bin überzeugt, dass es zum grundsätzlichen Vorgehen bis heute keine praktikable Alternative gibt. Dies alles hat dazu geführt, dass ich mich nicht mehr mit voller gesundheitlicher Kraft meiner Arbeit widmen kann und dass die KfW durch die andauernde Personaldiskussion Schaden zu nehmen beginnt.
Ich habe daher nicht länger die Absicht den Kopf für Fehler hinzuhalten, die Andere gemacht haben. Nach Rücksprache mit meiner Familie und meinen Ärzten, die dringend davor warnen, dass die aufgetretenen Beschwerden chronisch werden, habe ich mich dazu entschlossen, meinen Vertrag nicht bis zum Laufzeitende 30. Juni 2009 wahrzunehmen, sondern von meinem Recht im § 6 Ziffer 2 meines Anstellungsvertrages Gebrauch zu machen, nach Vollendung des 63. Lebensjahres in den Ruhestand zu treten.
» Ich hoffe, dass mit diesen Entscheidungen die parteipolitischen und persönlichen Angriffe auf meine Person, die ja zunehmend erkennbar auch der Bank schaden, ein Ende nehmen. «
Ingrid Matthäus-Maier
Diese Absicht ist – so der Vertrag – dem Verwaltungsratsvorsitzenden sechs Monate vorher mitzuteilen, was geschehen ist. Ich werde im September dieses Jahres 63 Jahre alt. Da die Bank in dieser schwierigen Lage einen gesundheitlich voll einsatzfähigen Sprecher braucht, lege ich außerdem mein Amt als Sprecherin der KfW nieder. Ich hoffe, dass mit diesen Entscheidungen die parteipolitischen und persönlichen Angriffe auf meine Person, die ja zunehmend erkennbar auch der Bank schaden, ein Ende nehmen.
Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie meinen Vorstandskollegen für die hervorragende und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Es war stets mein Anliegen, die KfW in ihrer wichtigen Fördertätigkeit zu stärken. Ebenso wichtig war 6 mir aber auch mitzuhelfen, die KfW vor institutionellen Bedrohungen durch Parteien und Institutionen abzuschirmen, denen zwar eine große staatliche Förderbank immer schon ein Dorn im Auge war, die aber gleichzeitig nichts dagegen einzuwenden hatten, dass die KfW 2001 die Anteile an der IKB in Höhe von rund 34 Prozent übernehmen sollte, um sie vor der Zerschlagung durch eine ausländische Bank zu schützen.
Sobald und soweit es meine Gesundheit erlaubt, werde ich ohne die umfassenden Pflichten einer Sprecherin – und hoffentlich ohne die die Bank belastende Personaldiskussion – in der verbleibenden Zeit bis Herbst meine Kraft dafür einsetzen, dieser Aufgabe weiterhin nachzukommen.
Gerade angesichts der Vieles überdeckenden Turbulenzen um und die Belastungen durch die IKB liegt mir sehr viel daran deutlich zu machen, dass die KfW förderpolitisch gut aufgestellt und operativ stark ist. Die KfW ist und bleibt eine erfolgreiche und international anerkannte Förderbank.
Ich möchte Sie hier und heute bitten, den Auftrag der KfW – nämlich die nachhaltige Förderung unserer Wirtschaft, Gesellschaft und Ökologie – nicht aus den Augen zu verlieren. Dies ist umso wichtiger, damit die große Förderbank, deren Engagement unsere Gesellschaft und jede Bundesregierung – unabhängig von ihrer Zusammensetzung – auch in Zukunft brauchen, nicht zu Schaden kommt.
An der Arbeit der KfW in über neun Jahren mitgewirkt zu haben, habe ich als persönliches Glück empfunden.