Forschung zu Hörverlust dringend notwendig
Die Gelder zur Erforschung von Hörverlust betragen nur etwa ein Tausendstel der geschätzten verlorenen Produktivität durch Hörschäden.
Auf einer vom Royal National Institute for the Deaf and Hard of Hearing People (RNID) organisierten Konferenz wurde geschätzt, dass die Produktivitätsverluste durch Hörschäden Großbritannien etwa 13,5 Milliarden englische Pfund kosten; es werden jährlich aber nur 16,5 Millionen Pfund investiert.
Der Leitartikel erklärt: „Ein Verlust der Hörfähigkeit schreitet meist graduell fort, kommt häufiger bei alten Menschen vor, resultiert in einem Stigma und führt häufig zu sozialer Isolation. Daher sind Schätzungen zur Häufigkeit schwierig und für gewöhnlich konservativ. Ergebnisse aus einer kürzlich in Großbritannien veröffentlichten Studie zeigen, dass 12 Prozent der Erwachsenen im Alter zwischen 55 und 74 Jahren ein maßgäblich eingeschränktes Hörvermögen besaßen und dies im Mittel schon seit etwa zehn Jahren. Doch nur drei Prozent der Betroffenen verwendeten ein Hörgerät, was auf weit verbreitete nicht erfüllte Bedürfnisse hinweist.“ Die weltweit 278 Millionen Menschen (WHO-Schätzung), die unter einer starken Einschränkung durch verminderte Hörfähigkeit leiden, könnten sich parallel zur Alterung der Weltbevölkerung auf 700 Millionen im Jahr 2015 und 900 Millionen im Jahr 2025 erhöhen. Zwei Drittel der betroffenen Personen leben in Entwicklungsländern.
Die häufigste Form von Hörverlust, die Presbyakusis, ist altersabhängig, wird jedoch auch von genetischen Komponenten, einem kumulativen akustischen Trauma und metabolischen Faktoren beeinflusst. Verlust des Hörvermögens ist jedoch nicht auf ältere Personen beschränkt. Ein Viertel der neun Millionen Betroffenen in Großbritannien mit eingeschränktem Hörvermögen sind im Alter zwischen 16 und 60 Jahren. Das schlechte Hörvermögen beeinträchtigt ihre Lebensqualität sowie ihre sozialen, Weiterbildungs- und beruflichen Möglichkeiten.
Der Leitartikel erklärt: „Hörgeräte können helfen, die Symptome zu mildern, doch sind weitere Eingriffe nötig, um die Hörschäden zu verhindern, zu verzögern oder rückgängig zu machen. Obwohl viele Einflussfaktoren auf das Hörvermögen die Forschung in diesem Bereich komplex machen, würden erfolgreiche Strategien nicht nur einen großen und lukrativen Markt haben, sondern auch großen sozialen Wert.“
Quelle: Editorial. Calling for research into deafness. Lancet 2007; 370: 1738
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