PRESSE: ANKARA VERDURSTET – WER HILFT?

…Man kann doch nicht nur über das Elend berichten, man muß auch etwas dagegen tun!
Freitag, 10. August 2007

Wasserknappheit

Ankara betet um Regen

Mit ausgestreckten Armen haben tausende Menschen in Ankara um Regen gebetet: Angesichts eines dramatischen Wassermangels baten die Imame in den rund 750 Moscheen der türkischen Hauptstadt in besonderen Gebeten um Niederschläge.

Die Gläubigen hielten anders als üblicherweise zum Himmel ihre Handflächen Richtung Boden, um den heiß ersehnten Regen zu symbolisieren. Nach Behördenangaben reichen die Wasservorräte in Ankara nur noch rund drei Monate.

Trinkwasser nur jeden zweiten Tag

Nach geringen Schnee- und Regenfällen im Winter und sommerlicher Hitze in den vergangenen Wochen hat die Stadtverwaltung die Trinkwasserversorgung seit Anfang August beschränkt – nur noch jeden zweiten Tag kommt in den Haushalten Wasser aus der Leitung. Weil wegen des Drucks beim Öffnen zwei der wichtigsten Rohrleitungen geplatzt sind, hatten Einwohner allerdings für ganze fünf Tage kein Wasser. Während große Kanister Mineralwasser vor der Rationierung für umgerechnet 3,30 Euro verkauft wurden, sind die Preise inzwischen auf etwa das Dreifache gestiegen.

Eine Woche zuvor hatten bereits die Menschen in Istanbul um Regen gebetet.Pappteller im Restaurant

Krankenhäuser werden mittlerweile von Lkws mit Wasser beliefert. Wegen hygienischer Bedenken haben jedoch mindestens zwei Kliniken damit begonnen, alle nicht besonders dringenden Operationen zu verschieben und Patienten zu entlassen, deren Zustand nicht lebensbedrohlich ist. Angesichts der möglichen Verbreitung von Krankheiten erwägen die Behörden sogar, den Schulanfang um einen Monat auf Mitte Oktober zu verschieben. Einige Restaurants servieren ihre Gerichte auf Papptellern und mit Plastikbesteck, weil sie kein Spülwasser zur Verfügung haben.

Der Bürgermeister von Ankara, Melih Gökcek, sieht sich angesichts der dramatischen Situation mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Kritiker werfen ihm vor, in Parks, Maßnahmen zur Verschönerung der Stadt und den Aufbau eines Fußballteams investiert zu haben statt in die Infrastruktur und andere Vorkehrungen gegen Dürre und Wassermangel. Für zusätzlichen Ärger sorgte Gökcek, als er den Einwohnern nahelegte, in Urlaub zu fahren, um den Wasserverbrauch der Stadt nicht weiter zu erhöhen.

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