MEDIEN: Neuer ARD-Zoff über neues Format

An diesem Montag und Dienstag werden die Chefredakteure der ARD-Anstalten bei ihrer Zusammenkunft im Schloss Halberg in Saarbrücken laut Tagesordnung über ein neues Vorhaben diskutieren, das unter dem Arbeitstitel „Presenter-Reportage“ geführt wird.
Das Gesicht zum Bericht: Noch mehr Konfliktstoff für die ARD

An diesem Montag und Dienstag werden die Chefredakteure der ARD-Anstalten bei ihrer Zusammenkunft im Schloss Halberg in Saarbrücken laut Tagesordnung über ein neues Vorhaben diskutieren, das unter dem Arbeitstitel „Presenter-Reportage“ geführt wird. Hinter den Kulissen entbrannte eine Auseinandersetzung zwischen dem WDR und dem SWR, der an seinem Mann festhalten will.

Hamburg (dpa) – Wenige Tage nach den Auseinandersetzungen um die Absage von Günther Jauch könnte ein neues Thema in der ARD wieder für konfliktträchtigen Stoff sorgen. An diesem Montag und Dienstag werden die Chefredakteure der ARD-Anstalten bei ihrer Zusammenkunft im Schloss Halberg in Saarbrücken laut Tagesordnung über ein neues Vorhaben diskutieren, das unter dem Arbeitstitel „Presenter-Reportage“ geführt wird. Schon im Vorfeld erschwerten die konträren Interessen der Landesrundfunkanstalten ein Zustandekommen des neuen TV-Formats.

Bei der „Presenter-Reportage“ handelt es sich um eine Produktion, in der unter dem Motto „one place – one face“ ein Reporter nach angelsächsischem Vorbild auf dem Bildschirm seine eigene Geschichte präsentieren und erklären soll – mit dem Gesicht zum Bericht. Das neue Format soll etwa zehn bis zwölf Mal im Jahr laufen und innerhalb der Schiene von „ARD exclusiv“ laufen. Die Idee stammt noch von Ex- ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann, der vor einem halben Jahr ausschied.

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR), der Südwestrundfunk (SWR) und der Westdeutsche Rundfunk (WDR) wurden beauftragt, Reportagen nach diesem Vorbild zu produzieren. Alle drei Geschichten wurden bereits gesendet. Danach folgte eine Bewertung nach den Kriterien Einschaltquote, Zuschauerbefragung und öffentliche Resonanz. Das NDR- Format mit Reporterin Rita Knobel-Ulrich schied schnell aus, die SWR- Sendung mit Thomas Leif („Die Tricks der Weinmacher“) wurde zweite hinter der WDR-Reportage von Georg Restle („Zu Tode gespart“).

Hinter den Kulissen entbrannte eine Auseinandersetzung zwischen dem WDR und dem SWR, der an seinem Mann festhalten will. Von „egozentrischen Interessen“ ist da die Rede. Mit „harten Bandagen“ werde gekämpft. Und nicht nur das: Es herrscht nach wie vor Uneinigkeit über die Präsentationsform im Senderverbund, denn die internen Kritiker sagen, es sei überhaupt nicht für einen Reporter im Sinne des Slogans „one place – one face“ möglich, zehn bis zwölf Reportagen pro Jahr zu drehen.

Denn eine Geschichte allein erfordert bereits mindestens zehn Drehtage. Hinzu kommen die Vorgespräche, die technische Organisation und die oft langwierige Nachbearbeitung der Stoffe. Daher, so heißt es, sei die Idee des „one place – one face“-Begriffs nicht von Anfang an durchdacht gewesen, heißt es. ARD-Chefredakteur Thomas Baumann wollte sich nicht im Vorwege der Chefredakteurskonferenz zu der Problematik äußern. Ob es am Montag oder Dienstag überhaupt zu einem Ergebnis kommt, ist fraglich.
Quelle: newsroom.de vom 19.1. 07