Worpswede im Herbst…und du verstehst, warum es Rilke nach Worpswede trieb, aber nicht nur der zaubrige Nebel allein…
Frühling in Worpswede…wenn die Birken blühen,
die Luft so klar und zugleich zart; der Himmel zwischen türkis und hellblau.
Es sind die Birken,
es ist das flirrende, das betörende, das ständig wechselnde Licht im Frühling,
und es ist der wabernde Nebel im Herbst,
und es ist der Duft von Kaminholz und modrig-vermoderten Blättern..und Liebesleid..
Das Licht, und die Schwermut…und die Weite…die Unendlichkeit ….
prägen diese Landschaft unweit von Bremen;
in der Nähe das Teufelsmoor.
Ja, das Geheimnis der Künstlerkolonie Worpswede…das Moor..die langen Winter…man lädt sich ein,
das nennt man dort „sich nötigen“…
und man erzählt sich all diese Geschichten,
und spricht von der „Paula“ und von Heinrich und von all den Schicksalen…,
von Generation zu Generation..
und den Rest erspürt deine Intuition…:
damals, d’autant, wie ‚damals‘ so lyrisch auf Französisch –
die Freunde, die Maler, die Dichter, der Barkenhoff, das Haus im Schluh…
versponnene Rosenhecken über Lauben,
in denen Rilke dichtete…
einst….und dann der jähe Tod der jungen Paula, der Malerin…
Sie wurde nur 31 Jahre alt.
Sie lebte von 1876 bis 1907.
Sie starb kurz nach der Geburt ihres einzigen Kindes.
Und als ob sie eine Vorahnung gehabt hätte,
dass ihr nur ein kurzes Leben beschieden wäre,
hat sie gearbeitet wie besessen.
„Einmalig, kurz und intensiv“ ist die Gelegenheit,
so schreibt die WELT,
(und bezieht sich dabei auf einen beinah hellseherischen Ausspruch der Künstlerin),
die die Kunstsammlungen Böttcherstraße in Bremen den Fans von Paula Modersohn-Becker bietet.
Nachdem sie für eine Ausstellungstournee in Japan 100 Arbeiten der Künstlerin zusammengeliehen hatten,
sind die Bilder jetzt zurück in Bremen
und geben einen perfekten Einblick in das Schaffen der Malerin,
die bis zu ihrem Tod
750 Stillleben, Landschaften, Bildnisse malte
und 1000 Zeichnungen hinterließ.
In Japan schwankte die Resonanz auf die Arbeiten der Vorläuferin expressionistischer deutscher Malerei
zwischen „Schock und Begeisterung“, wie ein japanischer Kurator es formulierte.
Wieder in Deutschland werden nicht nur die Freunde der Worpsweder Künstlerkolonie
vom „kurzen, intensiven Fest“,
als das die Malerin ihr Leben wie hellseherisch bezeichnete, begeistert sein.
Denn die Ausstellung zeigt auch Arbeiten der Worpsweder Kollegen Heinrich Vogeler, Otto Modersohn, Fritz Mackensen.
Bremen, Kunstsammlungen Böttcherstraße, bis 17. September.