Internet-Zugang ohne Festnetz…?
Nur eine der verlockenden und cash-klingelnden Möglichkeiten der Zukunft – ??
Die WiMAX-Frequenzen sollen wegen der ex—-orbitanten Nachfrage – versteigert werden.
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WiMAX-Frequenzen sollen versteigert werden
Der Internetanschluss der Zukunft?
Rund 50 Milliarden Euro brachte die Versteigerung der UMTS-Mobilfunklizenzen im Jahr 2000 ein. Nun will die Bundesnetzagentur neue Frequenzen per Auktion vergeben. Diesmal sind sie für WiMAX gedacht, eine Technologie, mit der man schnell und ohne Festnetz ins Internet kommt. Ob der Staat mit ähnlich hohen Einnahmen wie 2000 rechnen kann, ist die Frage. Abgesehen davon, dass sich seit dem Internet-Boom die Euphorie gelegt hat, muss sich noch herausstellen, was WiMAX leisten kann.
Von Silvia Stöber-Kuhn, tagesschau.de
Der Bundesnetzagentur war das Interesse zu groß: Mehr als 1200 Anträge auf die Zuteilung von Frequenzen, die für einen drahtlosen Internetzugang geeignet sind, gingen bei ihr ein. Allein für die bundesweit gültigen Lizenzen wurden neun Anträge eingereicht. Kapazitäten gibt es aber nur für drei Betreiber. Nun will die Regulierungsbehörde die Frequenzen versteigern und nicht, wie geplant, einfach vergeben. Zum Gebot stehen neben den Frequenzpaketen für das gesamte Bundesgebiet auch Lizenzen für 16 Regionen. Stattfinden soll die Auktion bis Ende des Jahres.
Grafik: Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur]
Dass die Lizenzen so begehrt sind, begründet der Chef der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, mit ihrem möglichen Anwendungsbereich: Sie seien anwendbar für einen Internetzugang per Funk, den man künftig nicht nur zu Hause sondern auch unterwegs verwenden könne und der für eine Vielzahl von Kunden geeignet sei. Auf diesem Wege kann die „letzte Meile“ zum Kunden überbrückt werden. Der Nutzer braucht nur noch ein Funkmodem und keinen Kabelanschluss mehr.
Konkurrenz für DSLNutzbar gemacht werden können die Frequenzen mit WiMAX (Worldwide Interoperability for Microwave Access). Dank dieser Breitbandtechnik ist eine schnelle Datenübertragung in einem großen Umkreis möglich, allerdings nur theoretisch mit 70 Megabit pro Sekunde und einer Reichweite von 50 Kilometern. Nach Meinung von Martin Buchholz, Professor für Hochfrequenztechnik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes in Saarbrücken, ist eine Abdeckung in einem Umkreis bis zu „einigen Kilometern“ realistisch, wenn der Funkverkehr nicht zu stark durch Häuser behindert wird.
[Bildunterschrift: Bei der UMTS-Auktion im August 2000 nahm der Bund mehr als 50 Milliarden Euro ein]
Die Datengeschwindigkeit hänge unter anderem davon ab, wie viele Teilnehmer das Funknetz gerade nutzten. Aber WiMAX sei in jedem Falle konkurrenzfähig zur Breitbandtechnologie DSL, die für die Datenübertragung per Kupferkabel verwendet wird. Das Potenzial von WiMAX testet Buchholz derzeit mit Partnern aus der Wirtschaft bei einem Feldversuch in Saarbrücken.
Bis zu fünf Megabit pro Sekunde bietet das Unternehmen Deutsche Breitband Dienste (DBD) seinen Kunden über diesen Standard an. DBD-Chef Fabio Zoffi ist sich sicher: „Wir glauben, dass WiMAX langfristig zehn Prozent des Breitband-Marktes erreichen kann.“ Die Technologie ist interessant für Gebiete, in denen es keine Breitbandanschlüsse gibt – in ländlichen Gegenden mit geringer Kundendichte und dort, wo in den 90er Jahren moderne Glasfaserkabel verlegt wurden, die sich nur mit hohen Kosten auf DSL umrüsten lassen.
Befreiung von der FestnetzgebührWiMAX hat aber auch gegenüber Breitbandanschlüssen per Kabel Vorteile, meint DBD-Chef Zoffi: Mit dem drahtlosen Internetzugang könnten sich die Kunden ganz von der Grundgebühr für den Festnetzanschluss befreien, wenn sie – was oft schon geschehe – auch zu Hause nur noch mit dem Handy telefonierten. Zudem wird mit WiMAX demnächst Telefonieren übers Internet (Voice over IP) möglich.
Auch das Problem mit geringen Reichweiten in eng bebauten Gebieten lässt sich lösen, indem ähnlich wie beim Mobilfunk viele kleine Zellen aufgebaut werden. Dass in gut erschlossenen Großstädten ein Geschäft zu erwarten ist, lässt ein Kauf des französischen Großunternehmers Vincent Bolloré vermuten. Er erwarb Anfang Juli für 50 Millionen Euro WiMAX-Frequenzen für Frankreichs Hauptstadt Paris.
Intel will WiMAX zum globalen Standard machenAuch die Firma Intel investiert in großem Stile in WiMAX. So gab der weltweit größte Chiphersteller gerade bekannt, dass er 600 Millionen Dollar in die international tätige US-Firma Clearwire stecken wird, die mobile Breitbandzugänge anbietet. Motorola gibt 300 Millionen Dollar dazu. Intel entwickelt derzeit Funkmodems im Kartenformat, die in Laptops und künftig auch in Handys eingesetzt werden können, sodass WiMAX auch mobil empfangbar wird. Intels Ziel ist es, WiMAX zum globalen Standard für mobile Breitbandkommunikation zu machen.
Versteigerungsverfahren gerecht?: Der Saarbrücker Forscher Martin Buchholz befürchtet: „Kleine, regional aktive Unternehmen haben bei der Versteigerung der WiMAX-Frequenzen kaum eine Chance gegen die großen Netzbetreiber“. Bundesnetzagentur-Chef Matthias Kurth setzt dem entgegen: „Unternehmen mit regionalem Bezug können durch entsprechende Zusammenschlüsse ihre Interessen wahrnehmen.“ Es sei eine Liste mit allen Interessenten veröffentlicht worden, die ihre Einwilligung dazu gaben. Diese könnten nun gemeinsam Gebote abgeben.
Der Saarbrücker Wissenschaftler Buchholz sieht WiMAX als „ideale Ergänzung“ für den Mobilfunkstandard UMTS und für WLAN. Gegenüber beiden Technologien hat WiMAX Vorteile: UMTS ist vor allem zur Übertragung von Sprache für den Mobilfunkbereich entwickelt worden und eignet sich nicht so gut für Datenübertragungen. WLAN hat eine geringere Reichweite und lässt sich weniger gut verschlüsseln als WiMAX. Auch die Deutsche Telekom will auf den Zug aufspringen, ebenso wie die Vodafone-Tochter Arcor. Ob Arcor aber letztlich um die Frequenzen mitbieten wird, hängt vom Erfolg eines Pilotversuchs in Kaiserslautern ab.
Kein Fernsehen über WiMAXEine Übertragung von Fernsehen über WiMAX hält Arcor-Sprecher Thomas Rompczyk eher für unwahrscheinlich. Ein neuer Übertragungsweg sei nur sinnvoll, wenn die Bilder hoch auflösend ausgespielt werden könnten, wofür 16 Megabit pro Sekunde nötig seien. „Das ist mit WiMAX nicht zu schaffen“, ist sich Rompczyk sicher. Auch DBD-Chef Zoffi glaubt nicht an Fernsehen über WiMAX, weil die Kunden dafür nicht extra zahlen wollten: „Das Angebot im Free TV ist so groß. Warum sollten die Kunden plötzlich für Content zahlen?“
Dreistelliger Millionenbetrag für die Frequenzen?
[Bildunterschrift: Langfristig sind bis zu zehn Prozent des Breitband-Marktes im Visier ]
Welche Einnahmen bei der Versteigerung zu erwarten sind, ist noch offen. Der Chef der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, will nicht spekulieren und erklärt: „Die Mindestgebote wurden in Abhängigkeit von der Größe der Region und der Gesamtbandbreite des jeweiligen Frequenzpaketes festgelegt. Die Höhe der Mindestgebote liegt zwischen 700.000 Euro und 2.600.000 Euro. Welche Höhe die Gebote erreichen werden, können wir natürlich nicht vorhersagen.“ Er verweist nur darauf, dass die Schwesterbehörde in Frankreich kürzlich 125 Millionen Euro für die Frequenzen einnahm.
Stand: 20.07.2006 09:07 Uhr
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