(oder versagen auch…)
….Marenga sieht das derzeit auch so.
Gerade hat sie, um eine Wissenslücke aufzufüllen, in einem jener Hefte geblättert, gelesen, in jenen, nicht wahr, die man immer „aufhebt“, weil man irgendetwas Unverzichtbares darin noch weiß, und du hast es dir noch immer nicht zu Gemüte geführt (so ähnlich wie mit den geplanten handgeschriebenen Briefen, so reihen sich dann die Jahre aneinander..) –
– und während du gleichzeitig einen Einschub an den anderen stickst,
hast du verlegt, was du eigentlich sagen wolltest.
Dabei merkst du, wie ungemein unwichtig es ist, ob du es sagst oder nicht.
vielleicht war allein wichtig, dass du es eine Sekunde gedacht hattest.
Eine Spur, die du verfolgt hattest.
Und plötzlich ist sie abgerissen.
Der Gedanken ist weg, weil es zu viele waren?
Auf jeden Fall hat es etwas Beruhigendes, wenn in der großen-großen Stadt, natürlich würde Marenga auf der Stelle nach Paris ziehen, wenn es die Francs erlaubten, die es leider ja auch nicht mehr gibt, da irgendwo auch noch so ein Lampenlicht von einer Schrägseite der Straße herüber schimmert und du sogar das Gemälde an der Wand in Umrissen zumindest, erkennen kannst, wenn du willst.
Aber, die Kühle hat sich ausgestreckt.
Ausgeweitet.
Paris ist auch nicht mehr, was es einmal wahr, n’est-ce-pas?
Ja, es ging um das Syndrom der Gefühlskälte einerseits, und der Hitzigkeit andererseits.
Das Syndrom der Gefühlserblindung, so nennen die Forscher/Wissenschaftler die Unfähigkeit, Gefühle für die Sentiments der anderen zu entwickeln –
oder sie nennen es auch auffallend „technisches Denken“, bis hin zur Unfähigkeit, die eigenen Symptome als „Gefühle“ wahrzunehmen.
Ja, es sind Grundstudien noch einmal aufgefrischt für jene Personen, in einem Roman, der langsam, sehr-sehr-sehr-langsam Konturen annimmt, weil die Lust zum Schreiben auch abhanden gekommen ist, jenseits dieser kleinen Live-Austausch-Gedanken, die du genauso schnell wieder löschen kannst – die anderen schreibst du erst gar nicht auf…..
Jedenfalls heißt das Syndrom:
Alexithymie.
Es ist auch gar keine Syndrom.
Es ist eine Persönlichkeitsmacke.
Nein, ganz neutral ausgedrückt – ein Persönlichkeitsmerkmal.
Wahrscheinlich war oder ist dieser Florian Gerster auch so ein Alexithymiker, ein Paradebeispiel vielleicht sogar,
und die meisten Politiker, europäische, sind es.
Ihre technokratische Kühle-Kälte in einem Gefühls-Defizit-Katalog nun per Hirnforschung zu kategorisieren, tröstet aber eigentlich nicht weiter.
So lange diese Menschen es nicht selbst erkennen.
Und damit, wenn sie endlich wieder oder erstmals lernen, GEFÜHLE zu haben, zu erkennen und zuzulassen….
dann auch endlich nicht mehr andere krank machen…ihnen selbst macht ja die Kälte und Gefühlseiszeit nichts aus, zunächst,
vordergründig, sie merken ja nicht,
wie sie wirken, weil sie auch kein Körper-& Seelengefühl für sich selbst haben…
aber sie sind ja intelligent, sie stellen durchaus schon fest, dass sich ein Unbehagen in ihrer Nähe ausbreitet…wenn sie ehrlich sind. Denn sie sind ja nicht krank.
Sie sind gefühlsarm.
Das zu ergründen, darum geht es. Woher kommt es.
Wenn sie einen Herzinfarkt bekommen, dann lassen sie halt ihr Herz austauschen.
Und kommen nicht auf die Idee, das kranke Herz könnte ein Ausdruck der Langzeit-unterdrückten Gefühle von Wut, Ärger, und ja auch Enttäuschung!z.B. sein.
Gefühle sind nicht bekannt.
Unbekannt verzogen.
Die Alexithymieforschung macht sich auf den Weg , sie wieder zu finden.
Aber – fragt der Laie, hier, live-vor-Ort…wenn der (soll weitaus häufiger bei Männern denn als bei Frauen auftreten)…Gefühlsblinde seine Blndheit nicht merkt-bemerkt…wieso sollte er sich dann kurieren lassen…oder nur, weil der Rest seiner Familie depressiv geworden ist…?
Schließlich…nun ja…sagen wir so,
es würde einiges wenigstens „erklärbarer“ machen, an Verhaltensweisen, die dir oft rätselhaft erscheinen, oder auch grausam, je-nachdem- wenn du dann sagen könntest, gut, er kann nichts dafür..? Aber, würde das helfen?? Kaum, oder?
..Nun wolltest du „eine“ Verhaltensweise „nachlesen“, die du „einer“ Figur in deinem „Roman“ geben willst,
und da merkst du, wie die Gedanken Wolken ziehen, Fäden ziehen, und so viele Vergleiche tauchen auf….
Und siehe da, es gibt tatsächlich auch den „Schock“, das „Trauma“ – das gleichsam „heilsam“ – wie eine Schutzschicht die Seelenhülle umgibt, etwa im Krieg, nachher, etwa Holocaust-Überlebende, etwa Kriegsveteranen, wenn du meinst, sie wirken erstaunlich „gleichmütig“.
Das posttraumatische Streß-Syndrom kann alexithym machen.
Wie eine Art innerer Lähmung…
Dennoch ist der „technische Denker“ wohl kaum mit einem vom Trauma geschlagenen Menschen vergleichbar.
Und dennoch, so gerade nachgelesen, benutzt die Hirnforschungswissenschaft derzeit ein-und-dasselbe Wort, Begriffsbezeichnung dafür – weil diese Art von „Taubheit“ des Gefühls vielleicht auf dem Scan des PETS identisch aussieht…
Ja, bis später…wieder!
If you want to write: info@feminissima.de
Oder gar den noch nicht geschriebenen (aber angefangenen, endlich..) Roman schon einmal bestellen wollt…das würde die Druckkosten doch …ach, wer will denn so realistisch sein!
Sicher können aber auch langfristig belastende Lebensumstände, wie Langzeitarbeitslosigkeit, (oder eine belastende Beziehung /Ehe/)eine Art Alexithymie herbeiführen?
Innere Abstumpfung als Schutz?
Wenn die Träume allmählich kleiner werden, schrumpfen, und zuletzt zerplatzt sind,
dann könnte es gefährlich werden:
Die Gefühle erblinden,
auch eine Art von TRAUMA, Realtrauma, kein Posttrauma.
Wurden die Unterschiede schon untersucht?
Aber was würden, was können Untersuchungen, Bezeichnungen, Katalogisieren denn schon nützen,
wenn das Symptom nur sichtbar, lesbar und ablesbar,
die Ursache dafür aber – bleibt?
Die Beschriftung allein hilft ja nicht (weiter).
Oder doch?
Augen, wie blinde Vorhänge, seine Augen erinnerten an herabgelassene Jalousien…
Es wird Zeit, den Roman zu schreiben: es soll ein Winterroman werden.
Marenga meint, im Winter schriebe man anders als im Sommer.
Sie hat sicher wie immer – recht.
Die Kargheit des Winters…aber auch zugleich die sprühende Wärme, wenn du aus dieser fremden Kälte hereinkommst…etwa in ein Restaurant, und wenn du die anderen beobachtest, wenn sie hereinkommen.
Diese unwillkürlichen Gesten:
sich die Mütze von den Haaren ziehen, die Handschuhe ausziehen, die Schultern fröstelnd hochziehen, in die Runde schauen, und auf sympathisierendes Lächeln stoßen…, ja, im Sommer ist das ja ganz-ganz anders…