Oder alles nur eine PR-Ente..? /Quelle: Schweriner Volkszeitung online.
Dienstag, 10. Januar 2006
„Auf jeden Fall eine gute Werbung“
Heiligendamm spekuliert über Kaufabsichten Putins
Schwerin • Rätselraten in der Weißen Stadt am Meer: Kauft Russlands Präsident, Wladimir Putin, die Villa „Perle“ in Heiligendamm? Es gibt keine Bestätigungen. Fest steht aber, dass die brodelnde Gerüchteküche beste Reklame für den nach Investoren suchenden Besitzer, die Fundus-Gruppe, ist.
Belebter als an anderen Wintertagen zeigte sich gestern Nachmittag Heiligendamm. Vielleicht lag es am klaren, sonnigen Wetter, dass die Menschen auf die Uferpromenade der Weißen Stadt am Meer trieb. Oder es waren die Gerüchte… um die Villa „Perle“, die sie anlockte. Günter Weißbach aus Rostock diskutierte auf dem Platz vor der Villa angeregt mit seiner Frau. Natürlich könne er sich vorstellen, dass der russiche Staatschef Interesse an der Villa hat: „Zum G8-Gipfel im nächsten Jahr in Heiligendamm könnte Putin die anderen Regierungschefs im eigenen Haus empfangen, das hat doch was.“ Außerdem habe der Präsident lange Zeit in der DDR gelebt. „Seine Vorliebe für Ostdeutschland ist doch bekannt,“ meinte der Rentner.
Heiligendamm ist Ortsteil von Bad Doberan. In der Stadt wird bereits über die Konsequenzen spekuliert, die das Engagement des Kremlchefs für den Ort mit sich bringen würde. Heike Ohde, Stadtvertreterin und Vorsitzende des Vereins „Öffentlichkeit für Heiligendamm“ befürchtet: „Wenn sich die Gerüchte tatsächlich bewahrheiten sollten, wäre der Ort aus Sicherheitsgründen abgesperrt“. Urlaubsgäste würden nicht mehr kommen. Wer wolle sich schon zwischen Absperrzäunen und Sicherheitsleuten erholen. Allerdings, so räumt die Architektin ein, müsse man abwarten, ob die Geschichte überhaupt wahr ist. Die Gerüchte über den prominenten Interessenten seien aber schon jetzt „auf jeden Fall eine gute Werbung für den Besitzer, Herrn Jagdfeld“, der händeringend zahlungskräftige Inves-toren für den Ausbau seines Heiligendamm-Projektes suche.
Die „Bild“-Zeitung hatte am Donnerstag und am Freitag vergangener Woche berichtet, Putin wolle angeblich die unter Denkmalschutz stehende klassizistische Villa kaufen, um es für den G8-Gipfel im Mai 2007 zu renovieren. Dabei berief sich das Blatt auf Informationen aus Diplomatenkreisen.
Der Bad Doberaner Bürgermeister Hartmut Polzin zeigte sich von der Diskussion genervt. Für ihn beruhen die Gerüchte schlicht auf einer Zeitungsente. „Bei Fundus weiß man nichts von Verhandlungen mit Putin“, sagte das Stadtoberhaupt. Dies habe seine Nachfrage beim Besitzer ergeben. Anders als ein Teil seiner Einwohner würde Polzin allerdings begrüßen, wenn Putin käme. „Prominenz ist gut für den Ort“, sagte er.
Noch hat die Villa „Perle“ den maroden Charme eines DDR-Ferienheimes behalten. Arno August Jagdfeld und seine Fundus-Gruppe, ein Finanz- und Immobilienunternehmen aus Nordrhein-Westfalen, hatten 1996 nahezu die gesamte einstige großherzogliche Residenz in Heiligendamm von der Treuhand gekauft. Während Teile des historischen Ensembles – wie das heutige Kempinski Hotel – längst wieder in alter Pracht erstrahlen, gammeln die sieben Villen an der Strandpromenade weiter vor sich hin. Diese so genannte Perlenkette soll zu exklusiven Ferienwohnungen ausgebaut werden. Etwa sieben Millionen Euro sind für den Ausbau jeder einzelnen Villa geplant.
Johannes Beermann, Fundus-Sprecher, sagte auf Anfrage unserer Redaktion, er habe keine Informationen über Verhandlungen mit Putin. Dennoch wolle er die Gerüchte weder bestätigen noch dementieren. „Warum? Das ist gute Werbung für uns“, so der Medienprofi.