ein Nachttext..aus der Nacht geht jetzt heim.
Jetzt ist es 02 Uhr 05, willkommen die Schlaflosen, in den weiten Lese Lounges von FEMINISSIMA – 24 Stunden offen…
Wer kann in diesen Zeiten schon schlafen, oder will es ?
Januartage, frische, prallgefüllt mit Erinnerungen…
jeder trägt sie mit sich herum.
Das unsichtbare Päcken oder der unsichtbare Sack auf dem Rücken…
Es gibt immer besonders erinnerungsträchtige Tage und Nächte..
jene, „zwischen den Jahren“ gehören dazu,
aber auch und vielleicht noch mehr, die Tage des neuen Jahres…
was war vor einem Jahr?
Was vor 20 Jahren…oder noch länger..
Und – wie sieht meine Zukunft aus, habe ich denn noch eine..?
Jener frühe Januar am Ammersee.
Alles erstarrt vor Kälte.
Im Jahr 2000.
Das gerade begonnen hatte.
Ein unheimlich wirkender See.
Von Nebeln eingehüllt.
Merkwürdig düsterer als der Starnberger See.
Aber in dem Restaurant am See all die Atmosphäre.
Noch die Weihnachtsdekoration,.
Noch ein weihnachtliches Menü in der Karte.
Und – das Phänomen in Bayern – ungemein freundliche, aufgeschlossene Menschen, jedenfalls am Ammersee und am Starnberger See, in Tutzing.
Du wirst begrüßt, während du den Schnee von Deinen Stiefeln schüttelst, als seist du ein Stammgast.
Das erfreut dein Herz.
Im Berchtesgadener Land ist es ganz anders.
Dort spürst du immer noch, na, vielleicht heute nicht mehr, aber beim letzten Besuch, gut,
liegt schon ne Weile zurück,
diesen Hitler-Verehrungs-Geist.
Etwas Ungutes liegt über dieser Gegend.
Obgleich die Landschaft berückend.
Aber der Geist nicht.
Ach, es ist spät…
Einfach ein paar Nachtgedanken…
Und dann Dachau, eine so hübsche Stadt.
Aber das KZ anbei.
All die Vergangenheit.
Nie könntest du in einer Stadt leben, mit einem KZ anbei.
Niemals.
Was bleibt so hängen.
Trotzdem ist Dachau ein zum Verlieben schönes Städtchen, und im Vergleich zu Berlin – die Menschen sind freundlich.
Auf eigentümliche Weise unglaublich freundlich sogar.
Sonderbar, vieles realisierst du erst im Nachhinein…aber es ist auch das, was du sehen willst…jenes, das dich berührt…den Rest verdrängst du…
Ja, die Idylle.
Sie scheint immer trügerisch zu sein.
Was heißt – es gibt sie nicht,.
Nicht wirklich.
Aber wir träumen davon.
Täglich.
Stündlich.
Bis ans Ende unserer Tage.
Und wir unterwerfen uns in der Realität all jenen Zwängen, die wir doch eigentlich niemals wollten.
Warum???
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Mitternachts-Texthäppchen.
Mireille ist acht Jahre alt.
Ihre Mutter gebürtige Afrikanerin, Kamerun.
Mireille ist ein bildschönes Kind (jedes Kind ist das!), hochintelligent,
spricht fließend Französisch und Deutsch – aber hat Angst vor heute –
dem ersten Schultag wieder nach den Weihnachtsferien.
Mireille sagt auf Französisch, weil sie sich schämt,
es auf Deutsch zu sagen –
„Sie hänseln mich wegen meiner Hautfarbe!“
Der Grieche in der Pestalozzi-Straße hat ne glorreiche Idee –
er verkauft ab dem 3. Januar bis Ende Februar 2006 alle Getränke für 99 Cent.
Das ähnelt der Idee des Inders in Kreuzberg,
der ab 22 Uhr 30 jedes Essen für 4 Euro anbietet.
Gute Ideen, um über die magere Zeit zu kommen – weil auch allmählich Gastronomen wissen, deutsche allerdings nicht,
dass die Menschen nicht so besonders viel Geld haben, und erst recht nicht nach Weihnachten.
Und ein Glas Wein für 99 Cent ist eigentlich der passende Wert.
Die mehrheitlich üblichen 4 Euro für ein kleines schnödes Glas Wein,
3 Euro gelten beinah schon als Preisbrecher,
sind ne glatte Unverschämtheit,
und da sollten die Wirte auch drauf sitzen-bleiben.
Der Arzt, der der Krebspatientin sagte, ach, sie haben nun 5 Jahre nach der Diagnose und der OP überlebt, das ist ja nicht wirklich viel…“
sollte vielleicht seinen Job wechseln.
Der Wert einer Minute, einer Sekunde,
zeigt jedes Unglück, jede Katastophe…den unermeßlichen Wert des Lebens…
Wie fühlt die Mutter, die ihr Kind noch eine Sekunde zuvor über das Eis wirbeln sah –
dann stürzte die Decke ein und das Kind wurde der Mutter entrissen.
In eine Ewigkeit, die sich jeder Berührung entzieht:
den Tod.
Und jetzt müssen nicht nur in Bad Reichenhall wahrhaft Köpfe fliegen, was bildlich gemeint ist.
Der tödliche Pfusch am Bau auch in Deutschland –
da nützen keine noch so frommen Sprüche des Bedauerns wie von Frau Merkel, der Bundeskanzlerin, wenngleich gutgemeint und sicher aus dem Herzen kommend –
nein,
da erwarten wir Worte des Zorns, der Entschlossenheit.
Wir sind sie satt, all diese scheinheiligen Floskeln.
Die Toten hätten noch am Leben sein können.
Wenn in diesem Land nicht immer
und immer
und immer und immer –
DER MAMMON VOR MORAL regierte!
meint, wie immer –
ganz individualistisch –
und sehr.. verzweifelt –
EURE FEMINISSIMA –
Kommt weiterhin gut durch die Nacht
und bleibt –
wach!