PRESSE – Kommentar aus der FRANKFURTER RUNDSCHAU – zum Thema SPRINGER und das KARTELLAMT..
KOMMENTAR: SPRINGER/KARTELLAMT
Medienmarkt in der Gesamtsicht
VON MARKUS BRAUCK
Das Einzige, was das gute vom schlechten Fernsehen unterscheide, so pflegen Zyniker zu sagen, sei nur noch die Qualität des Wetterberichts. Nur darauf müsse man sich verlassen können, alles andere sei mittlerweile egal. Mit der gleichen Mentalität wurde bis vor ein paar Tagen auch die Fusion von Springer mit Pro Sieben- Sat 1 besprochen. Als ob es nur darum ginge, auf welchem Kanal in Zukunft „Deutschland sucht den Superstar“ läuft und ob der Jubel der Bild-Zeitung über diesen Fernsehschrott sich dann noch steigern würde.
Bild, BamS und Glotze reichen aus, um die Medienrepublik zu regieren, hatte Altkanzler Schröder einst orakelt, lange bevor er schließlich die gleichen Medien für seinen Absturz in der Wählergunst verantwortlich machte. Bild, BamS und Glotze in einer Hand zu vereinen, das ist auch der Traum von Springer-Chef Mathias Döpfner – freilich mehr aus ökonomischen Gründen. Morgens im Massenblatt das abendliche Programm im eigenen Sender anpreisen. Werbekunden zugleich Zeitungsanzeigen und Werbespots verkaufen. Etwas Besseres kann sich ein Konzernlenker kaum wünschen. Und da das Bundeskartellamt bisher den Fernseh- und den Printmarkt je für sich allein betrachtet hat, schien eine Genehmigung der Megafusion, abgesehen von ein paar üblichen Mäkeleien, nicht unwahrscheinlich.
Doch nun hat das Kartellamt den Plänen einen empfindlichen Dämpfer verpasst. Zum ersten Mal betrachtet es dabei den Medienmarkt insgesamt und berücksichtigt die dominierende Stellung Springers im Printmarkt und die dominierende Position von Pro Sieben-Sat 1 im Fernsehmarkt. Mit sehr guten Argumenten. Bisher etwa hatte Pro Sieben-Sat 1 den Fernsehwerbemarkt mit Dumpingpreisen in Schwung gehalten. Wird die Sendergruppe in den Springer-Konzern eingegliedert, könnte das – im gemeinsamen Interesse mit der RTL-Gruppe – zu einer anderen Preispolitik führen.
Das Kartellamt hat damit eine anachronistische Sicht auf den Medienmarkt aufgegeben, die es noch bei der gescheiterten Fusion des Tagesspiegel mit der Berliner Zeitung angewandt hatte. Damals hatte sich Springer mit dieser Argumentation für den Berliner Zeitungsmarkt klein und machtlos geredet. Diesmal verfing diese Rhetorik bei den Wettbewerbshütern nicht mehr. Gerade noch rechtzeitig.