Schnee in Berlin – Nov. 05

…Moment, gerade mal die Buchstaben und die blauen Briefe freischaufeln..!
108832. /gestern: 309 /heute: 773 / Es ist 12 Uhr 05 in Berlin..Zeit für ein Frühstück. Kühlschrank leider leer. Chérie, die Redaktionswildkatze erhielt die letzte Scheibe ungesalzenen Schinkens. Nachher dann mehr. Über gestern Abend. Hier jetzt bloß ein weißes Stimmungsbild..

Ja.
Guten Morgen.
Schnee in Berlin.
Echter Schnee.
Jener, der vom Himmel fällt.
Und als weiße Decke auf der Straße liegen bleibt.
Erst einmal.
Das sieht nett aus.
Freundlich irgendwie.
Wenn da nicht das Schnee-Ähnliche jetzt als pfützenfarbenes Nass gehässig vom Himmel hinterhergeschickt würde.
Und jeder weiß,
oh, schwierig jetzt für die Ausländer,
im Infinitiv heißt das Verb „wissen“ –
und in der 3. Person Einzahl klingt es weiß wie die Farbe weiß, you know.

Ja.
Im Westerwald, bei Bad Marienberg, der erste Schneetote.
Da tauchen Bilder auf.
Der Westerwald.
Diese Winter.
Diese Fichten, links und rechts der Landstraßen, der wahrhaft eng-gewundenen.

Diese Straße.
Eine einzige.
Die vom Tal immer hoch und höher, bis hoch nach Koblenz, dann wieder bergab –
sich als B 255 (oder?) ja, jene Todesstraße.
In umgekehrter Richtung, den Westerwald hinab, hinab, hinab, hat sie nicht mehr gezählte LKW-Unglücke verursacht.
Ungebremst,mit kochenden, heißgelaufenen Bremsen,
sind sie Jahrzehnte, die LKW, immer wieder in das Tal hinabgerast, dampfend, hupend,
hinein in jenes-am-Fuße-des-Westerwald-liegend-Städtchen HERBORN,

Knirschen von Metall.
Bersten von Häuserwänden.
Schreie.
Blaulicht.
Das Resultat einer mörderischen Verkehrspolitik.
Der Westerwald!

Im Winter.
Abgeschnitten vom Rest der Welt.
Dann ganz besonders.
Winteridylle.
Immer nur vordergründug.
Mißtrauischer Blick.
Dort zuhause. (hier der Stil jetzt, wie sonst „die Börse“ vor der ARD-TAGESSCHAU, Frank hat den Artikel abgeschafft, dramaturgisch auf Dauer auffällig).

Frauen, vor allem alte, sehr alte, Übriggebliebene,
in erdlangen schwarzen, wallenden Gewändern, den Burkas des Westerwaldes.

Ja, der Westerwald.
Tausend Jahre Inzucht.
Das Grobe, das Grobschlächtige, hat sich vererbt.

Der Westerwald.
Neben der Eifel (pardon, wird natürlich nur mit einem „f“ geschrieben, automatisch mit dem la Tour d’Eiffel, dem Eiffelturm von Paris, verwechselt, so rasend-polyglotte-ma-motte..!)

– das letzte unsterbliche Biotop des mittelalterlich-nußknackerischen Deutschlands, wie es das ZDF und anpassend, die ARD, immer wieder nachstellen:
Das Mittelalter in Deutschland.

Staunend hast du längst bemerkt,
allerletztlich ist der Unterschied zwischen dem Westerwald, der Eifel und Berlin nicht wirklich gigantisch.

Alles Provinz, you know…

Guten Morgen – es war vorhin 10 Uhr 36 – und – bis bald!

Nein, au contraire, jetzt in die U-Bahn,
rein, in eine helle, beheizte, internationale Welt, auf Schienen und Kufen…..

Sollen die im Westerwald unter all ihrer weißen Pracht …auf der Fuchskaute…wie der Name schon sagt….
Im Winter sterben dort mehr Menschen, als im Sommer.
Unerwartet.
Auf den Straßen.
Sie haben dort noch immer nicht gelernt,
nicht begriffen, was Winter ist, was Winter bedeutet,
im Westerwald.
Auf dem hohen Westerwald.

Übersteigt die intellektuelle Vorstellungskraft.

Ja, es stimmt,
FEMINISSIMAS derzeit unterbrochene NET-NOVELA,
namens „GIFTIGE STILLE“,
spielt auch in einer vergleichbaren Provinz.

Derzeit wird die NOVELA gerade wieder einmal von der Realität eingeholt:
CHEMIEBRAND AN EINEM FLUSS, this time China.

Hold on – !

FEMINISSIMA lauscht gerade einem Song von TORI AMOS „CHINA“ –
und schaut, am kalten Glas der Balkontüre stehend,
hinaus auf die Straße,
den Kaiserdamm in Berlin-Charlottenburg,
auf das Biotop, jenseits des achtspurigen Fahrdamms,
dem sie im Herbst jeden Baum geraubt haben,
gefällt, zerkleinert, zerhäckselt,
als Sägemehl aufgeschichtet, in Säcke gepackt, abransportiert.
Wie ein weites weißes Leinentuch breitet es sich aus, das seiner Bäume, seines Schutzes beraubte Biotop.
Im Frühjahr werden sie wohl anfangen zu bauen.

Spätestens dann zieht FEMINISSIMA um.

Aber – wohin?