Barbara Principe wirft dem KarstadtQuelle-Konzern vor, „sich nicht ehrenwert zu verhalten“. Sie hoffe, „daß es sie teuer zu stehen kommt“. Andererseits setze ihre Familie weiterhin großes Vertrauen in die Fairneß der deutschen Justiz. Die gesamte Wertheim-Familie sei sehr erfreut über die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts.
Kaufhaus-Konzern verhalte sich „nicht ehrenwert“
Die Wertheim-Erbin Barbara Principe hat erstmals öffentlich äußerst scharfe Kritik am KarstadtQuelle-Konzern geäußert.
Im Konflikt um Entschädigung für die von den Nazis enteignete jüdische Kaufmannsfamilie sagte die 72jährige Sprecherin der Wertheim-Erben am Freitag:
„Ich betrachte Karstadts Verhalten als sehr negativ, und ich habe keinen Grund, ihnen irgend etwas zu vergeben.“
Gegenüber Berlin und den Deutschen, so betonte es Barbara Principe, hege ihre Familie „keine harten Gefühle“.
Principe reagierte auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das am Dienstag die Karstadt-Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision eines Urteils des Berliner Verwaltungsgerichts verworfen hatte (Az.: BVerwG 7 B 47.06).
Das Berliner Gericht hatte im März die Ansprüche der Wertheim-Erben auf Entschädigung für einen Teil des früheren Wertheim-Besitzes am Leipziger Platz in Mitte anerkannt und damit Ansprüche des KarstadtQuelle-Konzerns zurückgewiesen.
Barbara Principe wirft dem KarstadtQuelle-Konzern vor, „sich nicht ehrenwert zu verhalten“. Sie hoffe, „daß es sie teuer zu stehen kommt“. Andererseits setze ihre Familie weiterhin großes Vertrauen in die Fairneß der deutschen Justiz. Die gesamte Wertheim-Familie sei sehr erfreut über die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts.
Sie habe auch keinen Anlaß, Groll gegen Deutschland zu hegen. „Ich empfinde das alles nicht als eine von Deutschland ausgehende historische Ungerechtigkeit. Ich sehe es so, daß Karstadt die Dinge hätte richten können, aber sie entschieden sich, aus der Situation Vorteil zu ziehen. An die Fehler aus der fernen Vergangenheit muß erinnert werden, aber ohne harte Gefühle. Die Fehler von gestern oder von vor einem Jahr sind nicht so einfach zu vergeben.“
Es handele sich um einen 60 Jahre währenden Kampf. Also könne niemand vortäuschen, daß dies einfach gewesen, oder ein Sieg für die Wertheim-Familie jemals sicher gewesen sei. „Es war nur so, daß wir immer dachten, wir sind im Recht, und daß wir es versuchen müssen“, sagte Principe. Bei ihrem Besuch in Berlin zum Verfahren vor dem Verwaltungsgericht hätten sie viele Menschen auf der Straße erkannt und angespornt, weiterzukämpfen. dpa
Artikel erschienen am Sa, 29. Oktober 2005