Presse-Schau: Die Schlammschlacht der Product Placer

ARD – SKANDAL: spiegel-online vom 10. Sept. 2005 -Ex-Bavaria-Geschäftsführer Thilo Kleine fährt schweres Geschütz gegen gegen SWR und ARD-Programmdirektor Günter Struve –
ARD-SKANDAL

Daily-Soap mit Lügenvorwurf

Der frühere Bavaria-Geschäftsführer Thilo Kleine geht mit schweren Vorwürfen auf ARD-Programmdirektor Günter Struve los. Der schlägt ebenso heftig zurück – die Schlammschlacht um unzulässige Produktplatzierungen ist programmiert.

DDP

Ex-Bavaria-Chef Kleine: Kein Blatt vor dem Mund

Frankfurt/Main – Die Schleichwerbungsaffäre des öffentlich-rechtlichen Fernsehens droht in eine offene Schlammschlacht zwischen dem entlassenen Bavaria-Geschäftsführer Thilo Kleine einerseits und ARD-Programmdirektor Günter Struve und dem Südwestrundfunk andererseits umzuschlagen. Kleine und Struve bezichtigten sich in heute veröffentlichten Interviews gegenseitig der Lüge. Der SWR sprach im Hinblick auf Kleine von einem „durchsichtigen Ablenkungsmanöver eines gescheiterten Geschäftsmannes“.

Kleine warf Struve dagegen in der „Süddeutschen Zeitung“ vor, dieser habe von der bezahlten Produktplazierung nicht nur gewusst, sondern sie forciert: „Struves moralische Erregung ist gespielt.“ Ein leitender Struve-Mitarbeiter habe ihm gesagt: „Der Doktor will für Degeto-Movies Zusatzfinanzierung durch Product Placement haben.“

Außerdem habe Struve auf Schleichwerbung für die Deutsche Tourenwagenmeisterschaft und für Musikproduktionen in der Bavaria-Serie „Marienhof“ gedrängt: „Wir mussten dafür am Nürburgring und bei Opel drehen, was für eine Daily Soap absurd ist. Da ist eine Atmosphäre des Laisser-faire entstanden.“

Struve sagte dazu dem SPIEGEL: „Der Zitierte hat sich bereits in den letzten Monaten durch eine ganze Kette von Halb- und Unwahrheiten hervorgetan und seiner Märchensammlung nun ein weiteres Kapitel hinzugefügt.“ Der ARD-Programmdirektor fügte hinzu: „Seine Vorwürfe waren schon vor zwei Monaten bekannt und damals ebenso unwahr wie heute.“ Die ARD werde sich eventuell auch juristisch zur Wehr setzen müssen.

Auch den SWR kritisierte Ex-Bavaria-Chef Kleine scharf: Der Sender schließe für den „Tatort“ bei der Agentur Placement Control Verträge über den Mercedes des Kommissars ab und bekomme gleichzeitig Nutzfahrzeuge der Marke gestellt. Dazu erklärte SWR-Sprecher Wolfgang Utz: „Kleine versucht jetzt, die Flucht nach vorn anzutreten: Bisher hat er angeblich von Product Placement bei Bavaria nichts gewusst. Jetzt will er denen, deren Vertrauen er missbraucht hat, etwas anhängen.“

Zu den konkreten Vorwürfen sagte der Sprecher, sie seien haltlos und entbehrten jeder Grundlage. Die unentgeltliche Überlassung von Autos sei eine „rechtlich vollkommen unproblematische Praxis“.

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