Promotion & Beruf /05

Beruf ausüben und gleichzeitig die Doktorarbeit..?

Hier ein paar nützliche Tips -von „jobpilot.de/ monster.de/
PROMOVIEREN NEBEN DEM BERUF [ 11.07.2005 ]

Promotion: Klare Ziele sind ein Muss

Promovieren neben dem Beruf ist ein Drahtseilakt. Die Zeit ist knapp, der direkte Kontakt zur Universität fehlt. Doch die Anstrengung kann sich lohnen.

Dreizehn Jahre lang war Roland Winkler bei der Marine. Er studierte als Soldat Maschinenbau und arbeitete danach unter anderem in der Software-Entwiclung. In seinen letzten beiden Dienstjahren arbeitete er parallel zu seiner eigentlichen Arbeit an einer Promotion über das Thema Nanomesstechnik.

„Nachdem mein Zeitvertrag bei der Marine abgelaufen war, bin ich zu Airbus in Hamburg gewechselt. Meine Promotion wird allerdings noch weitere zwei Jahre in Anspruch nehmen“, berichtet der Ingenieur. Doch wie wohl alle nebenberuflich Promovierenden steht Winkler vor der Frage, Beruf und Privatleben so einzurichten, dass für die wissenschaftliche Arbeit noch ausreichend Freiraum bleibt.

Richtiger Umgang mit der knappen Zeit

„Das richtige Zeitmanagement ist ein zentrales Problem für alle, die neben dem Beruf promovieren“, sagt die Psychologin Doktor Helga Knigge-Illner von der Psychologischen Beratung der Freien Universität Berlin. Sie hat das Buch „Der Weg zum Doktortitel“ geschrieben, und bietet regelmäßig Workshops für Promovierende an. „Wer diesen Weg geht, braucht auf jeden Fall viel Selbstdisziplin.“ Knigge-Illner rät, sich feste Arbeitstage zu reservieren.

Auch Roland Winkler setzt auf klare Planung: „Da ich Wochenendpendler bin, nutze ich die Abende in Hamburg, um an meiner Dissertation zu schreiben.“ Um das „Projekt Dissertation“ vorwärts zu bringen, sollten die Promovierenden auch klären, wo sie an ihrer Promotion arbeiten wollen. „Der Arbeitsraum sollte weder ins berufliche noch ins familiäre Umfeld gehören. Deshalb ist es sinnvoll, sich einen festen Platz in einer Bibliothek zu sichern oder ein eigenes Büro einzurichten“, rät die Psychologin.

Das Netzwerk funktioniert nicht reibungslos

Da externe Doktoranden nicht an der Universität beschäftigt sind und nicht täglich mit Kollegen oder mit dem Doktorvater verkehren, müssen sie diese Beziehungen besonders pflegen. Regelmäßige Termine mit dem Doktorvater sind dabei ebenso hilfreich wie der Besuch von wissenschaftlichen Tagungen, die Teilnahme an Doktorandenkolloquien oder der Kontakt zu Doktoranden-Netzwerken.

Winkler nimmt regelmäßig an den Regionaltreffen des Netzwerkes Thesis teil: „Einmal im Monat treffen wir uns zum fachlichen Austausch. Wir stellen uns gegenseitig unsere Promotionsprojekte vor und diskutieren sie interdisziplinär. Das ist sehr hilfreich.“

Doppelbelastung im Rücken

Berufstätige sollten sich das Wagnis Dissertation gut überlegen: „Wer im Beruf steht, muss sehr genau durchdenken, ob er in der Lage ist, eine Promotion durchzuziehen“, betont Dorothea Elsner von der Zentralen Studienberatung der Bonner Universität. Schließlich sei es sehr frustrierend, wenn das Projekt nach jahrelangen Bemühungen scheitere.

Deshalb sei es wichtig, genaue Zielvorstellungen zu entwickeln. Diese sollten beschreiben, was der Promovend erreichen will. Auch über die zeitlichen Rahmenbedingungen sollten Promotionswillige gründlich nachdenken. „Dazu gehört die Frage, inwieweit die berufliche Belastung reduziert werden kann.“ Allgemein gültige Regeln, für wen das Unterfangen Sinn mache, gäbe es aber nicht.

Jede Promotion ist ein Einzelfall

„Ob und wann es sinnvoll ist, neben einer beruflichen Tätigkeit zu promovieren, hängt vom Einzelfall ab“, betont Dorothea Elsner. „Hat sich ein Promotionswilliger bereits beruflich konsolidiert, kann die Dissertation für ihn eine willkommene intellektuelle Herausforderung sein.“ Für jemanden in der beruflichen Anfangsphase könne sich dagegen die Doktorarbeit als schwierig erweisen. Schließlich werde gerade beim Berufseinstieg ein hohes Engagement erwartet.

Wie erfolgreich das Promovieren neben dem Beruf sein kann, zeigt das Beispiel von Professor Armin Pfannenschwarz. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bamberg übernahm er von seinen Eltern einen mittelständischen Industriebetrieb. „Ich leitete mehrere Jahre das Unternehmen und verkaufte es schließlich. Danach begann ich meine Dissertation an der Universität Witten-Herdecke über das Thema ‚Nachfolge und Nicht-Nachfolge in Familienunternehmen'“, berichtet Pfannenschwarz.

Der Aufwand kann sich lohnen

„Doch in der Zeit, in der ich nur an meiner Promotion saß, fehlte mir der Austausch mit der Praxis. Deshalb begann ich mich parallel dazu selbstständig zu machen.“ Im Jahr 2000 gründete er die auf Nachfolgelösungen spezialisierte „consensis Unternehmer-Beratung“ in Karlsruhe. In der Endphase seiner Promotion unterrichtete er in Vertretung einer Stiftungsprofessur an der Hochschule Pforzheim.

Er lehrt nun im Rahmen des Studiengangs „MBA in Unternehmensentwicklung“ – des europaweit ersten Aufbaustudiengangs, der sich ausschließlich an Nachfolger und Übernehmer mittelständischer Unternehmen richtet. „Dass ich die Doppelbelastung von Selbstständigkeit und Promotion geschafft habe, liegt sicher daran, dass ich mich in beiden Bereichen exakt mit demselben Thema auseinandergesetzt habe.“

(Anja Schreiber / Bild: Digital Vision)

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Weitere Informationen:

THESIS – Interdisziplinäres Netzwerk für Promovierende und Promovierte e. V.

http://www.thesis.de

Helga Knigge-Illner: „Der Weg zum Doktortitel“

Campus, 15,90 Euro, ISBN 3-593-36811-0

Ingo von Münch: „Promotion“

Mohr Siebeck, 29 Euro, ISBN 3-16-148096-1

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