„FÜNF JAHRE FRÜHER müßte die Krankheit entdeckt werden, – das böte bessere – hier mehr..: vom jüngsten PARKINSON-KONGRESS IN BERLIN :
Parkinson: „Früherkennung müsste fünf Jahre früher ansetzen als bisher“
Bis heute ist es nicht möglich, Parkinson-Patienten zu heilen. Dies liegt vor allem daran, dass die Ursachen der Erkrankung nicht eindeutig aus-zumachen sind und es keine erfolgreichen Methoden zur Früherkennung gibt. For-scher in aller Welt arbeiten auf Hochtouren, um diese Geheimnisse zu entschlüsseln. Klappt dies, ist eine bessere Behandlung und ein späterer Beginn des Krankheitsverlaufs möglich, erklärt Prof. Heinz Reichmann aus Dresden beim 16. Parkinson-Weltkongress in Berlin.
„Sollte es gelingen, die Krankheit frühzeitig mithilfe biochemischer oder genetischer Marker zu diagnostizieren, dann wird es auch möglich sein, die Menschen vor dem Ausbruch der Erkrankung zu bewahren“, erklärt der Direktor der Neurologischen Universitätsklinik Dresden. „Das fortschreitende Wissen über neuronenschädigende und neuronenheilende Mechanismen wird eines Tages dazu führen, dass wirksame Therapiestrategien entwickelt werden, mit denen dann eine ursächliche Heilung der Erkrankung erreicht werden kann.“
Ursachen liegen im Dunkeln
Bis dahin, so Reichmann, ist es jedoch noch ein weiter Weg. Als besonders problematisch erweist sich immer wieder, dass die Ursachen für die Parkinson-Erkrankung im Dunkeln liegen. Zwar gibt es einige Familien, in denen die Erkrankung gehäuft auftritt und die Vererbung etwa durch inzwischen entdeckte Parkinson-Gene (u.a. PARK 1, PARK 2) eindeutig nachgewiesen wurde, doch erkranken die meisten ohne ersichtlichen Grund. Prof. Reichmann: „Wahrscheinlich spielen sowohl exogene Faktoren wie z.B. Umweltgifte als auch endogene Faktoren wie Alter, genetische Veranlagung und Persönlichkeit in jeweils unterschiedlichem Ausmaß eine Rolle für die Entstehung von Parkinson.“
Schon heute können verschiedene Medikamente sehr effektiv den weiteren Untergang der dopaminergen Neuronen aufhalten. Mit einer frühen Diagnose könnten diese Mittel rechtzeitiger als bisher eingesetzt werden und den Krankheitsprozess aufhalten. „Wenn das Parkinson-Syndrom klinisch sichtbar wird, sind aber bereits etwa 60 Prozent der Dopamin produzierenden Zellen in der Schwarzen Substanz, der Substantia Nigra, zer-stört.“ Dopamin ist der Botenstoff, der die Steuerung der Körperbewegungen maßgeblich beeinflusst. Anhand von bildgebenden Verfahren wie der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) sowie weiterer Hochrechnungen konnte ermittelt werden, dass dieser Abbauprozess etwa fünf Jahre beansprucht. Prof. Reichmann: „Mit anderen Worten: Unsere Frühdiagnose müßte fünf Jahre früher als bisher einsetzen, wenn wir den Patienten Erfolg versprechender helfen wollen.“
Schrift wird kleiner, körperliche Belastbarkeit nimmt ab
Frühsymptome sind etwa Schulter-Nacken-Verspannungen, anhaltende Rückenschmerzen, eine Verkleinerung der Schrift und eine neu auftretende Blau-Grün-Farbenblindheit. Auch nimmt die körperliche Belastbarkeit ab und es kommt zu ungewohnt schnell auftretender Müdigkeit. „Häufig wird dies mit den Folgen einer Erkältung oder länger anhaltendem Stress erklärt, wobei beides tatsächlich auch beteiligt sein kann.“ Die körperlichen Veränderungen, z.B. im Gangbild, fallen Freunden und Angehörigen oft früher auf als dem Betroffenen selbst, so etwa die kleineren Schritte, der leicht schlurfende Gang oder der Arm, der beim Gehen nicht mehr richtig mitschwingt. Häufig treten bereits frühzeitig Riechstörungen auf: 80-90 Prozent der Parkinson-Patienten können bestimmte Duftstoffe nicht erkennen, viele riechen etwa die typischen Oregano-Kräuter auf einer Pizza nicht mehr. Der Pizza-Test kann von jedem selbst zur Frühdiagnostik eingesetzt werden.
Mit Ultraschall frühzeitig Diagnose stellen
Prof. Reichmann ist überzeugt, dass bildgebende Verfahren wie PET, CT oder Ultraschall weitere Geheimnisse bei der Suche nach den Ursachen von Parkinson preisgeben werden. Sehr gute Ergebnisse konnten in jüngerer Vergangenheit bereits mit einer speziellen Ultraschall-Methode, der transkraniellen Sonographie, erzielt werden. Auf dem Ultraschall wurden Veränderungen in den tiefen Hirnregionen sichtbar, die mit dem klinischen Erscheinungsbild und PET-Untersuchungen von Parkinson-Patienten über-einstimmten. „Transkranielle Sonographie könnte somit ein Ansatz sein, relativ preiswert und früh Patienten mit beginnendem Parkinson-Syndrom zu diagnostizieren und damit die Anwendung von neuroprotektiven Substanzen und Medikamenten zu ermöglichen. Diese Präparate schützen bisherigen Untersuchungen zufolge das Gehirn über einen langen Zeitraum vor dem Abbau neuronaler Zellen.“
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