GESUNDHEIT: Erbe für Krebsforschung/Schweiz

PRESSE-SCHAU – St. Galler Tagblatt

Das Erbe für die Krebsforschung

Krebsliga, Krebsforschung und die Stiftung Swiss Bridge gründen Leganet – ein Netzwerk zur Förderung von Legaten

900 Milliarden Franken sollen in den nächsten Jahren in der Schweiz vererbt werden. Wohin mit dem Geld? In die Krebsforschung, meinte das Netzwerk Leganet kürzlich vor Vermögensverwaltern in St. Gallen.

Karin Fagetti

Leganet startete kürzlich ihre Informationskampagne in St. Gallen. Und das nicht zufällig. St. Gallen sei ein grosses Zentrum im Bereich der Krebsforschung, sagten Thomas Hoepli, Geschäftsleiter der Stiftung Swiss Bridge, und Thomas Cerny, Präsident der Krebsforschung Schweiz und Chefarzt der Abteilung Innere Medizin und Onkologie am Kantonsspital St. Gallen, bei der Vorstellung von Leganet im Hotel Einstein in St. Gallen. «Von der Nebensache in den 60er-Jahren ist die Krebsforschung zur Hauptsache geworden, vor allem auch in St. Gallen», sagte Thomas Cerny.

16 Mio. Franken gesammelt

«Lassen wir einen Teil unserer Reichtümer zur Lösung der grössten medizinischen Herausforderung einsetzen: den Kampf gegen Krebs zu gewinnen», heisst es auf der Homepage der neu gegründeten Leganet – dem Netzwerk von Krebsliga Schweiz, Krebsforschung Schweiz, Swiss Bridge und zwei internationalen Instituten in Bern und Genf. Die Krebsliga Schweiz sammelte 2003 16 Millionen Franken Spenden, ohne den Bundesbeitrag von 3,7 Millionen. In die Krebsforschung Schweiz flossen 2003 17,5 Millionen Spenden, und die Stiftung Swiss Bridge erhielt 2003 1,784 Millionen für die Krebsforschung. Die Krebsforschung ist ein finanziell gut dotierter Forschungsbereich. «Trotzdem braucht es immer wieder viel Geld», erklärt Thomas Cerny. Denn die Forschungserfolge, die verbesserten Heilungschancen für alle, dürften nicht am Markt scheitern, meint der St. Galler Arzt. Vor allem die sehr teuren Spitzenmedikamente – eines für rund 80 000 Franken – könnten auch bei einer «grosszügigen» Krankenkasse kaum mehr bezahlt werden. «Deshalb bedarf der Spendenmarkt dringend einer Professionalisierung.» 900 Milliarden Franken sollen in den nächsten Jahren in der Schweiz vererbt werden, jährlich rund 29 Milliarden. Ein grosser Markt für wohltätige Organisationen, Hilfswerke und andere karitative Einrichtungen.

Professioneller Spendenmarkt

Damit davon auch etwas in die Krebsforschung fliesst, haben diese fünf Organisationen Leganet aufgebaut. Leganet ist ein professioneller Spendenkoordinator und soll Finanzberatern, Treuhändern, Vermögensverwaltern, Anwälten und Notaren die Arbeit erleichtern. Diese sollen ihre Kunden effizienter beraten können: Das Netzwerk bietet direkten Zugang zu den einzelnen Stiftungen, direkten Zugang zu Swiss Bridge, der Brücke zur weltweiten Krebsforschung, und zu anderen Forschungsinstituten im In- und Ausland. An welche Stiftung soll das Geld, in welchen Forschungsbereich soll das Vermächtnis (Legat) investiert werden? Leganet unterbreitet Vorschläge für die karitative Verteilung des Reichtums. Vermögensübertragungen und Erbschaften – dieser Bereich gehört zu den Boomgeschäften des Private Banking. Und mit Schenkungen und Spenden lassen sich nicht nur das Gewissen beruhigen und Gutes tun, sondern auch die Steuern senken.

Gemeinsam werben

«In der Schweiz werden jährlich rund 500 Millionen Spendenbriefe verschickt», erklärt Thomas Hoepli von Swiss Bridge. Allein die Krebsliga Schweiz trägt jedes Jahr 7 Millionen auf die Post. Diesem aufwendigen Einzelkämpfertum will Leganet mit ihrem Netzwerk begegnen. Die fünf Organisationen wollen ihre Sammlungen koordinieren, dem interessierten Vermögensverwalter effizient Vorschläge unterbreiten. «In welchen Bereich der Krebsforschung jemand investiert, entscheidet allein der Kunde», erklärt Hoepli. Darmkrebs, Brustkrebs, Haut- oder Blutkrebs, Kinderkrebs-Projekt in Brasilien – der vermögende Mensch kann wünschen. Aber nicht wenige fragten zuerst, wo Geld dringend gebraucht würde.

250 000 Betroffene

Rund eine viertel Million Menschen in der Schweiz sind von Krebs betroffen. «Der Mensch hat nun mal eine instabile genetische Struktur», erklärt der St. Galler Chefarzt Thomas Cerny. Und Veränderungen könnten immer wieder zu neuen Formen von Krebs führen. Trotzdem seien in fast allen Bereichen die Heilungschancen heute besser als noch vor wenigen Jahrzehnten, sagt der Arzt.

Die Onkologie St. Gallen ist Mitglied der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Krebsforschung (www. siak.ch). Im internationalen Rahmen besteht eine Zusammenarbeit mit International Breast Cancer Study Group (www.ibcsg.org), European Organization for Research and Therapy of Cancer (www. eortc.be), Hovon (Holländische Leukämiestudiengruppe) und Sendo (Southern Europe New Drug Organization). Zudem werden lokale Projekte mit anderen Kliniken und Studien mit der pharmazeutischen Industrie durchgeführt. (kf)