folgende Zeitungsanzeige zur Befreiung von Ausschwitz :
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HEIL DICH DOCH SELBST. DIE «FLICK COLLECTION» WIRD GESCHLOSSEN
Berlin hat jetzt eine staatlich sanktionierte «erste Adresse» für zeitgenössische Kunst, die in verschiedener Hinsicht monumental zu nennen ist: Die «Friedrich Christian Flick Collection» ist ein temporäres Denkmal für den Flickreichtum, ein ausgestellter Konsumakt, der sich aus dem Geld speist, das mit der Kriegs- und Vernichtungsmaschine der Nazis erworben wurde. 1944 arbeiteten im NS-Industrie-Imperium Flick rund 50.000 Zwangsarbeiter/innen, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Der Enkel handelt im Sinne seines Großvaters, wenn er sich weigert, die Überlebenden zu entschädigen. Dabei stellt der Entschädigungsfonds nur einen minimalen Bruchteil dessen zur Verfügung, was an Zwangsarbeit verdient und über viele Kanäle in die Nachkriegsökonomie eingespeist wurde, die den magischen Namen «Wirtschaftswunder» erhielt.
Flick spricht davon, seinen Familiennamen «auf eine neue und dauerhaft positive Ebene zu stellen». Toll, findet Staatsministerin Weiss, die Ausstellung schließe «einen Teil der Wunde, die in Berlin durch die Nazi-Zeit gerissen wurde». So versöhnen sich die Deutschen mit sich selbst. Die Nazis nahmen ihnen die moderne Kunst, einer der Enkel aber gibt etwas davon zurück. Er kauft mit dem geerbten Geld post-avantgardistische Werke und redet in Sehnsuchtsmetaphern, in gebrochen existenziellen Codes, die den Sammler und sein Leiden an der Geschichte verkörpern. Da kann auch der Generaldirektor der Staatlichen Museen, Schuster, einsteigen und «vom Drama der Deutschen mit der Kunst» zu sprechen beginnen. Der Themenwechsel ist abgeschlossen, von der Vernichtung durch Arbeit im Nationalsozialismus zu zeitgenössischer Kunst im Hamburger Bahnhof. Postavantgarde und ein staatlich unterstützter Normalisierungsanspruch gehen eine unheimliche Synthese ein.
Keine Kunst ist an sich gut oder schlecht. Jede Arbeit ist die Summe ihrer Elemente. Dazu zählen die Entstehungsbedingungen, Durchsetzungsstrategien und auch ihr Gebrauch. Der Rahmen ist ein Teil des Bildes, wer ihn ändert, ändert das Bild. Und hier ist zu sehen, wie das Projekt «Deutschland, alles ist wieder okay!» in der Berliner Republik funktioniert. Ausgerüstet mit einem Willen zur Debatte, der an den letzten Erfahrungsresten von 1968 geschult ist, und einer gewissen Distanz zum Wertekonservatismus wird jede Auseinandersetzung begrüßt, auch über den Nationalsozialismus, solange sie konsequenzlos bleibt. Die Erinnerung der Shoah wird noch in ihrer Benennung stillgestellt. Die Blockade politischer Macht, die durch die deutsche Geschichte gegeben ist, soll damit aufgehoben werden. Vielleicht ist der politische Unternehmer Friedrich Christian Flick auch deshalb zum Nach-MoMA-Joker der Berliner Kulturpolitik und der Bundesregierung geworden, weil sie in der Dreistigkeit des Coups ihre eigene Macht erkennen. Es geht darum, diese Stillstellung der Erinnerung zu unterbrechen.
Antifaschistische Linke Berlin, b_books, Texte zur Kunst & Karim Aïnouz, Hildegund Amanshauser, Fareed Armaly, Inke Arns, Thomas Arslan, Verlag Assoziation A, Marius Babias, Monika Baer, Nairy Baghramian, Jens Balzer, Aeneas Bastian, Stéphane Bauer, Rainer Bellenbaum, Irene Below, Bernadette Corporation, Linda Bilda, Sabine Bitter, Michael Blum, Anna Blume, Jürgen Bock, Christian von Borries, Candice Breitz, Micha Brumlik, Benjamin Buchloh, Barbara Buchmaier, Sabeth Buchmann, Angela Bulloch, Mercedes Bunz, Werner Busch, Esther Buss, Judith Butler, Luis Camnitzer, Stefanie Carp, Merlin Carpenter, Frank Castorf, CHEAP, Die üblichen Çhih Çhie, Marcus Coelen, Tsafrir Cohen, Martin Conrads, Alice Creischer, Dietmar Dath, Anthony Davies, Eric de Bruyn, Astrid Deuber-Mankowsky, Rosalyn Deutsche, Diedrich Diederichsen, Katja Diefenbach, Stephan Dillemuth, Esther Dischereit, Jochen Distelmeyer, Helmut Draxler, Lothar Eberhardt, Mary Beth Edelson, Ekkehard Ehlers, Maria Eichhorn, Carolin Emcke, Charles Esche, Katja Eydel, Jacob Fabricius, Harun Farocki, Stefan Feger, Silvia Fehrmann, FelS – Für eine linke Strömung, Andreas Fogarasi, Simon Ford, Rike Frank, Andrea Fraser, Wochenzeitung Freitag, Reinhold Friedl, Christine Frisinghelli, Fritz-Bauer-Institut, Ted Gaier, Stephan Geene, Cathy S. Gelbin, Andrea Geyer, Karin Gludovatz, Isabelle Graw, Renée Green, Matthias Greffrath, Asta Gröting, Peter Grottian, Eva Grubinger, Christoph Gurk, Doris Guth, Ulrich Gutmair, Matthias Haase, Katharina Hacker, Harriet Häussler, Judith Halberstam, Isabel Halene, Daniela Hammer-Tugendhat, Matthias von Hartz, Frigga Haug, Wolfgang Fritz Haug, Anselm Haverkamp, Henriette Heise, Jörg Heiser, Jutta Held, Daniel Hendrickson, Christian Höller, Kim Hörbe, Detlef Hoffmann, Tom Holert, Judith Hopf, Eva Horn, Carol Jacobs, Rahel Jaeggi, Jakob Jakobsen, Katja Jedermann, Elfriede Jelinek, Jan Jelinek, Jour Fixe Initiative, Birgit Kaiser, Antiquariat Kalligramm, Stefan Kalmár, Schorsch Kamerun, kanak attak, Katharina Karrenberg, Judith Keilbach, Christoph Keller, Ina Kerner, Peter Kessen, Sarah Khan, Gertrud Koch, Jutta Koether, Silvia Kolbowski, Christian Kravagna, Kristin Krüger, Clemens Krümmel, Thomas Kuczynski, Kultursprünge e.V., Carin Kuoni, Axel Lapp, Susanne Leeb, Götz Leineweber, Franziska Lesák, Jin Lie, LIGNA – Radio Kunst Kollektiv, Deborah E. Lipstadt, Thomas Locher, Melissa Logan, Dirk von Lowtzow, Maren Lübbke-Tidow, Gundel Mattenklott, Ruth May, Thomas Meinecke, Michaela Melián, Christoph Menke, Christiane Mennicke, Eva Meyer, Matthias Michalka, Tanja Michalsky, Christian Phillip Müller, Markus Müller, Ulrike Müller, Alain Mundt, Nitribitt – Frankfurter Ökonomien, Nils Norman, Marion von Osten, Phillip Oswalt, Ulrike Ottinger, Partner gegen Berlin, Mai-Thu Perret, Emily Pethick, Christian Petzold, Robert Pfaller, Michalis Pichler, Daniel Pies, Claudia Plöchinger, Mathias Poledna, Rene Pollesch, Christiane Post, Martin Prinzhorn, pro qm, Josephine Pryde, Catherine Quéloz, Aenne Quinones, Anne-Julie Raccoursier, Gerald Raunig, Karin Rebbert, Juliane Rebentisch, Susanne Regener, Katja Reichard, Wolfgang Reinke, Lars Rensmann, Stefan Römer, Jan Rohlf, Avital Ronell, Viola Rusche, Susanne Sachsse, Natascha Sadr-Haghighian, Sabine Sanio, Eran Schaerf, Jo Schmeiser, Marcus Schmickler, Astrid Schmidt, Dierk Schmidt, Viktoria Schmidt-Linsenhoff, Viola Schmitt, Sophia Schmitz, Norbert Schneider, Verlag Silke Schreiber, Holger Schulze, Georg Seeßlen, Alexandra Seibel, Benedict Seymour, Simon Sheikh, Marc Siegel, Hubertus Siegert, Andreas Siekmann, Nicolas Siepen, Eckhard Siepmann, Beate Söntgen, Ruth Sonderegger, Raimar Stange, Starship Magazin, Erik Stein, Hito Steyerl, Katharina Sykora, Christoph Tannert, Sissi Tax, Simon Teune, Klaus Theweleit, Kathrin Thiele, Peter Thiessen, Felicitas Thun Hohenstein, Friedrich Tietjen, Ralph Ubl, Antonia Ulrich, Unrast Verlag, Tanya Ury, Verbrecher Verlag, Jan Verwoert, Ingo Vetter, Claudia Wahjudi, Alexis Waltz, Helmut Weber, Klaus Weber, Samuel Weber, Annette Wehrmann, Peter Weibel, Brigitte Weingart, Marc Weiser, Antje Weitzel, Albrecht Wellmer, Silke Wenk, Otto Karl Werckmeister, Aljoscha Weskott, Wanda Wieczorek, Axel John Wieder, Gregory Williams, Manfred Willmann, Ina Wudtke, Michaela Wünsch, Miya Yoshida, Octavio Zaya, Raul Zelik
Ausführliche Information zu den Unterzeichner/innen
Diese Anzeige erscheint anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.
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