Jennifers Ausweg

vom 18. Juni 2004 – in memoriam of Jennifer Nitsch, die nur 37 Jahre alt wurde…und anderen Frei-Toten, weniger populär.
18. 6. 04
noch einmal zum Tod von Jennifer Nitsch…..hier ist es also wieder einmal in Reinkultur zu sehen:

(siehe auch weiter unten den fem/Artikel:“Mit 38 zu alt?“)

Das harte kalte Leben in der Glitzer-Society.

Was in diesen Tagen mehr und mehr aus dem „Schatten“ hervortrtt – Männer schreiben Bücher und feiern ihr Comeback mit dem Aufguß einer geil-lüsternen Vergangenheit als „Sänger“ – (keiner will das wissen..)
wird bei Frauen dann halt stattdessen:
AUTO-AGGRESSION

diagnostiziert.

Wenn sie mit dem Druck und der Oberflächlichkeit nicht mehr klarkommen, und sowieso gesellschaftlich niemals die Möglichkeiten hätten (sicher auch „sooo“ nicht wollten und abstoßend fänden)

ihren Frust oder was immer, „abzubauen“ –

wie Männer: etwa wie Moderator Friedman oder ein bekannter Maler, dessen Name uns gerade nicht einfällt, es getan haben, wobei die Justiz der Drogenkonsum aufregte, uns jedoch die Menschenverachtung gegenüber den „Prostituierten“,

ja- bleibt in dieser Gesellschaft den Frauen also nur noch der Freitod, gemildert durch Betäubungssuff zuvor?

Oder dann erst recht ausgelöst?

In vino veritas…bedeutet das Fatale –

Der Alkohol betäubt oft eben nicht,
sondern verstärkt die allgemeinen Lebensgefühle.

Oder setzt eine innere Klarheit frei,
vor der es im alkoholisch-veränderten Gehirn anscheinend keine andere Lösung mehr gibt..

die Pein, die in dieser Sekunde nicht mehr auszuhalten ist.

Jennifer Nitsch hat gewußt,
wie schlecht es ihr geht.
Sie hat ja „Freunde“ drastisch auf ihre Situation aufmerksam gemacht,
so las es sich in der Presse:
Indem sie sich auf Schienen der Trambahn in München legte.

Doch – wen interessierte das in der Münchener Schickeria-Gesellschaft?

Keinen.

Vielleicht das, für sich allein genommen,
schon ein Grund, sich so „mutterseelenallein“ zu fühlen und in einem hochspontanen Akt aus dem Fenster zu springen.

Die Tragödie Jennifer N. erinnert FEMINISSIMA an einen anderen Freitod in Berlin, in diesem Frühjahr:

eine junge Frau sprang aus dem obersten Stockwerk (dort wohnte sie ) eines Hochhauses, nachdem ihre Eltern sie besucht hatten:
Die Eltern waren gekommen, weil die junge Frau so verzweifelt war (wird dann immer schnell als Depression dargestellt..)

:

Sie war arbeitslos geworden und damit auch UNSTILLBAR EINSAM:

Denn mit dem Verlust des Arbeitsplatzes waren auch die sozialen Kontakte futsch….

Die Eltern hatten geglaubt,
so wurden sie hinterher von der BILD-Zeitung zitiert,
ihrer Tochter ginge es jetzt besser.
Sie sei getröstet, stabil.

Die Eltern hatten gerade die Haustür hinter sich gelassen, befanden sich gerade beim Zier- Gebüsch jenseits der Haustür, als der Körper ihrer Tochter neben ihnen auf den Platten aufknallte: tot.

Man mag also überlegen, darüber grübeln, was wohl die seit langem getrenntlebenden Eltern von Jennifer Nitsch der erwachsenen und so einsamen Tochter, dem „Star“ – gesagt haben, am Telefon.

Manchmal klingt das „Gutgemeinte“ furchtbar.
Hohl und überheblich.

Oder einfach nur – flach und desinteressiert.

Der allerschlimmste Satz, den man äußern kann: „
Andern geht es doch viel schlechter!“

Oder – noch schlimmer: „Reiß Dich doch mal zusammen!“