ja, SCHADE-SCHADE-SCHADE…das letzte politische ARD-Kabarett wurde geschlachtet…darf aber auf den III. weiter beißen….wenigstens!!
Quelle: tv-today-online
ARD stellt Hildebrandt den «Scheibenwischer» ab
Berlin (dpa) – Fast ein Vierteljahrhundert nach der ersten Sendung hat sich Dieter Hildebrandt mit seinem «Scheibenwischer» vom Bildschirm verabschiedet. Mit einer furiosen Show nahmen der Kabarettist und viele seiner Kollegen am Donnerstagabend live in der ARD die politische Klasse ins Visier.
Ob SPD-Krise, Rau-Nachfolge oder Irak-Krieg: Hildebrandt, Bruno Jonas, Georg Schramm, Richard Rogler oder Volker Pisper blickten auf die vergangenen zwei Jahrzehnte Bundesrepublik mit einer Mischung aus Wut und Wehmut zurück.
Dem Gala-Publikum, darunter Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), blieb das Lachen zuweilen im Hals stecken. Gleich zu Beginn erschien Georg Schramm mit Trauerbinde auf der Bühne. Nein, die gelte nicht dem scheidenden Hildebrandt, sondern der toten Leni Riefenstahl, klärte er strammdeutsch seinen Kollegen Jonas auf. «Der Führer hat sie zu sich gerufen».
Nazi-Sympathisanten, Kriegstreiber, Kapitalisten: Hildebrandts Kabarett-Welt lebte im Veranstaltungszelt «tipi» in Steinwurfnähe vom Bundeskanzleramt ein letztes Mal zur Hauptsendezeit auf. Zu ihr gehörten ein Münchner Richter, dem Hildebrandt Neonazi-Sympathien nachsagte, und George Bush, der die Deutschen endlich in ein Volk von Pazifisten verwandelt habe. Das Mitleid um den angeklagten Deutsche- Bank-Chef Josef Ackermann hielt sich in Grenzen. Selbst Rudi Völler bekam sein Fett ab. Als «Tante Käthe» könnte der Trainer im Amt des Bundespräsidenten auch gleichzeitig die Frauenquote erfüllen, lautete Roglers Vorschlag.
Als ein Hubschrauber über das Festzelt im Berliner Tiergarten ratterte, blickte Hildebrandt in Richtung Schröder-Domizil: «Haut der ab?», fragte er nur scheinbar besorgt. Auch die Bayern-Wahl nutzte der Kabarettist, um der SPD eins auszuwischen. Zum Schutz der aussterbenden Rot-Wähler sollten Reservate geschaffen werden.
Den melancholischen Part übernahm Konstantin Wecker. «Er träumt den großen Traum – den vom Verstand», heißt es in seinem «Hildebrandt Blues». In Zeiten von Comedy und Harald Schmidt klang Weckers Song wie der Abgesang auf ein Fernsehzeitalter aufgeklärter Unterhaltung, für die Hildebrandt wohl ein letzter Repräsentant ist. Der 76-Jährige hatte die Absetzung seines «Scheibenwischers» kritisiert. Mit rund drei Millionen Zuschauern trotz wechselnder Sendeplätze sei dies eine Missachtung des Fernsehpublikums.
Für die lautesten Lacher des Abends sorgte Mathias Richling in seinem Solo als Gesundheitsministerin Schmidt. «Ich wusste nicht, dass ich schon da bin», stellte sich Richling vor und ratterte im Polit-Kauderwelsch über die Gesundheitsreform mit rheinischem Schmidt-Akzent los. Die Ministerin aus Aachen blieb unter dem Zeltdach ihrer Frohnatur treu und lachte beherzt mit.
«Kein Atomkraftwerk ist ohne unsere Kritik ans Netz gegangen», beschworen die Kabarettisten die (Ohn-) Macht der Polit-Satire. «Wir haben uns gegenseitig verdient», rief Bruno Jonas seinen Kollegen auf der Bühne und den Gegnern zu. Jonas und andere Mitstreiter werden vom 8. Januar 2004 an beim neuen ARD-«Scheibenwischer» mit von der Partie sein. Wie sich die Zeiten ändern: Zusammen mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) produziert der Bayerische Rundfunk die zehn Sendungen. Die Münchner waren in den vergangenen 23 Jahren aus Protest gegen Hildebrandt mehrmals aus der gemeinsamen ARD- Sendung im Ersten ausgeschert.